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Ostheim
Mit 46 von der Köchin zur Kindergärtnerin: Alexandra Krämer arbeitet als Quereinsteigerin im Kindergarten Herschfeld
Zu alt für etwas Neues? Alexandra Krämer wagte mit 46 Jahren einen beruflichen Aufbruch. Seitdem verfolgt sie ein großes Ziel.
Alexandra Krämer aus Ostheim betreut derzeit im Kindergarten Herschfeld die jüngsten Mädchen und Jungen. Die Arbeit mit Kindern gebe einem sehr viel, sagt die 50-Jährige.
Foto: Torsten Leukert | Alexandra Krämer aus Ostheim betreut derzeit im Kindergarten Herschfeld die jüngsten Mädchen und Jungen. Die Arbeit mit Kindern gebe einem sehr viel, sagt die 50-Jährige.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Alexandra Krämer arbeitet im Kindergarten Herschfeld. Wie sie selbst sagt, habe sie dort ihren Traumberuf gefunden. Das Besondere daran ist, dass diese Entdeckung erst relativ spät und auf Umwegen erfolgte. Die 50-Jährige betreute nicht immer Kinder. Früher waren es Seniorinnen und Senioren und schließlich war sie als Köchin tätig. Und sie steht erst am Anfang ihrer pädagogischen Laufbahn. Die Mutter von drei Kindern hat noch einiges vor. Sie möchte den Aufstieg zur Fachkraft erreichen. Wie ist es zu dem wechselvollen Berufsleben gekommen?

Die gebürtige Ostheimerin arbeitete zunächst bei einem Pflegedienst. Dann kam das erste Kind und die Familie stand im Vordergrund. Als ihr Sohn 2015 mit drei Jahren in den Herschfelder Kindergarten kam, hatte gerade die dortige Köchin aufgehört. Damals verfügte die Einrichtung noch über eine eigene Küche. "Ist das nicht etwas für Sie?", wurde sie im Kindergarten angesprochen. Warum nicht, habe sie sich gedacht. Und obwohl sie keine gelernte Köchin war, sei sie schnell in ihre neue Aufgabe hineingewachsen und habe fortan allein für 40 Kinder gekocht. "Es hat sehr viel Spaß gemacht", blickt Alexandra Krämer zurück. 

Eine externe Ausbildung mit 800 Stunden Praxis im Kindergarten

2019 habe schließlich eine Kinderpflegerin sie gefragt, ob sie es sich vorstellen könne, im pädagogischen Bereich zu arbeiten. Das konnte sie durchaus. Sie fand eine Möglichkeit zu einer externen Ausbildung, arbeitete weiterhin in der Küche, besorgte sich alle notwendigen Unterrichtsmaterialien und absolvierte die vorgeschriebenen 800 Stunden Praxis im Kindergarten vor und nach ihrem Küchendienst. "Dann kam ich jedoch zu dem Punkt, dass ich mir nicht weiter alles selbst beibringen kann. Ich brauche einen Ansprechpartner", so die Erkenntnis von Alexandra Krämer. 

Alexandra Krämer begann erst relativ spät ihre Ausbildung im Kindergarten. Sie möchte es noch bis zur Fachkraft schaffen.
Foto: Torsten Leukert | Alexandra Krämer begann erst relativ spät ihre Ausbildung im Kindergarten. Sie möchte es noch bis zur Fachkraft schaffen.

Daraufhin begann sie bei einem Institut in München eine Ausbildung zur Kindertagespflegerin. Wegen Corona fand damals der Unterricht abends und am Wochenende online statt. Sie musste nicht extra in die Landeshauptstadt fahren und konnte weiter in der Küche in Herschfeld arbeiten. Lediglich die Abschlussprüfung wurde in Präsenz abgehalten - und auch bestanden. 

Ergänzungskraft in einer Mini-Kindertageseinrichtung

Alexandra Krämer wollte jedoch beruflich noch mehr erreichen. Auf die Kindertagespflege folgt als Nächstes die Assistenzkraft in Kindertageseinrichtungen. Für diese Ausbildung gab sie schließlich ihren Küchenjob auf. Währenddessen wird man bereits in Kindergruppen eingesetzt. Noch manches Mal sei sie von Kindern angesprochen worden: "Ach Alex, ein Nachtisch von Dir wäre jetzt schön." 

Aktuell befindet sich die Quereinsteigerin in der darauf aufbauenden Ausbildung zur "Ergänzungskraft in einer Mini-Kita". Mit dieser Ausbildung erhält sie die Befähigung, zusammen mit einer Erzieherin einen eingruppigen Kindergarten zu führen. Als nächster Schritt kommt die "Ergänzungskraft in bayerischen Kindertageseinrichtungen". Diesen Abschluss wird sie aller Voraussicht nach im Oktober in der Tasche haben. 

