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Bad Neustadt
Nach Angriff auf zwei Männer: Landkreis-Vertreter und Bürgermeister von Bad Neustadt sehen keine Homophobie in Rhön-Grabfeld
Im Kreissausschuss waren Mails zur Attacke auf zwei Männer in Bad Neustadt Thema. Warum Jörg Geier und Michael Werner kein Homophobie-Problem in Rhön-Grabfeld sehen.
Eine Person hält eine Regenbogenfahne in der Hand. Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Michael Werner haben zu dem vermutet homophoben Angriff in Bad Neustadt E-Mails erhalten. 
Foto: Lee Jin-Man | Eine Person hält eine Regenbogenfahne in der Hand. Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Michael Werner haben zu dem vermutet homophoben Angriff in Bad Neustadt E-Mails erhalten. 
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:59 Uhr

Im Mai wurden in Bad Neustadt zwei Männer von zwei Personen, darunter laut Polizei ein "offensichtlich stark homophober Hotelgast", angegriffen. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben später, dass die Angegriffenen nicht, wie anfangs geschrieben, homosexuell sind. Dies sei von den Tätern nur angenommen worden. Seit dem Vorfall ist die Frage, ob es im Landkreis Rhön-Grabfeld ein Problem mit Homophobie gibt, ein viel diskutiertes Thema.

"Ja, es gibt Homophobie in Rhön-Grabfeld", sagen Ines Palm, Peggy Pusch und Karl Graf Stauffenberg, die sich in der LGBTQI-Community engagieren und eine entsprechende Ansprechstelle gründen möchten. Jörg Geier von der Stabsstelle Kreisentwicklung des Landratsamts Rhön-Grabfeld dagegen sieht die Debatte über Homophobie in Rhön-Grabfeld als Ergebnis einer fehlerhaften Darstellung in der Presse. So sei zu Unrecht der Eindruck entstanden, es gebe im Landkreis ein Problem mit Homophobie.

Jörg Geier: Das Thema ist von außen in den Landkreis gebracht worden

In einer Sitzung des Rhön-Grabfelder Kreisausschusses äußerten sich Landrat Thomas Habermann und Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner zu E-Mails, die sie in Bezug auf den Angriff der beiden Männer erhalten hatten. Jörg Geier kennt die Mail, die Landrat Thomas Habermann zum Thema erreichte. Darin sei es im Wesentlichen darum gegangen, dass das Thema Homophobie im Landkreis durch die Berichterstattung zu Unrecht hochgekocht werde, so Geier.

"Ich selbst habe mit Personen aus der Zielgruppe gesprochen, sie sehen kein Problem mit Homophobie in Rhön-Grabfeld", so Jörg Geier auf Anfrage dieser Redaktion. Um die allgemeine Lage zu diesem Thema herauszubekommen, müsste man eine Umfrage starten. Ob man ein repräsentatives Statement erhalte, sei aber fraglich, meint Geier.

Das Thema sei von außen in den Landkreis gebracht worden. "Der Anlass für eine Debatte über Homophobie in Rhön-Grabfeld ist nicht existent", sagt Jörg Geier. "Bisher ist nie jemand in irgendeiner Form wegen dieses Themas an den Landkreis herangetreten."

Geier verweist auf das gerade in Würzburg entstehende Regenbogenbüro, dort sei aber auch die Bevölkerungsstruktur anders als in Rhön-Grabfeld. "Es ist keineswegs so, dass wir es ablehnen würden, auch in unserem Landkreis eine Anlaufstelle zu gründen. Aber es ist schlicht kein Bedarf dafür da", so Jörg Geier.

Landrat und Bürgermeister verurteilen Angriffe jeder Art

Sowohl Landrat Thomas Habermann als auch Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner hatten in der Sitzung des Kreisausschusses Angriffe jeglicher Art verurteilt, egal ob wegen der sexuellen Orientierung oder anderer Merkmale. Man sei offen und grenze niemanden aus, sagte Michael Werner. In der Mail, die der Bürgermeister aus Bad Neustadt erhalten hat, schilderte der Verfasser Angriffe in seiner Jugend aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Das berichtet Werner auf Nachfrage.

Er habe sich daraufhin mit dem E-Mail-Schreiber in Verbindung gesetzt und lange mit ihm gesprochen. Der Mann sei voll geoutet und habe berichtet, dass sich bei der Akzeptanz queerer Menschen zwar bereits viel getan habe, vor allem das Outing sei aber auch heute noch schwer.

Wie denkt Michael Werner selbst über das Thema? "Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld sind bunt", ist seine Meinung. Er sieht im Landkreis keine Homophobie, da queere Menschen heute keine Minderheit mehr darstellen würden. "In meinem engen Freundes- und Bekanntenkreis gibt es viele gleichgeschlechtliche Paare, auch mit Kindern. Sie sind gut integriert in der Gesellschaft", so Werner.

Eine Regenbogenfahne möchte er nicht aufhängen, da so wieder der Blick auf queere Menschen als Minderheit gerichtet werde. Anlass für eine Anlaufstelle für queere Menschen sieht er in Rhön-Grabfeld nicht, da sie sowieso längst Teil der Gesellschaft seien. Dennoch findet Michael Werner Initiativen wie den LGBTQI-Stammtisch in Peggys Wohnzimmer in Bad Neustadt gut. Vor allem, um queere Menschen bei ihrem Outing zu unterstützen.

Bürgermeister Michael Werner: Queere Menschen sind längst Teil der Gesellschaft

In Rhön-Grabfeld, Bad Neustadt und auch in der Stadtverwaltung sei jede Sexualität vertreten, alle Menschen seien wichtige Teile der Gesellschaft. Das sei normal und voll anerkannt: "Wir möchten Vorbild sein und sind offen für alle Menschen."

Sollte doch eine Anlaufstelle gegründet werden, wäre es Werner wichtig, dass zuvor der dauerhafte Bedarf ausgelotet werde, was allerdings, wie bereits Geier zu bedenken gab, schwierig sei. Als Stadt Bad Neustadt könne man ohnehin nur schwer eine solche Stelle schaffen. Vielmehr müsste die Initiative hier vom Landkreis ausgehen, so der Bürgermeister.

Die Stadtverwaltung sei aber bereit, ein solches Vorhaben zu unterstützen. Auch Michael Werner selbst zeigt sich in seiner Position als Kreisrat offen dafür – unter zwei Bedingungen. "Man sollte nicht aus einem rein negativen Blickwinkel an so etwas herangehen und es müsste dauerhaft und beständig angelegt sein. Von einem Strohfeuer, das auf einem einzelnen Vorfall basiert und dann wieder erlischt, halte ich nicht viel", sagt er.

 
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