Kot auf der Liegewiese und auf Radwegen, abgefressene Äcker und vertriebene Störche. Überall, wo die Nilgans aktuell auftaucht, sorgt sie für negative Schlagzeilen. Bei Karlstadt (Landkreis Main-Spessart) fand in der zweiten Januarwoche eine revierübergreifende Jagd statt. 50 Jäger erlegten 30 Nilgänse. Mehr werden es auch erstmal nicht. Von Mitte Januar bis Anfang August ist Schonzeit in Bayern. Es braucht andere Mittel und Wege, um die Population zu begrenzen.
Wie viele Nilgänse gibt es in Unterfranken?
Gezählt hat sie niemand, es gibt nicht einmal aktuelle Schätzungen. Vor fünf Jahren gingen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bayernweit von 100 bis 200 Brutpaaren aus. Seitdem die Nilgans in den 1990er Jahren über das Rheintal in die Mainregion wanderte, nimmt die Population rasant zu. Aktuell dürften es über 1000 Brutpaare in Bayern sein. Genaue Angaben für Unterfranken wollen weder der Landesjagdverband Bayern noch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) machen. Was hingegen feststeht: Die Nilgans zählt zu der Vogelart, die sich am schnellsten ausbreitet.
Vom Nil an den Main – warum fühlt sich die Nilgans bei uns überhaupt wohl?
Der Name verrät es: Das natürliche Verbreitungsgebiet der Nilgänse liegt in Afrika im Niltal und südlich der Sahara. Doch bereits im alten Griechenland wurden die Tiere als Ziervögel gehalten. Mittlerweile fühlen sich die Nilgänse in unseren Breitengraden so heimisch, dass sie offiziell als Neozoen gelistet sind – als Tierart, die mit menschlicher Hilfe weit weg von ihrem ursprünglichem Lebensraum ansiedelt.
Dabei stellt die Nilgans keine hohen Ansprüche. Heimisch wird sie in Feuchtwiesen, in Bach- und Flussauen, Kiesgruben und Parkteichen. Bei ihrer Brutzeit ist die Nilgans genau so flexibel wie beim Brutplatz – Hauptsache Wasser ist in der Nähe.
Natürliche Fressfeinde hat die Nilgans keine, die Bedingungen in Unterfranken sind ideal für die subtropische Vogelart. "Milde Winter, flaches Land, grüne Wiesen, Weiher und Weiden - hier findet die Nilgans alles, was sie liebt", sagt Christian Wagner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Wird die Nilgans zum Problemvogel?
Eine Plage? Ein aggressiver Vogel, der überall seinen Kot hinterlässt? Eine Bedrohung für andere Vogelarten? Viel Kritik und eine lange Liste an Vorurteilen, die dem 70 Zentimeter großem Vogel entgegenschlagen. Aber der Reihe nach: Die Nilgans steht auf der Liste der "invasiven gebietsfremden Arten von unionsweiter Bedeutung", was keine Auszeichnung für die Nilgans ist. Denn auf der Liste der Europäischen Kommission landen exotische Tiere und Pflanzen, die zumindest potenziell zum Problem für heimische Arten werden, weil sie mit ihnen um Nahrung und Nistplätze konkurrieren.
Die Gänse gelten dabei nicht gerade als zimperlich: Vereinzelt vertreiben sie sogar Greifvögel und Störche aus dem Nest. Der Naturschutzbund (NABU) ist einer der wenigen Fürsprecher des Wasservogels, da bislang wissenschaftlich nicht belegt sei, dass die eingeschleppte Art heimische Vögel gefährdet.
Wie hat die Nilgans bisher in Unterfranken für Aufsehen gesorgt?
In Unterfranken macht die Nilgans seit Jahren von sich reden. Ein Problem sind verkotete Wiesen wie am Badesee Erlabrunn (Lkr. Würzburg). Ein Jagdpächter erschoss daraufhin Nilgänse am See, die Tierrechtsorganisation Peta stellte Strafanzeige.
In Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) soll ein 90 Zentimeter hoher Zaun neben den Fußwegen der Maradiesseen, die Vögel verdrängen. In Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) nistete sich im Sommer 2020 eine Nilgans-Familie auf dem Kirchturm ein. Beim ersten Ausflug stürzten die Jungtiere vom 65 Meter hohen Turm auf die Straße, der Verkehr wurde kurzzeitig gestoppt. In Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) hat sich ein Jäger als Koch versucht, die exotische Gans gerupft, ausgenommen und anschließend im Vakuum gegart. "Dann ist sie butterzart und schmeckt hervorragend", erzählte Jäger Günther Ruf nach seinem Kochexperiment.
