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Karlstadt
Karlstadter Nilgänse: Warum sich ein Jäger jetzt als Koch versucht
Kürzlich sollte eine Treibjagd bei Karlstadt stattfinden. Doch dann musste sie abgesagt werden. Mit der wachsenden Population der Vögel wachsen auch die Probleme.
Nilgänse waren Thema im Karlstadter Bauausschuss. Dieses Exemplar zeigt sich in selbstbewusster Pose am Karlstadter Mainkai.
Foto: Georg Sterr | Nilgänse waren Thema im Karlstadter Bauausschuss. Dieses Exemplar zeigt sich in selbstbewusster Pose am Karlstadter Mainkai.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:08 Uhr

"Wie geht's weiter mit den Nilgänsen?", wollte Stadtrat Edgar Ehrenfels in der Sitzung des Karlstadter Bauausschusses wissen. In dem auch für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft zuständigen Stadtratsgremium beklagte er, diese Vögel nähmen in der Stadt überhand. Sie würden sich dramatisch vermehren. Offensichtlich fühlen sie sich im milden Klima des Maintals wohl, wo es nur wenig Frost gibt. "Da sitzen solche großen Brummer auf den Dächern", deutete Ehrenfels mit den Händen an, "und machen Krach, und dann fressen sie die Keimlinge auf den Äckern."   

Schnell war er sich mit Bürgermeister Michael Hombach einig, dass der Kot der Wasservögel ein Übel sei. "Main, Anlegesteg am Maintor und Freibad" zählte Hombach als die größten Problemzonen auf. Er habe schon im vergangenen Frühjahr in einem Brief an die Landrätin geschrieben, dass da etwas geschehen müsse. Leider sei er damit nicht weitergekommen. Die Tiere aus der Stadt zu vergrämen sei nur kurzzeitig von Nutzen. Es müsse die Untere Naturschutzbehörde tätig werden. Hombach: "Das ist ein heißes Eisen, das uns schon lange bewegt."          

Bis zu 50 Jäger waren eingeladen

Was in der Sitzung nicht zur Sprache kam, ist die Treibjagd, die eigentlich am 7. Januar hätte stattfinden sollen. Der Karlburger Jäger Günther Ruf hatte sie initiiert. Er und die Pächter benachbarter Reviere hatten 50 bis 60 Jäger eingeladen. Ruf: "Die Treibjagd ist aber leider ausgefallen, weil da gerade Hochwasser war." Da sei es nicht möglich gewesen, dass die Hunde in den Main gehen, um die geschossenen Nilgänse zu apportieren. Auch war geplant, ein Motorboot einzusetzen. Wegen des hohen Mainpegels aber war die Schifffahrt an jenem Tag verboten.

Ungefähr ab Höhe Furnierwerk bis Harrbach war die Treibjagd angesetzt. Jetzt lasse sie sich nicht nachholen, denn in Bayern sei von 15. Januar bis 1. August Schonzeit – anders als in anderen Bundesländern, wo es diese Schonzeit nicht gebe. "Wir hatten extra Warnschilder gekauft und auf den Radwegen aufgestellt." Letztlich wurde den eingeladenen Jägern abgesagt. Nur die Revierinhaber selbst trafen sich und erlegten einzelne Gänse über Land.

Die Nilgans wird butterzart

Verbreitet ist die Rede davon, Nilgänse würden nicht schmecken. Auch seien die älteren Tiere sehr zäh. Offenbar sind das Gerüchte, die weiterverbreitet werden, ohne dass sie jemand hinterfragt. Günther Ruf hat sich näher damit beschäftigt und berichtet nun das Gegenteil: "Vor zwei Jahren hatte ich die Idee. Ich habe lange getestet. Auf einem Geflügelhof habe ich dann ein dreitägiges Praktikum gemacht, um zu erfahren, wie die Gänse gerupft und ausgenommen werden. Das lernt man bei der Jägerprüfung nicht." Er hat sogar Rupfmaschinen angeschafft.

Ganz so einfach wie beim Wiener Schnitzel ist die Zubereitung freilich nicht. Und auch die Zeiten, in denen Hunnen und Tartaren Fleisch unter dem Sattel weich ritten, sind vorbei. Günther Ruf wendet das Sous-vide-Verfahren an. Fünf bis sechs Stunden wird die Gans bei niedriger Temperatur im Vakuum gegart. Mit Pfeffer, Salz und Majoran gewürzt kommt sie tags darauf für zwei Stunden in die Röhre. "Dann ist sie butterzart und schmeckt hervorragend."  

Ganz so gründlich wird die Zubereitung in einem Rezept der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft nicht beschrieben. Dort wird empfohlen, jüngere Gänse mindestens zweieinhalb Stunden, ältere Gänse bis zu fünf Stunden in einem geschlossenen Bräter zu garen.  

Die Treibjagd wird nachgeholt

Einigkeit besteht darin, ältere Gänse besser zu Hackfleisch zu verarbeiten. Ornithologen zufolge werden Nilgänse und Graugänse bis zu 20 Jahre alt. Ruf erklärt, man könne alte von jungen Gänsen leicht unterscheiden aufgrund von Körperbau, Schnabel, Farbe und Rudern (Füßen). Die Zeitschrift "Pirsch" erklärt: Jungvögel haben dunkle Schnabelspitzen und eine dunklere Kopfzeichnung, bei Alten ist der Schnabel elfenbeinfarben und der Kopf heller. Altvögel haben eine dunkel gesprenkelte Brustzeichnung. Auch sind bei ihnen die Deckfedern eckig, bei jungen eher rund.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Er werde wieder eine Treibjagd organisieren, kündigt Günther Ruf an – in der Hoffnung, dass dann kein Hochwasser ist.

Die Nilgans

Der Neubürger unter den bayerischen Gänsen ist die Nilgans. Die kleine, knapp zwei Kilo leichte Gans mit der markanten rostbraunen Augenmaske brütet erst seit 1996 in Bayern. Ursprünglich kommt die Nilgans aus dem südlichen Afrika. Sie wurde in Mitteleuropa – vor allem in Holland – ausgesetzt und wanderte über das Rheintal in die Mainregion ein.
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
 
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Kommentare
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  • Erding
    "Die wollen doch nur spielen!" - Auch wenn sie Träger und Verbreiter der Vogelseuche sind?
    Naturschützer und Tierschützer kennen und wollen nichts anderes als "alles einfach laufen und fliegen" lassen. Siehe auch Wolf, Biber usw.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Es gab Zeiten, da konnte man den Rad-/Fußweg zwischen Mühlbach und Karlburg quasi nicht mehr benutzen, weil er von einer durchgehenden Schicht von Gänsekot bedeckt war. Nicht nur eklig, sondern wegen der Rutschgefahr tatsächlich gefährlich.

    Und wer am Main spazieren geht, kann auch des öfteren beobachten, daß die Nilgänse die heimischen Stockenten attackieren.
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  • olivergehrsitz@web.de
    Wer schon einmal diesen riesigen Schwarm von Nilgänsen auf den Karlburger Äckern beobachten durfte, weiß dass es inzwischen viel zu viele Gänse gibt, die hier inzwischen ihr Unwesen treiben. Waren es vor ein paar Jahren nur ein paar vereinzelte Nilgänse, ist die Region inzwischen völlig verseucht. Die müssen dringend entnommen bzw. verwertet werden!
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  • Eines noch, ich schmäler das gar nicht mit der Nilgans u. verstehe alle Anwohner die es betrifft. Ich sagte nur, dass wir i. d. Siedlung eine Taubenplage haben die nicht nur auf Dächern sitzen u. Alles versch. Im Baum neben meines Hauses brüten artgerechte Vögel nicht mehr wie früher. Nur noch voller Tauben.
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  • gitte50
    Der Tierschutz und das Tierwohl sind ein zweischneidiges Schwert, schützt man den Einen, schadet man womöglich dem Anderen, ich möchte es nicht entscheiden müssen.
    Wenn man die Nilgänse im Moment nicht abschießen darf, könnte man doch die Eier aus den Nestern nehmen und gegen Attrappen austauschen, dann wäre zumindest der Nachwuchs verhindert. Wenn sich durch den Klimawandel Tiere und Pflanzen, letztendlich auch Menschen, einen anderen Lebensraum suchen....nennt man das nicht Evolution? Dies hält selbst ein Karschter nicht auf....ich verweise auf bisherige Schildbürgerstreiche.
    Zum Thema Tauben in der Siedlung kann ich nur sagen, dass wir hier nur ein paar wilde Täubchen haben, die niemanden stören und zur Natur gehören, also bitte hier nicht auch noch jagt auf Tauben forcieren. Und die Anzahl der Stadttauben hält sich auch in Grenzen, da man immer wiedermal eine tote Taube in den Gassen findet, weshalb auch immer.
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  • flyarcus@gmx.de
    @gitte...Diese lärmenden und alles vollsch....enden Viecher haben nichts mit "Täubchen" zu tun....Eier austauschen...dann fang mal an...*ich schmeiss mich grad weg vor lachen!
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  • Bei ein paar Tauben sagt auch keiner was! Hättest Du jd Tag mind 4 Tauben auf dem Dach die von frühs bis abends rumgurren u*******. dann würde das auch den Nilgänsegegnern stören, glaube mir. Da Du so schön sagst sie gehören zur Natur, muss ich auch sagen genauso gehören die Nilgänse zur Natur. In der Siedlung sind die Tauben nun mal eine Plage weil es auch immer mehr werden ggü früher. Dich stört es nur nicht weil es in der Stadt nur wenige gibt u keine davon unmittelbar täglich bei euch auf dem Dach sitzt u. rumgurrt. LG Mela
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  • gitte50
    Ich wohne in der Siedlung und bin von Bäumen umgeben, sitze allerdings nicht von früh bis spät bei offenem Fenster zu hause, um mich über gurrende Tauben beschweren zu können, die es bei mir auch nicht gibt.
    Aber solange der Mensch seine Zigarettenkippen, Kaugummis, Kaffeebecher ect. überall hinschmeißt und Hundehalter die Hinterlassenschaft ihrer Vierbeiner nicht beseitigen (Beispiel Jahnanlage), sollte man das Thema um Nilgänse und Tauben nicht so hochpuschen, wie hier. Die Nilgans ist eine invasive Art, genauso wie der Waschbär, der Ochsenfrosch und die Spanische Wegschnecke, wollen wir die als nächstes abschießen?....die schmecken allerdings nicht so gut, die Rupfmaschine muss sich ja amortisieren. Die Solidarität "Wir sind dafür, dass wir dagegen sind" ist hier schon sehr auffällig, bitte etwas mehr Objektivität walten lassen und über die genannte Evolution nachdenken, Danke.
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  • rasputin32
    Da gab es mal ein Lied: Drei weiße Tauben .........
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  • Man sollte auch mal etwas gegen die Taubenplage machen. In der Siedlung ganz schlimm. Wie es in der Stadt ist, kann ich nicht beurteilen. Die Tauben versch. auch alles u. sind nur am laut Gurren.
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  • teddy1965
    Die Nilgänse sind leider nicht nur in Karlstadt eine Plage sondern in vielen anderen Orten auch. Ich kann mir sehr gut vorstellen das sie gut schmecken. Auch die Tierschützer müßten endlich kapieren das die Nilgänse überhandnehmen und damit heimische Vögel dadurch immer weniger werden. Es müßte eigentlich eine Ausnahme für die Treibjagd auf Nilgänse geben sonst hat man bald keine Chance mehr sie unter Kontrolle zu bekommen. Ich bin eigentlich auch ein Tierlieber Mensch aber bei den Nilgänsen sehe auch ich mittlerweile rot.
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  • deweka
    In solchen Situationen ist es wichtig zwischen Natur- und Tierschutz zu unterscheiden.

    Während Tierschützer auf Kulleraugen und ähnliches reagieren und Alles füttern möchten zählt zum Naturschutz auch der Schutz vor invasiven Arten.
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  • wolfgang.hess@gmail.com
    Bitte macht was gegen diese Plage. Alles versch.... am Main und Attacken gibt es auch, wenn man (versehentlich) den Viechern zu nahe kommt. Zudem vertreiben sie alle anderen Wasservögel. Die Jagdzeit geht derzeit (leider) nur vom 1. August bis 15. Januar. Also müssen wir noch ein Jahr mit dieser Masse leben.....?!
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  • rainbird
    Bitte hier auch noch ergänzen, dass es sich um eine invasive Art handelt. Wenn nicht bald gehandelt wird verdrängen die Nilgänse unsere Enten in Karlstadt.
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