Locker und fröhlich war die Stimmung beim vierten Neujahrsempfang der Gemeinde Nordheim. Zufrieden ließ Bürgermeister Thomas Fischer das Jahr 2023 Revue passieren. Seine Bilanz konnte sich sehen lassen, was nicht zuletzt am ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger liegt. Auch Staatssekretär Sandro Kirchner sowie Bezirksrat Martin Wende fanden anerkennende Worte. Als besonderer Ehrengast ließ Maja Betz, Deutsche Meisterin 2023 im Duathlon und Triathlon, die Besucher an ihrem Leben teilhaben.
Zunächst der Rückblick: "Ich will nicht zynisch sein, aber die vergangenen drei Jahre sind für uns wirklich richtig super gelaufen", eröffnete Gastgeber Thomas Fischer den Abend. Trotz extrem hoher Investitionen konnte der Schuldenstand von derzeit rund einer halben Million Euro kontinuierlich zurückgeführt werden. Waren es 2008 bei Fischers Amtsantritt noch 3,6 Millionen Euro Schulden, dürften davon Ende 2024 knapp 250.000 Euro übrig sein.
2019 wurde mit dem Bau der neuen Kindertagesstätte begonnen, welche seit September 2023 in kommunaler Trägerschaft ist. Die Gesamtkosten hierfür belaufen sich auf 4,3 Millionen Euro, abzüglich 3,1 Millionen Euro an Zuschüssen. "Wir haben unter anderem einen Koch eingestellt und sind eine von fünf Landkreisgemeinden, die ihren Kindern Vollverpflegung anbieten kann", erklärte Thomas Fischer zufrieden.
Die neu installierte Hackschnitzelheizung des Gebäudes versorgt zudem Grundschule, Turnhalle und Kirche. Sie wird jährlich etwa 50.000 Liter Heizöl durch klimaneutrale Rohstoffe ersetzen. Strom erzeugt man durch Photovoltaik weitestgehend selbst. "Verantwortungsvolle Bürgermeister und Gemeinderäte benötigen keine Ratschläge oder Gesetze der Ampel. Wir vor Ort wissen genau, was zu tun ist", teilte Fischer Richtung Bundesregierung aus. Im Gegensatz dazu hob der Bürgermeister die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, der Regierung von Unterfranken sowie den Abgeordneten hervor.
Interviews statt Grußworte: So wurde der Neujahrsempfang kurzweilig
Anstelle von Grußworten hatte Thomas Fischer die Idee, seine Ehrengäste zu interviewen. Maja Betz, aufgewachsen in Nordheim, schloss letztes Jahr ihr Studium der Sportwissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ab. Für ihre Masterarbeit bekam sie die Traumnote 1,0. Zudem wurde sie 2023 Deutsche Meisterin im Duathlon (Mitteldistanz) und im Triathlon (Langdistanz). Hierfür gab es kräftigen Beifall.
Morgens um 8 Uhr liege die erste Trainingseinheit bereits hinter ihr. 25 bis 30 Stunden Training pro Woche seien keine Seltenheit. Den Sport nennt Maja Betz einen guten Ausgleich zum Studium. Trotz aller Begeisterung sucht sie nun nach dem "Plan B", denn eine Sportlerkarriere sei kurzlebig, weshalb sie lieber zweigleisig fahren will. "Erfolg geht immer mit Erwartungsdruck einher, ich möchte nicht langfristig auf Sponsoren und Förderer angewiesen sein", bekennt die junge Frau offen. Nach ihren aktuellen Plänen gefragt, weist sie auf eine gesunde Balance hin. Klares Statement: "2024 werde ich entspannt auf mich zukommen lassen."
Über den inneren Schweinehund des Staatssekretärs
Martin Wende, geboren 1988, wohnhaft in Hammelburg, ist Lehrer und seit Ende Oktober frisch gebackener Bezirksrat. Zuletzt sei er im Sommer Rad gefahren, lautete die Antwort auf Thomas Fischers Frage nach sportlicher Betätigung. Neben Landrat Thomas Habermann gehört der 35-jährige dem Kulturausschuss an. "Diese Region hat mit Abstand die meisten kulturellen Einrichtungen", geriet er ins Schwärmen. Als Träger der überörtlichen Sozialhilfe hilft der Bezirk Unterfranken pflegebedürftigen, behinderten und psychisch kranken Menschen und ist zudem Träger von Fachkliniken sowie mehrerer Heime, informierte Wende.
"Mein innerer Schweinehund hat zuletzt Mitte November zugelassen, dass ich laufen gehe", bekannte Staatssekretär Sandro Kirchner lachend. Auch wenn sein Amt den Sport beinhalte, schwitze er bereits im Stehen. Ernst wurde es, als der Politiker über Gespräche mit Landwirtschaftsvertretern berichtete. Leider seien hier die Kompetenzen des Freistaats begrenzt, dennoch wolle man die Branche nach Kräften unterstützen.
Wichtiges Thema sei in seinen Augen die flächendeckende medizinische Versorgung auf dem Land. In Nordheim wurde mit dem Bau der Kita wichtige Infrastruktur geschaffen, gleichzeitig konnten Schulden abgebaut werden, betonte Sandro Kirchner anerkennend. Als politische Herausforderung der aktuellen Zeit sieht er die Migrationspolitik. Seiner Meinung nach dürften Bürgerinnen und Bürger nicht überfordert werden, um weitere Spaltungen innerhalb der Gesellschaft zu vermeiden. "Es ist fantastisch, was kleine Gemeinden leisten können", mit diesem Schlusssatz schlug Kirchner den Bogen zurück zur Kommunalpolitik.