
Alexandra Krämer arbeitet im Kindergarten Herschfeld. Wie sie selbst sagt, habe sie dort ihren Traumberuf gefunden. Das Besondere daran ist, dass diese Entdeckung erst relativ spät und auf Umwegen erfolgte. Die 50-Jährige betreute nicht immer Kinder. Früher waren es Seniorinnen und Senioren und schließlich war sie als Köchin tätig. Und sie steht erst am Anfang ihrer pädagogischen Laufbahn. Die Mutter von drei Kindern hat noch einiges vor. Sie möchte den Aufstieg zur Fachkraft erreichen. Wie ist es zu dem wechselvollen Berufsleben gekommen?
Die gebürtige Ostheimerin arbeitete zunächst bei einem Pflegedienst. Dann kam das erste Kind und die Familie stand im Vordergrund. Als ihr Sohn 2015 mit drei Jahren in den Herschfelder Kindergarten kam, hatte gerade die dortige Köchin aufgehört. Damals verfügte die Einrichtung noch über eine eigene Küche. "Ist das nicht etwas für Sie?", wurde sie im Kindergarten angesprochen. Warum nicht, habe sie sich gedacht. Und obwohl sie keine gelernte Köchin war, sei sie schnell in ihre neue Aufgabe hineingewachsen und habe fortan allein für 40 Kinder gekocht. "Es hat sehr viel Spaß gemacht", blickt Alexandra Krämer zurück.
Eine externe Ausbildung mit 800 Stunden Praxis im Kindergarten
2019 habe schließlich eine Kinderpflegerin sie gefragt, ob sie es sich vorstellen könne, im pädagogischen Bereich zu arbeiten. Das konnte sie durchaus. Sie fand eine Möglichkeit zu einer externen Ausbildung, arbeitete weiterhin in der Küche, besorgte sich alle notwendigen Unterrichtsmaterialien und absolvierte die vorgeschriebenen 800 Stunden Praxis im Kindergarten vor und nach ihrem Küchendienst. "Dann kam ich jedoch zu dem Punkt, dass ich mir nicht weiter alles selbst beibringen kann. Ich brauche einen Ansprechpartner", so die Erkenntnis von Alexandra Krämer.

Daraufhin begann sie bei einem Institut in München eine Ausbildung zur Kindertagespflegerin. Wegen Corona fand damals der Unterricht abends und am Wochenende online statt. Sie musste nicht extra in die Landeshauptstadt fahren und konnte weiter in der Küche in Herschfeld arbeiten. Lediglich die Abschlussprüfung wurde in Präsenz abgehalten - und auch bestanden.
Ergänzungskraft in einer Mini-Kindertageseinrichtung
Alexandra Krämer wollte jedoch beruflich noch mehr erreichen. Auf die Kindertagespflege folgt als Nächstes die Assistenzkraft in Kindertageseinrichtungen. Für diese Ausbildung gab sie schließlich ihren Küchenjob auf. Währenddessen wird man bereits in Kindergruppen eingesetzt. Noch manches Mal sei sie von Kindern angesprochen worden: "Ach Alex, ein Nachtisch von Dir wäre jetzt schön."
Aktuell befindet sich die Quereinsteigerin in der darauf aufbauenden Ausbildung zur "Ergänzungskraft in einer Mini-Kita". Mit dieser Ausbildung erhält sie die Befähigung, zusammen mit einer Erzieherin einen eingruppigen Kindergarten zu führen. Als nächster Schritt kommt die "Ergänzungskraft in bayerischen Kindertageseinrichtungen". Diesen Abschluss wird sie aller Voraussicht nach im Oktober in der Tasche haben.
Bis auf wenige Tage ist der Unterricht online möglich
"Das Schöne ist, dass bis auf wenige Tage fast alles online möglich ist", meint Alexandra Krämer. Das erleichtere vieles. Es sei jedoch noch anstrengend genug, wenn man abends nach der Arbeit oder an den Wochenenden dem Unterricht folgen muss. Manchmal sei es schon schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Die Familie, die Arbeit, der Unterricht und das Lernen. Aber sie habe eine sehr verständnisvolle Familie, die alles mittrage und stolz auf sie sei.
Das große Ziel der Herschfelderin ist der Aufstieg zur Fachkraft. Dazu muss sie zwei Jahre als Ergänzungskraft arbeiten und dann erneut online 300 Unterrichtseinheiten absolvieren. Eine Unterrichtseinheit entspricht in etwa einer Schulstunde. "Ich habe noch ein bisschen was vor mir", schaut sie in die Zukunft.
Alexandra Krämer: Kinder geben einem so viel
War der berufliche Neustart richtig? "Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte", betont Alexandra Krämer. Sie bereue den Schritt in keinster Weise. "Die Kinder geben einem so viel. Ich kann nicht sagen, dass ich zur Arbeit gehe. Dazu macht es viel zu viel Spaß." Auch die Kollegen würden ihr herzlich begegnen. "Ich fühle mich angenommen, wertgeschätzt und sehr wohl in meinem Team und in meiner Gruppe."
Derzeit ist Krämer in der Krippe, bei den ganz Kleinen, eingesetzt. "Es ist schön, die Kinder dabei zu beobachten, wie sie sich entwickeln, selbst nach Lösungen suchen, ausprobieren beziehungsweise sich selbst ausprobieren und Fortschritte machen", sagt sie. "Es macht Spaß, mit Kindern zu arbeiten. Ich habe gerne mit Kindern zu tun." Kinder seien offen und ehrlich. Zudem sei die Arbeit sehr abwechslungsreich. "Jeder Tag ist anders."
Was berührt einen dabei besonders? "Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich morgens komme und spüre, dass die Kinder sich freuen, dass ich da bin", erklärt Alexandra Krämer. Schön sei es auch, wenn sich ein Kind an ihr Bein klammert oder ihre Hand ergreift. "Wenn ein zweijähriges Kind einen in den Arm nimmt und sagt 'Ich mag Dich sehr', dann ist das unbezahlbar."