Für die Landwirte ist die Nilgans kein Festmahl, sondern ein Erntefresser. Allein in der Region Sand/Haßfurt verursachten Nilgänse 2022 Fraßschäden in Höhe von 39.000 Euro. "Trauriger Rekordwert", sagt Klaus Pieroth, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands.
Abschießen, verscheuchen oder Eier unfruchtbar machen: Wie umgehen mit der Nilgans?
Besonderen Schutz genießt die eingebürgerte Nilgans nicht. Im Gegenteil: Mit "Management-Maßnahmen" fordert die EU-Kommission dazu auf, die Ausbreitung der Nilgans zu stoppen.
In Unterfranken haben sie es auf die schonende und die rabiate Weise versucht. Seit 2014 darf in Bayern auf die Nilgans geschossen werden. Und das passiert immer häufiger, vor allem in Unterfranken – in keinem Regierungsbezirk werden mehr Nilgänse geschossen.
Von 2014 bis 2021 hat sich die Zahl der geschossenen Nilgänse mehr als verdreifacht. 1023 Tiere erlegten die unterfränkischen Jäger im Kalenderjahr 2021, bayernweit sind es 2993. Der Aufwand ist groß, die Beute oft gering.
"Gänsemanagement" ist ein Wort, das Christian Wagner täglich benutzt. Als Landschaftsökologe koordiniert er das Gänsemanagement bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Die Arbeit geht ihm nicht aus. Seit Mai 2022 dürfen die Eier bis zum 14. Tag der Ei-Entwicklung unfruchtbar gemacht werden. Dabei schlitzt ein fixierter Schweißdraht das angebrütete Ei an und über eine Kanüle werden Erdpartikel ins Eigelb eingeführt.
Fünf Jahre lang wurde die Methode unter anderem im Maintal getestet. Für den Ökologen Wagner ist der Ansatz effizient und human, weil er den Nachwuchs töte bevor er ein Schmerzempfinden ausbilde. Nur braucht es für die sogenannte Gelegebehandlung eine Ausnahmegenehmigung, eine Durchleuchtungsstation, um das Entwicklungsalter des Eis zu bestimmen und gute Ortskenntnis. Nilgänse ziehen sich in der Brutzeit oft in Kiesgruben oder Erdhöhlen zurück, um fünf bis zehn Eier zu legen.
Schreckschusspistolen, Modellflugzeuge, Drohnen und Laser, egal, was bisher sonst zum Einsatz kam – der Wasservogel lässt sich damit maximal kurzfristig verscheuchen.
Wie verhalte ich mich gegenüber der Nilgans?
"Auf keinen Fall füttern", sagt Hartwig Brönner, stellvertretender Vorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern. Die Vögel würden sich merken, wo es ein attraktives Futterangebot gibt und immer wieder an die Orte zurückkehren. Vogelschützer Brönner wünscht sich deshalb mehr "Füttern verboten"-Schilder am Main und Mülleimer, die regelmäßig geleert werden. Ansonsten gelte das Prinzip, was immer zum Tragen kommt, wenn Menschen auf Tiere treffen: "Wenn du mir nichts tust, dann tue ich dir auch nichts." Nur wenn Nilgänse gestresst werden oder Spaziergänger sich zu nah an ihre Jungtiere wagen, beginnen sie, ihren Nachwuchs zu verteidigen.
Außerdem gehören Kartoffeln und Tomaten in Deutschland ausgemerzt und die Truthahnhaltung verboten!
Erst vollkommen blindwütig den eigenen Lebensraum verändern, sich dann über Veränderungen der Flora und Fauna wundern und am Ende versuchen, sich mit einem irrwitzigen Aufwand gegen evolutionäre Prozesse zu stellen … Herr wirf Hirn vom Himmel!
Da hab ich dann extra meinen Hund an die Leine genommen,
damit der die Gänse bloß nicht aufscheucht .
Eine Abschussprämie vom Vater Staat könnte eine Animation zur intensiveren Bejahung werden .
Ansonsten ist die Jägerschaft ja in vieler Augen nur noch ein Dienstleister .
Der aber für seine Dienstleistungen auch noch bezahlt