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Oberelsbach
Lupinen-Plage in der Rhön: Jetzt rücken die Freiwilligen mit Sense an
Sie sind eine Plage auf den Rhönwiesen: die Lupinen. Nach den Profis, rücken jetzt die Ehrenamtlichen mit der Sense an. Wann und wo sich Freiwillige noch melden können.
In diesen Tagen sind sie wieder in den Wiesen der Hochrhön zu sehen: Ehrenamtliche Helfer beim Abmähen der Lupinen. 
Foto: Thomas Pfeuffer | In diesen Tagen sind sie wieder in den Wiesen der Hochrhön zu sehen: Ehrenamtliche Helfer beim Abmähen der Lupinen. 
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 01:47 Uhr

Sie breitet sich schnell aus, verdrängt fast alle anderen Pflanzen und bedroht so die bunte Vielfalt der Wiesen: die Staudenlupine. Seit Jahren machen sich daher Mitte Juni Helferinnen und Helfer auf, um die "Geißel der Rhönwiesen", wie die Lupine auch genannt wird, mit Sensen und anderen Mähwerkzeug zu beseitigen, bevor sie ausgesamt hat.

Bunt blühend und in saftigem Grün sind sie jetzt wieder zu bewundern, die Wiesen in der Rhön. Aber die Idylle trügt. Auf manchen Flächen nur vereinzelt, auf anderen schon fast ausschließlich beginnt nun auch wieder die Blütezeit einer Pflanze, die dort eigentlich nicht sein sollte: die Staudenlupine. 

Tritt die aus Nordamerika eingeführte Pflanze nur vereinzelt auf, bereichert sie die Farbpalette der Wiesenlandschaft. Nur, bei vereinzelten Lupinen bleibt es nicht. Schnell breitet sie sich die Pflanze aus und verdrängt alle anderen. Ein trauriges Bild, das inzwischen großflächig überall in der Rhön zu beobachten ist. In den Schwarzen Bergen ebenso wie in der Langen Rhön. 

Lupinen sind widerstandsfähig

Die Lupinen-Bekämpfung ist eine mühselige Arbeit. Zum einen sind wohl die meisten der ehrenamtlichen Helfer die Arbeit mit einer Sense nicht gewohnt, zum anderen erweist sich die Lupine als fast schon bewundernswert widerstandsfähig.

Mit dem einmaligen Mähen ist es daher nicht getan. Die Lupine ist robust und wurzelt tief. Schon wenige Tagen nach dem Mähen treibt sie wieder aus. Wird nur eine Pflanze übersehen, kann sie bis zu 2000 Samen produzieren und sich so weiterverbreiten.

Die lila Pflanzen-Plage: Auf vielen Wiesen haben Lupinen schon überhandgenommen.
Foto: Sonja Demmler | Die lila Pflanzen-Plage: Auf vielen Wiesen haben Lupinen schon überhandgenommen.

Da sind Durchhaltevermögen und Idealismus von den Freiwilligen gefordert. Jahr für Jahr ziehen Mitarbeitende des Landratsamtes oder der Sparkasse, Mitglieder des Rhönklubs, Einzelkämpfer wie der Berliner Peter Siewert, der alljährlich einen Gutteil seines Urlaubs dafür opfert, Freiwillige des Bergwaldprojekts oder auch die Mitglieder der Wirtevereinigung "Aus der Rhön, für die Rhön" auf die Wiesen zum Lupinen-Mähen.

Der Erfolg scheint eher überschaubar. Denn beseitigen lassen sich die Lupinen "auf die Schnelle"ganz offensichtlich nicht. Aber, und das ist für Torsten Kirchner und die Helfer zunächst entscheidend, auf den behandelten Flächen gelingt es, ihre weitere Ausbreitung zu stoppen.

Helfer-Truppe gegen die Lupinen-Plage

Entsprechend weist der Gebietsbetreuer für das Schutzgebiet Lange Rhön, der die Lupinen-Aktionen hier koordiniert, den Helfern wertvolle Flächen zu, die noch nicht zu stark von Lupinen befallen sind, um zu verhindern, dass sich die Situation verschlechtert. Erst wenn die Flächen über Jahre von Lupinen befreit werden, zeichnen sich Verbesserungen ab. Solche erste kleinere Erfolge sieht Kirchner aktuell in einigen Bereichen.

Dem stimmt Bärbel Ludwig zu. Die "Lupinen-Bärbel", wie sie auch genannt wird, organisiert seit zwölf Jahren eine besonders engagierte Helfer-Truppe im Kampf gegen die Lupine. 15 bis 25 Mitglieder der Bergwacht motiviert sie bei mehreren Terminen im Jahr, auf den Patenflächen der Bergretter an der Hochrhönstraße zu kommen. Auch sie stellt auf "ihren" Flächen ganz allmählich, einen Rückgang der Lupinen fest.

Zur Motivation der Helfer braucht es übrigens nicht viel. Für eine gute Brotzeit nach getaner Arbeit ist Bärbel Ludwig bekannt. Ansonsten macht das Mähen in der herrlichen Rhöner Landschaft so viel Spaß, dass viele Helfer schon Wochen vorher wissen wollen, wann es denn endlich losgeht. Das anstrengende Arbeiten auf den Wiesen empfinden viele einfach als einen besonderen Naturgenuss, was erklärt, warum sie in jedem Jahr wieder beim Mähen dabei sind. "Eigentlich müsste man dafür bezahlen", brachte das einer von ihnen auf den Punkt.