Bis auf wenige Tage ist der Unterricht online möglich

"Das Schöne ist, dass bis auf wenige Tage fast alles online möglich ist", meint Alexandra Krämer. Das erleichtere vieles. Es sei jedoch noch anstrengend genug, wenn man abends nach der Arbeit oder an den Wochenenden dem Unterricht folgen muss. Manchmal sei es schon schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Die Familie, die Arbeit, der Unterricht und das Lernen. Aber sie habe eine sehr verständnisvolle Familie, die alles mittrage und stolz auf sie sei.

Das große Ziel der Herschfelderin ist der Aufstieg zur Fachkraft. Dazu muss sie zwei Jahre als Ergänzungskraft arbeiten und dann erneut online 300 Unterrichtseinheiten absolvieren. Eine Unterrichtseinheit entspricht in etwa einer Schulstunde. "Ich habe noch ein bisschen was vor mir", schaut sie in die Zukunft.  

Alexandra Krämer: Kinder geben einem so viel

War der berufliche Neustart richtig? "Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte", betont Alexandra Krämer. Sie bereue den Schritt in keinster Weise. "Die Kinder geben einem so viel. Ich kann nicht sagen, dass ich zur Arbeit gehe. Dazu macht es viel zu viel Spaß." Auch die Kollegen würden ihr herzlich begegnen. "Ich fühle mich angenommen, wertgeschätzt und sehr wohl in meinem Team und in meiner Gruppe."

Derzeit ist Krämer in der Krippe, bei den ganz Kleinen, eingesetzt. "Es ist schön, die Kinder dabei zu beobachten, wie sie sich entwickeln, selbst nach Lösungen suchen, ausprobieren beziehungsweise sich selbst ausprobieren und Fortschritte machen", sagt sie. "Es macht Spaß, mit Kindern zu arbeiten. Ich habe gerne mit Kindern zu tun." Kinder seien offen und ehrlich. Zudem sei die Arbeit sehr abwechslungsreich. "Jeder Tag ist anders."

Was berührt einen dabei besonders? "Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich morgens komme und spüre, dass die Kinder sich freuen, dass ich da bin", erklärt Alexandra Krämer. Schön sei es auch, wenn sich ein Kind an ihr Bein klammert oder ihre Hand ergreift. "Wenn ein zweijähriges Kind einen in den Arm nimmt und sagt 'Ich mag Dich sehr', dann ist das unbezahlbar."

Qualifizierungsoffensive für Quereinsteiger und pädagogisches Personal in Kindertagesstätten

Der Personal- und Fachkräftemangel im Bereich der Kindertagesstätten ist auch im Bezirk Schweinfurt der Agentur für Arbeit spürbar. Deshalb startet die Agentur für Arbeit in diesem Jahr eine Qualifizierungsoffensive für Quereinsteiger und pädagogisches Personal in Kindertagesstätten. Das Amt für Jugend und Familie des Landkreises Rhön-Grabfeld unterstützt dieses Vorhaben. Grundlage ist ein Gesamtkonzept des bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales für die berufliche Weiterbildung in Kitas. Damit werden neue Wege für den Einstieg beziehungsweise der Weiterentwicklung von Mitarbeitern im Berufsfeld der Kitas geboten. Sowohl für Quereinsteiger aus anderen Berufen als auch für Mitarbeitende, die bereits in dem Berufsfeld tätig sind, gibt es modular aufgebaute Weiterbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten.
Weitere Informationen bei der Agentur für Arbeit Schweinfurt unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/schweinfurt/weiterbildung.
Quelle: Agentur für Arbeit Schweinfurt
 
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Kommentare
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  • H. S.
    Bei allem Verständnis für den personellen Mangel in diesem Bereich, stellt sich die Frage, ob diese Art des Quereinstiegs dauerhaft nicht eher kontraproduktiv ist. Möglicherweise sind immer weniger Leute bereit, den deutlichen anstregenderen Weg zum staatlich geprüften Erzieher zu gehen. Unsere Politiker haben die jahrelangen Hilferufe seitens der Kindereinrichtungen geflissentlich überhört und reagieren jetzt wie immer - mit Aktionismus.
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  • W. S.
    Eigentlich lohnt sich keine Ausbildung mehr in dem Bereich - schlauer wenn man vorher was anderes macht. Dann hat man zwei Ausbildungen und muss sich nicht wie andere in ihrer Ausbildung mit vielen Themen jahrelang beschäftigen. Danke CSU.
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  • K. K.
    Ihr Kommentar ist unerträglich!
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  • R. Ö.
    Schwachsinn!👎
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