zurück
Würzburg
"An der Grenze des Belastbaren": Viele Polizeikräfte aus Unterfranken beim G-7-Gipfel in Elmau im Einsatz
Rund 30 Prozent des Polizeipersonals in Unterfranken könnte zeitweise nach Elmau abgeordnet werden. Wer sorgt in dieser Zeit in der Region für Sicherheit?
Berittene Bundespolizisten stehen an der Grenzkontrolle an der B 23 im bayerische Griesen neben einem Polizeihubschrauber: Mit allem, was sie hat, soll die Polizei beim G-7-Gipfel in Elmau Ende Juni für Sicherheit sorgen. Aber wer dort im Einsatz ist, fehlt in den heimischen Dienststellen.
Foto: Angelika Warmuth, dpa | Berittene Bundespolizisten stehen an der Grenzkontrolle an der B 23 im bayerische Griesen neben einem Polizeihubschrauber: Mit allem, was sie hat, soll die Polizei beim G-7-Gipfel in Elmau Ende Juni für Sicherheit ...
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:44 Uhr

Während des G-7-Gipfels vom 26. bis 28. Juni sind im bayerischen Elmau auch viele Polizistinnen und Polizisten aus Unterfranken im Einsatz. In den Dienststellen in der Regionen wird dann wohl nur noch mit einer Rumpfmannschaft die Stellung gehalten. "Wir müssen beten, dass während des G-7-Gipfels hier bei uns zuhause nichts Größeres passiert",  sagen einige Polizeibeamte aus Unterfranken.

Das Polizeipräsidium Unterfranken stellt seit Monaten wesentliche Teile des Planungsstabes und jetzt in der "heißen Phase" viele Einsatzkräfte für das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im etwa 400 südlich von Würzburg entfernten Elmau.

Bayern will mit über 17.000 Beamtinnen und Beamten für Sicherheit sorgen

"Gäbe es da nicht zweckmäßigere Lösungen?" fragt der unterfränkische Personalratsvorsitzende Thorsten Grimm stellvertretend für viele Polizistinnen und Polizsten. "Wir rennen sehenden Auges auf die Grenze des Belastbaren zu", befürchtet der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt).

Thorsten Grimm, unterfränkischer Personalratsvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), warnt vor einer Überlastung der unterfränkischen Polizeibeamten durch den G-7-Gipfel.
Foto: Fabian Gebert | Thorsten Grimm, unterfränkischer Personalratsvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), warnt vor einer Überlastung der unterfränkischen Polizeibeamten durch den ...

Das G7-Treffen findet zum zweiten Mal in dem Luxushotel Schloss Elmau statt. Das Hotel wird mit einem 16 Kilometer langen Sperrgürtel und einer Sicherheitszone hermetisch abgeriegelt. Bayern will laut Innenminister Joachim Herrmann mit über 17.000 Beamtinnen und Beamten für Sicherheit sorgen. Dazu kommt die Bundespolizei mit rund 7000 Beamtinnen und Beamten und das Bundeskriminalamt.

Die Kosten für das Treffen der Politiker und Politikerinnen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, den USA und Großbritannien bezifferte Innenminister Joachim Herrmann auf 166 Millionen Euro – davon 147 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen.

Bayerische Polizisten haben 2,4 Millionen Überstunden angehäuft

Bereits jetzt hätten sich 2,4 Millionen Überstunden bei bayerischen Polizeibeamten angehäuft, kritisiert Jürgen Köhnlein, bayerischer Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Um die abzufeiern, müssten 1200 Vollzeitbeschäftigte ein Jahr lang in den Urlaub gehen. "Durch G7 wird noch eine Spitze drauf kommen", sagt sein Stellvertreter Thorsten Grimm, der auch Personalratsvorsitzender in Unterfranken ist.

Wie viele Polizistinnen und Polizisten aus Unterfranken jetzt in Elmau für Sicherheit sorgen sollen? Dazu will man sich beim Polizeipräsidium Unterfranken nicht äußern. Fragen dazu könne nur die Pressestelle im Planungsstab in Elmau beantworten, teilt man mit. Aber auch dort gibt es keine konkreten Angaben: "Vor, während und nach dem Gipfel können sich die Bürger darauf verlassen, dass die Polizei rund um die Uhr für alle Aufgaben uneingeschränkt zur Verfügung steht",  heißt es nur aus Elmau.