Kampf gegen die Lupinen - jetzt auch mit Profis  

Trotz allem Engagement, die Lupine hat sich inzwischen in einem Umfang in der Rhön ausgebreitet, sodass neben den freiwilligen, auch professionelle Helfer benötigt werden. Da ist Justin Fuß mit seinem Pistenfahrzeug, das mit einem entsprechenden Mähwerk ausgestattet ist, und mit dem er in Feuchtgebieten stark belastete Flächen mäht. Auf wenig befallenen Flächen kommen Gerd Frickel und sein Team zum Einsatz. Mit ihren gabelähnlichen Ampferstechern holen sie die Lupinen samt Wurzel aus dem Boden.

Das ist eine anstrengende, aber erfolgreiche Methode. Sind es im ersten Jahr 1000 Pflanzen, die auf einem Hektar Wiesenfläche entfernt werden, müssen im zweiten Jahr nur noch 600, im Jahr darauf vielleicht noch 100 und dann nur vereinzelte Stauden, die ausgestochen werden, so Frickel. Er weiß das deshalb so genau, weil die Arbeit digital dokumentiert wird. Mit fünf bis acht Mitarbeitenden ist er seit fünf Jahren von Ende April bis Oktober in der Lupinen-Bekämpfung in der Langen Rhön tätig. Im vergangenen Jahr waren es nach seinen Angaben 45 000 Pflanzen auf rund 220 Hektar, die entfernt wurden.  

Harte Arbeit in schöner Landschaft: Torsten Frick, Mitarbeiter von Gerd Frickel, beim Ausstechen einer Lupine auf einer Wiese unterhalb des Heidelsteins.
Foto: Thomas Pfeuffer | Harte Arbeit in schöner Landschaft: Torsten Frick, Mitarbeiter von Gerd Frickel, beim Ausstechen einer Lupine auf einer Wiese unterhalb des Heidelsteins.

Mit der Reduzierung der Lupinen auf den einzelnen Flächen, kann Frickel sein Tätigkeitsfeld von Jahr zu Jahr erweitern. Bedenken, dass ihnen die Arbeit ausgeht, müssen sich Frickel und sein Team aber nicht machen. Am Kampf gegen die Lupinen beteiligt sich zum Beispiel auch die Straßenmeisterei, die dafür sorgt, dass die Straßenränder und -gräben gemäht werden, bevor die Samen der Lupinen reif sind. 

Landwirte wichtig im Kampf gegen die Lupinen

Eine zentrale Rolle bei der Lupinenbekämpfung haben die Landwirte. Sie seien dafür verantwortlich, ihre Flächen so zu bewirtschaften, dass die Lupinen dort verschwinden, indem sie die Wiesen rechtzeitig und vor allem komplett zu bearbeiten, betont Torsten Kirchner. Das betreffe auch die Bereiche an Steinriegeln oder Gehölzen und auch die Ecken müssten entsprechend ausgemäht werden. Es könne nicht sein, dass Ehrenamtliche das erledigen müssen.

Was die Fachleute diesmal optimistisch stimmt, ist die Tatsache, dass die Pflanzen heuer dank der Witterung zum Beginn der Mahd in der Entwicklung zurück sind. Allerdings wachsen sie derzeit beschleunigt, so Torsten Kirchner. Nun kommt es auch darauf an, dass möglichst viele Freiwillige möglichst bald aktiv werden und zum Mähen in die Rhön kommen. 

Wer sich als Freiwilliger beim Lupinenmähen beteiligen möchte, hat dazu in den kommenden Tagen die Gelegenheit. Die Bergwacht bietet drei Termine an, an denen sich gerne auch Nichtmitglieder beteiligen können. Gemäht wird am Donnerstag, 17. Juni, am Dienstag, 22. Juni, und wieder am Donnerstag, 24. Juni. Treffpunkt ist jeweils um 18 Uhr an der Schornhecke.  Wer mitmachen will, soll sich wegen der Brotzeit anmelden unter Tel.: (0171) 2194754. Gastmäher sind auch beim Rhönklub willkommen. Der lädt am Samstag, 19. Juni, zur Mahd. Treffpunkt ist um 9 Uhr ebenfalls an der Schornhecke. Hier sollten die Helfer ihre Brotzeit selbst mitbringen. 

Die Staudenlupine

Die Staudenlupine ist ein sogenannter Neophyt, eine eingewanderte Pflanze in der Rhön. Im Dritten Reich wurde sie gezielt auf den kargen Böden der Rhön ausgebracht, um die ertragreicher zu machen. Sie ist in der Lage Luftstickstoff zu binden. Damit düngt sie das Erdreich und bereitet anderen stickstoffliebenden Pflanzen, wie Brennnessel oder Kletten-Labkraut im wahrsten Sinne des Wortes den Boden.
Die Folge: Die Mager-Rasen verändern ihren Charakter, die typische Vegetation der Rhöner Bergwiesen verschwindet. Deshalb wird die Pflanze in der Rhön seit Jahren bekämpft. Das erweist sich als nicht einfach, da die Lupine zum einen sehr widerstandsfähig ist und rund 2000 Samen produziert, die beim Platzen der Hülsen weit verstreut werden. 
Lupinen lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Bitterlupinen und Süßlupinen. Die Samen der Süßlupinen sind essbar und können zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Alle anderen, darunter auch die Rhöner Staudenlupine, enthalten gefährliche Giftstoffe. 
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