
In Westdeutschland heißen sie Berliner. In der Hauptstadt nennt man die Berliner kurioserweise Pfannkuchen. In Hessen sind sie unter Kräppel oder auch Kreppel bekannt und in Bayern bezeichnet man das feine runde Gebäck als Krapfen. Eines haben die Kreationen aus süßem Hefeteig, die in Fett ausgebacken werden, gemeinsam: Frisch und noch leicht warm schmecken sie am besten.
Die Geister scheiden sich hingegen, was das "Innendrin" und das "Obendrauf" betrifft. Munden sie besser mit Hagebuttenmarmelade oder doch eher mit Schokocreme? Bevorzugt man Puderzucker oder eine Glasur? Diese Redaktion erkundigte sich in vier Bäckereien nach den Vorlieben und erhielt dabei auf ihre Fragen teilweise überraschende Antworten.
1. Bäckerei Hippeli in Hausen: Welcher Krapfen geht bei Ihnen am besten über den Ladentisch?

Jedes Jahr zur Faschingszeit erlebe der Krapfen eine Hochzeit, bestätigt Andrea Hippeli von der gleichnamigen Bäckerei in Hausen. Die Familienbäckerei bietet das beliebte Faschingsgebäck in der kalten Jahreszeit von Oktober bis März an.
Bei den Rhöner Kunden kommt der klassische gezuckerte Krapfen mit Hiffenmark, also Hagebuttenmarmelade, am besten an, wie auf Nachfrage zu erfahren ist. Ebenfalls beliebt sind die Apfelkrapfen der Bäckerei Hippeli, die allerdings nur zum Hausener Apfelmarkt im Oktober gebacken werden.
Eine Besonderheit gibt es aber doch noch in der Rhön: "Auf Wunsch machen wir auch Krapfen ohne Marmelade", so Andrea Hippeli. "Oder ohne Zucker", ergänzt Dieter Hippeli. Für seine Kunden bestreut der Bäckermeister und Konditor Dieter Hippeli die Köstlichkeiten auch mit Puderzucker.
"Wir gehen gerne auf die Wünsche unserer Kunden ein." Egal, ob Krapfen mit Kristallzucker oder ohne. "Hauptsache nicht mit Senf gefüllt", scherzt Dieter Hippeli.
2. Häckers Café und mehr in Bad Königshofen: Wie lautet Ihr Lieblingsrezept?

Wie viele Krapfen der Bad Königshöfer Konditormeister Herbert Häcker in seinem fast 50 Jahre langen Berufsleben schon gebacken hat, ist schwer zu sagen. Aber einige hunderttausend Stück dürften es nach seiner Einschätzung schon gewesen sein. Auch jetzt in den Wintermonaten hat er wieder alle Hände voll zu tun, um in seiner Konditorei mit angegliedertem Café das typische Wintergebäck herzustellen.
"Jetzt in der Faschingszeit ist die Nachfrage besonders groß", weiß Häcker, weshalb er zum Krapfenbacken auch deutlich länger braucht als sonst. Etwa zwei Stunden benötigt der 64-Jährige in den Morgenstunden, um rund 200 Krapfen ohne Zusatzstoffe herzustellen, die dann im Laufe des Tages über die Ladentheke gehen. Das sind mehr als doppelt so viele wie zum Beispiel im November, Dezember oder nach der Faschingssaison.
Mit 90 Prozent hätten mit Hagebuttenmarmelade gefüllte Krapfen den mit Abstand größten Anteil an der Tagesproduktion, gefolgt von Krapfen mit Vanillecreme oder Eierlikör mit jeweils etwa fünf Prozent. "Ich beschränke mich auf diese drei Sorten, weil bei mir andere Füllungen wie Himbeer- oder Zwetschgenmarmelade kaum nachgefragt werden", so der Konditormeister.
Häcker, der bei der täglichen Arbeit im Geschäft und Café von seiner Frau und seinen drei Töchtern tatkräftig unterstützt wird, isst selbst gerne Krapfen. "Einer am Tag muss es schon sein", sagt er, wobei er auf die Frage nach seinem Lieblingskrapfen nicht lange nach einer Antwort suchen muss. "Ich bevorzuge den klassischen fränkischen Krapfen mit Hiffenmarkfüllung." Warum das so ist? Häcker lacht. "Wahrscheinlich liegt das an meinem Alter, in dem man keine große Lust mehr auf Experimente hat."
3. Bäckerei Klüpfel in Herschfeld: Welchen Krapfen bevorzugen Sie persönlich?

Jahr für Jahr verkauft Stephanie Klüpfel von der gleichnamigen Bäckerei in Herschfeld Krapfen an ihre Kunden. Welchen Krapfen mag sie eigentlich selbst am liebsten? "Ich bin da ganz klassisch", sagt sie. Die 61-Jährige bevorzugt den Krapfen, gefüllt mit Hiffenmark. "Etwas anderes kommt bei mir nicht auf die Theke und auch nicht in meinen Mund."
Ihrer Meinung nach muss der unterfränkische Krapfen mit der orangeroten Hagebuttenmarmelade gefüllt sein. Die einzige Alternative, die für sie "gerade noch so geht", sei ein Apfelkrapfen, schmunzelt die Bäckerei-Chefin.
Wie sieht es mit der Garnitur aus? Stephanie Klüpfel hat am liebsten Kristallzucker auf ihrem Krapfen. Das würden die mit Abstand meisten ihrer Kundinnen und Kunden auch so sehen. In der Bäckerei werden Krapfen sowohl mit Kristall- als auch mit Puderzucker angeboten. Der Krapfen mit Kristallzucker habe jedoch deutlich die Nase vorne. Nicht vergessen werden sollen die "Ausgezogenen", die bei den Klüpfels ebenfalls gerne über den Ladentisch gehen.
4. Bäckerei Degetsmühle in Bischofsheim: Was ist das Besondere an ihrem Krapfen?

Die klassische runde Form des Krapfens kennt jede und jeder. Diese gibt es natürlich auch in der Bäckerei Degetsmühle in Bischofsheim in der Rhön. Auch Krapfen, in denen eine mit Eierlikör gefüllte Spritze steckt, gab es schon. Wer momentan in die Auslage sieht, bemerkt neben den runden Krapfen ganz spezielle Exemplare – und zwar "Finger-Krapfen".
Die Idee entstand laut Inhaber Manfred Enders in der Corona-Zeit. "Wir probieren immer einmal wieder etwas aus", sagt er. Und so entstand der erste Finger-Krapfen, der das "Peace"-Zeichen zeigte. Weitere Variationen folgten, beispielsweise der Krapfen mit dem Daumen nach oben oder das "Heavy Metal"-Zeichen, auch bekannt als"Pommesgabel".
Bei der Herstellung handelt es sich um echtes Handwerk. Der Teig wird ohne Hilfe von Maschinen ausgerollt und dann ausgestochen. Eine fertige Finger-Form gibt es jedoch nicht, die einzelnen Finger werden dann am Ende zu dem kleinen Krapfen-Kunstwerk zusammengefügt.
Die besonderen Krapfen sind nicht nur bei der Kundschaft beliebt, sondern auch bei den Enkeln von Manfred Enders und seiner Frau Angelika, die die Krapfen im Laden verkauft. "Ist noch etwas übrig?", fragen die Enkel gerne einmal nach Ladenschluss. Wenn dem so ist, werden dann mit Freude die einzelnen Finger verspeist.