Rund 30 Prozent des Stammpersonals in Unterfranken in Elmau im Einsatz

Allein für den Planungsstab, in dem seit sieben Monaten auch viel Personal aus Unterfranken mitarbeitet, werden nach Angaben von am Einsatz Beteiligten rund 200 Personen gebraucht. In Gewerkschaftskreisen rechnet man damit, dass rund 30 Prozent des Stammpersonals in Unterfranken zeitweise zum G-7-Gipfel abgeordnet wird. Das Präsidium in Würzburg gibt auf seiner Internetseite offiziell die Personalstärke in Unterfranken mit 2576 an, 30 Prozent davon wären also knapp 800 Beamtinnen und Beamte.

Um diese Lücken zu füllen, sollen – wie schon 2015 - sogar pensionierte Beamte kurzfristig die Uniform wieder anziehen, berichten pensionierte Polizisten, die selbst gefragt wurden.

"Wir haben Urlaubssperre und häufen gewaltig Überstunden auf", erzählen einige Polizistinnen und Polizisten. "Natürlich tun wir, was geht. Aber manches dauert dann länger als gewöhnlich – auch wenn die Bürger erwarten, dass die Polizei bei allem und jedem blitzartig zur Stelle ist", sagt eine Polizeibeamtin, die ihren Namen nicht öffentlich nennen will. 

Die Polizistinnen und Polizisten hoffen, dass es bei dem G-7-Gipfel ruhig zugeht. Geplant sind laut der Organisatoren bereits Demonstrationen in Garmisch-Partenkirchen und München, ein Sternmarsch mit vier Routen zum Tagungsort der Staats- und Regierungschefs und ein Protestcamp. Die Organisatoren erwarten mehrere tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In München ist zudem ein "Alternativgipfel" geplant.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manfred Schweidler
Bundeskriminalamt
Bundespolizei
Deutsche Polizeigewerkschaft
G7-Gipfel
G7-Staaten
Joachim Herrmann
Polizei
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte
Polizeipräsidium Unterfranken
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • E. H.
    Warum müssen für solche Treffen überhaupt "exotische" Orte herhalten? In jeder europ. Hauptstadt gibt es gut und permanent gesicherte Regierungsgebäude und bestimmt auch Schlafstätten. In Brüssel und Straßburg sind bestimmt auch Räume für die paar Leute frei.

    Will man in Elmau, an der Ostsee und wo auch immer diese Treffen schon stattfanden ein besonderes "Urlaubsfeeling" für die ach so wichtigen Politiker erzeugen?

    Die sollen ihre Arbeit machen, dazu brauchen sie keine besonderen aufwändig gesicherten Orte!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. M.
    Arbeitsgespräche sollten am Arbeitsplatz stattfinden, also im Kanzleramt. Die Sicherheit ist dort leichter zu bewerkstelligen und kostengünstiger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. H.
    Lächerliche Summen sinnlos verbraten! Volkswirtschaftlich eine Katastrophe!
    Warum kann man das heuztzutage nicht online abhalten?
    Homeoffice, Schullockdown, überall funktionierts....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Den Flugzeugträger samt Staatschefs zu sichern würde nichts kosten? Immer wieder die alte Leier vom Flugzeugträger... Wenn man kurz nachdenken würde dann würde man merken dass die Idee ebenfalls sowas von kostenintensiv wäre! Aber es sagt sich halt alles so leicht dahin, nicht wahr.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. S.
    Flugzeugträgerkampfgruppen gibt es aber ohnehin schon. So haben z. B. die Marinen der USA, Frankreichs, Italiens und des Vereinigten Königsreichs solche Kampfgruppen. Einen G-7-Gipfel könnten die direkt in eine Übung integrieren. Andere Möglichkeiten wären z. B. eine Insel, die bestehenden Gebäude an einem Dienstort der UNO (New York, Genf, Wien oder Nairobi), eine Militärbasis, Räumlichkeiten des Europäischen Parlaments (in Straßburg oder in Brüssel), oder, oder, oder. Es ginge in jedem Fall einfacher, sicherer, weniger personalaufwendig und günstiger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. B.
    Erschreckend, welche Unsummen hier sinnlos verblasen werden ……. Damit hätte man wirklich viel Gutes tun können!
    Den Vorschlag von Bertgs kann ich nur unterstützen….. es kann auch gerne die AIDA sein, kostet nur einen Bruchteil vom jetzigen Theater!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. G.
    Naja, da treffen sich eine handvoll Politiker zu einem Arbeitsgespräch. Das Ganze in Feudalherrenmanier ohne Rücksicht auf andere oder Kosten zu nehmen. Traurig, dass sowas überhaupt möglich ist. Vorschlag: Arbeitstreffen irgendwo im Atlantik auf einem Flugzeugträger. Stört niemanden, ist absolut sicher und die Teilnehmer der Veranstaltung werden nicht durch Presse oder sonst. Huldigungen von ihrer Arbeit abgelenkt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Hervorragend, in vier Sätzen alles gesagt!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten