Die Jugend sei die Zukunft – auch beim Thema "Heimat". Darauf verweist die neue Kreisheimatpflegerin Sabine Fechter. Die Jugend für dieses Thema zu motivieren, könne nur durch entsprechende Projekte gelingen. Dabei wolle sie auf ihre Erfahrungen der letzten Jahre, vor allem als Leiterin des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen, zurückgreifen.
Vor wenigen Wochen hat Fechter die Nachfolge im Amt von Stefan Kritzer angetreten. Die Herausforderung habe sie gerne angenommen. Vor allem die Zusammenarbeit mit Kreisheimatpfleger Reinhold Albert liege ihr am Herzen. Eine ihrer Aufgaben als Kreisheimatpflegerin sei, die Einheimischen auf ihr wertvolles historisches Erbe, zum Beispiel an ihrem Wohnort, hinzuweisen und dafür zu begeistern.
Beim Erhalt des Historischen an die Zukunft denken
Die neue Kreisheimatpflegerin sieht ihre Aufgabe jedoch nicht nur darin, Historisches zu erhalten, sondern in die Zukunft zu denken. Ortschronisten hatten einst die Erstellung von Dorfchroniken übernommen. Alles sei über Jahre hinweg notiert worden. Heute nutze man eher die Möglichkeiten der Technik.
Einen Schwerpunkt sieht sie auch in der Denkmal- und Ortsbildpflege. Dabei verweist Sabine Fechter auf verschiedene neue Herausforderungen, wie zum Beispiel Photovoltaik und erneuerbare Energien. Gefragt ist sie unter anderem auch als "Trägerin öffentlicher Belange" von den Kommunen bei Bauvoranfragen.
Vor 19 Jahren kam die Regensburgerin in die Rhön. Schmunzelnd erinnert sich Sabine Fechter, dass sie in der Anfangszeit die Rhöner nicht immer verstanden habe, wenn sich diese in ihrem Dialekt unterhielten. Heute sei das längst vorbei.
Bei ihrer Arbeit in Fladungen und Fulda ein Netzwerk aufgebaut
In den vergangenen Jahren habe sie an ihren Arbeitsstätten sowohl in Fladungen als auch in Fulda ein "Netzwerk" aufgebaut, von dem sie nun profitiere. Hier spiele auch ihre Aufgabe als Vorsitzende des Rhönklub-Zweigvereins Fladungen mit hinein. Bei den Wanderungen mit dem Rhönklub stelle sie immer wieder fest, dass in der Rhön von der historischen Baukultur in den Dörfern mehr vorhanden sei als im ländlichen Niederbayern oder der Oberpfalz.
Gefragt nach dem Begriff "Heimat" sagt sie, dass dies für sie der Ort sei, für den man sich verantwortlich fühle. Als Beispiel nennt sie das Umfeld von Fladungen mit der intakten Landschaft.
Sabine Fechter hat sich in den letzten Jahren viel Wissen über die Rhön angeeignet hat. Auch im Vonderau Museum in Fulda habe sie viel über die hessische Rhön erfahren und könne nun Vergleiche der Menschen, Baukunst oder auch der Sprache anstellen.
Viele Bräuche verschwinden und müssen dokumentiert werden
Viele Bräuche seien in Vergessenheit geraten. Sabine Fechter nennt den Blumenschmuck an Fronleichnam oder die Prozessionen zu verschiedenen kirchlichen Anlässen. "Es gibt keinen Pfarrer in manchen Dörfern und auch die Gottesdienste werden immer weniger. Das macht mir schon etwas Sorge, was die Zukunft des gelebten christlichen Glaubens in den Ortschaften anbelangt."
Fechter erinnert an Bräuche in der Familie, wenn zum Beispiel vor dem Brotanschneiden drei Kreuze mit dem Messer auf den Brotlaib gezeichnet wurden. "All das sind alltägliche Dinge, wie auch das Tischgebet, die heute im Verschwinden sind". So etwas könne man ganz sicher nicht mehr so wie es einmal war, beleben, sollte es aber dokumentieren.
Sabine Fechter ist vielseitig unterwegs. So im Bistum Fulda, wo sie im Bereich der Kunstinventarisation aktiv ist. Erstellt hat sie auch zusammen mit einer Kollegin ein kommunales Denkmalkonzept für das Obere Werntal, wobei 46 Orte erfasst, fotografiert und beschrieben wurden. Zuletzt hat sie für die Stadt Bad Neustadt bei der Grobkonzeption zum geplanten Museum und Begegnungszentrum im Fronhof mitgearbeitet – viel Hintergrundwissen für ihre neue Aufgabe.