Abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport treiben – pünktlich zu Beginn des neuen Jahres nehmen sich viele Menschen wieder zahlreiche Dinge vor, die sie ändern möchten. Nur, um schnell dann oft schnell wieder in alte Muster zu verfallen. Doch wie besiegt man eigentlich den inneren Schweinehund? Und ist nicht eigentlich der Weg schon das Ziel?
Maja Betz aus Nordheim ist jemand, der es wissen muss. Die 24-Jährige vom SC Ostheim/Rhön ist nach ihrem Sieg beim OstseeMan-Triathlon in Glücksburg (Schleswig-Holstein) Deutsche Meisterin im Langdistanz-Triathlon. Ihre Zeit: 9:32:25 Stunden für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen 42,2 Kilometer langen Marathonlauf.
Im Interview spricht die Sportlerin über Vorsätze, Selbstmotivation und warum auch bei ihr der innere Schweinehund mal siegt.
Maja Betz: Tatsächlich nicht. Das habe ich eigentlich noch nie gemacht. Dass man sich Ziele setzt, ist ja nicht abhängig vom Jahreswechsel. Das kann ich zu jedem Zeitpunkt im Jahr machen. Aber für viele Menschen ist gerade der Jahreswechsel ein Zeitpunkt, Vorsätze zu fassen. Tatsächlich merke ich das oft an der Schwimmhalle, weil sie nach Neujahr für ein paar Wochen voller ist als üblich.
Betz: Natürlich habe ich Vorhaben, die ich erreichen will. Bei mir ist es oft so, dass diese mit der Saison getaktet sind. Aber eben nicht konkret zu diesem fixen Datum.
Betz: Auf der einen Seite steht der Sport im Fokus. Ich will an den Erfolg anknüpfen. Mein Ziel ist es, langfristig den Sport beruflich auszuüben und von ihm leben zu können. Dann ist es ein Faktor Sponsoren zu finden, die einem langfristig zur Seite stehen – auch wenn es einmal nicht so läuft, wie erhofft. Es ist im Leben nun nicht immer glorreich. Mein Trainer sagt: Je höher die Berge, desto tiefer die Täler. Und gerade dann weiterzumachen und am Ball zu bleiben ist natürlich sehr herausfordernd.
Betz: Ich will mein Masterstudium erfolgreich abschließen. Es ist wichtig ein zweites Standbein zu haben, weil der Sport natürlich sehr kurzlebig sein kann. Ich kann mir morgen auf dem Weg zum einkaufen das Bein brechen und erst einmal ausfallen.
Betz: Keine konkreten. Hier fällt vor allem mein Studium darunter. Und beim Sport gehört einfach schon vieles dazu, wie zum Beispiel sich ausgewogen und gesund zu ernähren.
Betz: Damit kann man mich gar nicht so stark locken. Um langfristig am Ball zu bleiben, sollte man nicht aktiv auf irgendetwas verzichten. Ich esse natürlich auch einmal ein Stück Schokolade. Es muss langfristig miteinander vereinbar sein. Wenn jemand beispielsweise Döner mag, aber ganz bewusst immer darauf verzichtet, reizt es ihn umso mehr.
Betz: Definitiv. Wobei ich zwischen Sport und Studium unterscheiden muss. Beim Sport gibt es sehr wenige Tage, an denen ich lieber auf der Couch liegen bleiben würde. Es gibt sie natürlich auch, aber sie sind tatsächlich sehr selten. Gott sei Dank. Man kann den Leistungssport nicht erfolgreich ausführen, wenn man ihn nicht auch lebt.
Betz: Es kommt darauf an. Wenn ich mich körperlich eingeschränkt fühle oder nicht fit bin, dann ist es auch vernünftig zu pausieren. Aber wenn der Schweinehund sagt, dass die Couch bequemer wäre – dann nicht. Das kommt bei mir aber auch selten vor. Ich bin auch sehr dankbar darüber, dass ich mein Training gerne ausübe. Man hat ja auch immer das Ziel vor Augen, im Wettkampf bestmöglich performen zu können. Deshalb sind Ziele ja auch eine gute Möglichkeit, sich zu motivieren.
Betz: Ich könnte Ihnen jetzt kein Beispiel nennen, bei dem er im Bereich Sport gesiegt hat. Wenn wir aber über das Studium sprechen, siegt er ganz sicher auch ab und an.
Betz: Man muss sich vor Augen halten, was man erreichen will. Bei mir ist es dann zum Beispiel der Abschluss. Ich weiß, dass ich dafür Leistung erbringen muss. Das ist mein Motivator. Man sollte sich die Fragen stellen: Warum mache ich das und wofür brauche ich es? Ich könnte auch sagen, Sport ist nicht mehr das Wahre und mir einen Job suchen. Aber wenn eben Sport das ist, was ich machen will, muss ich auch bereit sein, entsprechende Entbehrungen in Kauf zu nehmen und dafür zu trainieren.
Betz: Ja. Eine zusätzliche Möglichkeit ist es auch, sich Unterstützung zu holen. Wenn ich weiß, dass es mir beispielsweise schwer fällt, regelmäßig Sport zu treiben, suche ich mir Anschluss. Zum Beispiel eine Laufgruppe, zu der man dann jede Woche geht. Vielen hilft es, solch einen Fixpunkt zu haben und sie wissen, dass sie Menschen treffen, mit denen sie sich verstehen. Dann kostet das auch keine Überwindung mehr.
Betz: Ich denke, dass definitiv der Weg schon das Ziel ist. Das ist auch der Spruch meines Vereins. Schließlich kann ich ohne diesen gar nicht zum Ziel kommen. Häufig ist es aber dann doch so, dass Hindernisse auf dem Weg liegen. Deshalb sollte man sich Zwischenziele setzen und vielleicht auch vom Hauptziel abweichen. Oder anfangs ein weniger herausforderndes Ziel anstreben, um dann irgendwann doch das eigentliche Ziel erreichen zu können.
Betz: Ja – und eben mit Hindernissen und möglichen Rückschlägen umgehen können. Das ist enorm herausfordernd. Aber trotz Rückschlägen am Ball zu bleiben, ist auch eine Leistung, die man sich bewusst machen muss. Und das gilt nicht nur für den Sport, sondern ganz generell im Alltag.
Betz: Natürlich versuche ich meine Ziele zu erreichen, aber es gibt auch bei mir viele Ziele, die ich nicht schaffe, umzusetzen. Niemand ist perfekt. Es gibt auch das Thema Selbstwirksamkeit. Das ist die Fähigkeit in sich zu vertrauen und zu wissen, was man kann. Ich bin beispielsweise eine Person, die lieber in einen Wettkampf geht und schaut was geht. Mir fällt es schwer zu sagen, dass ich besser als die Konkurrenz bin. Ich bin eher ein Tiefstapler. Denn wenn man dann doch versagt, ist das Versagen viel größer, wenn man sich höhere Ziele gesteckt hatte.
Betz: Auf jeden Fall. Man sollte sich nicht zu strikt an den Zielen aufhängen und auch nicht verzweifeln, wenn es mal nicht so läuft. Natürlich ist es der Supergau, wenn ich merke, dass alles den Bach runter geht. Man hat nicht immer den perfekten Tag. Dann sollte man es aber schaffen zu sagen: 'Ok, das war jetzt ein Satz mit x' und trotzdem wieder aufstehen und weitermachen. Das ist schwer und kann auch ein paar Tage dauern. Man muss aber damit abschließen und den Blick wieder nach vorne richten. Die Musik spielt in der Zukunft und niemand fragt, was gestern war.