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Bad Neustadt
Gastronomie im Lockdown: "Wir sind gekommen, um zu bleiben"
Serie "Gastronomen in der Krise": Die Bad Neustädter Gastronomen Julia Matis und Florian Knobling erzählen über die Lockdown-Zeit und warum Aufgeben für sie nicht in Frage kommt.
Kurz erleuchtet im Lockdown, aber ohne die ersehnten Gäste - die  Gastronomie 'einfach wir' im Gewölbekeller von Bad Neustadt.
Foto: Markus Büttner | Kurz erleuchtet im Lockdown, aber ohne die ersehnten Gäste - die  Gastronomie "einfach wir" im Gewölbekeller von Bad Neustadt.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:36 Uhr

Wenn Julia Matis und Florian Knobling die Treppe zu "ihrem" Gewölbekeller auf dem Bad Neustädter Marktplatz heruntersteigen und das Licht anknipsen, dann ist das für die beiden ein vertrautes Gefühl. Ein Gefühl, das die Inhaber des Restaurants "einfach wir" seit der Eröffnung im September 2017 nahezu täglich erlebten. Bis Corona auch dieses Gastronomie-Doppel zum Nichtstun verdammte.

Erste Reservierungen werden storniert

Rückblick in den März 2020. Julia Matis und Florian Knobling freuen sich auf den Monat, der für sie aufgrund von Firmengeschäftsessen traditionell ein sehr starker Monat ist. Sie hören, dass das Coronavirus auch Deutschland erreicht hat. "Hin und wieder sind Reservierungen plötzlich komplett storniert worden" erinnert sich der in Wollbach aufgewachsene Knobling. Vorsorglich, ohne zum damaligen Zeitpunkt die Ausmaße der kommenden Wochen zu kennen, informiert er sich gemeinsam mit seiner Frau bei der eigenen Hausbank, wie eine Unterstützung aussehen könnte.

Die Ankündigung des ersten Lockdowns trifft dann beide hart und stellte sie vor "bombastische Herausforderungen". "Wir hatten noch Rindfleisch im Wert von etwa 12 000 Euro eingekauft und wussten, dass wir es in den verbleibenden Öffnungstagen nicht mehr los bekommen werden", so Knobling. Die Hilfe aus dem Umkreis löst zumindest dieses Problem.

Der Fernseher bleibt aus

Andere Probleme folgen. Was anstellen mit der vielen Zeit, die einem plötzlich bleibt? "Du bist erst einmal down und weißt gar nichts. Die Nachrichten aus dem Fernsehen machen einen wahnsinnig, die ersten 14 Tage waren heftig. Wir haben dann den Fernseher gar nicht mehr eingeschaltet", beschreibt Julia Matis die Anfangszeit, die auch geprägt war von Überlegungen, wie lange man die finanziellen Reserven brauche. 

Es folgt der Gang zurück in den Gewölbekeller. Geplante Renovierungsarbeiten, wie das Anbringen neuer Lampen, werden vorgezogen, Optimierungsbedarf im Lager entdeckt. Auch die Bestrebungen für das Erlangen eines Bio-Zertifikats, das die beiden später im August überreicht bekommen, werden vorangetrieben. 

Möchten bald wieder gemeinsam mit ihren Gästen lachen - Florian Knobling und Julia Matis, Inhaber des 'einfach wir' in Bad Neustadt.
Foto: Markus Büttner | Möchten bald wieder gemeinsam mit ihren Gästen lachen - Florian Knobling und Julia Matis, Inhaber des "einfach wir" in Bad Neustadt.

Apropos Sommer. "Da hatten wir viel zu tun, die Hygienekonzepte waren gut und sicher", erinnern sich die beiden an die Zeit nach der Wiedereröffnung. Fast alle Gäste hätten Verständnis gehabt, die Reservierungen seien so getaktet worden, dass nicht alle Gäste auf einmal kamen. Zudem konnte der neue Außenbereich erstmals genutzt werden. Einzig die Personalkosten seien aufgrund des Mehraufwands für die erforderliche Desinfektion und Reinigung höher gewesen. 

"Die Gäste sollten nicht merken, dass etwas anders ist. Das haben wir auch gut hinbekommen", blickt Julia Matis auf die Sommermonate zurück. "Wir waren einfach froh, unseren Job wieder machen zu dürfen." Gedanken an eine zweite Welle wollen sie beide nicht verschwenden.

Wut und Unverständnis nach 2. Lockdown

Es kommt bekanntlich anders mit dem zweiten Lockdown ab November. "Da war ich schon wütend", gibt Matis zu. Für den ersten Lockdown habe man vollstes Verständnis gehabt. Der Plan der Regierung, ab November für vier bis sechs Wochen zu schließen, um das Weihnachtsfest zu retten, sei für beide völlig unverständlich gewesen. "Wir wussten wie viele andere in der Branche, dass wir im Dezember nicht mehr aufmachen", war sich Florian Knobling sicher. Vielmehr habe man Hoffnungen gehabt, analog zum ersten Lockdown mit zehn Wochen Pause gegen Mitte Januar die Türen wieder aufzuschließen. 

Dementsprechend trist und schmerzhaft ist für das Gastro-Paar auch das Weihnachtsfest. "Wir arbeiten immer an Weihnachten. Das sind die Tage, an denen immer genug Personal da ist, an dem alle gut drauf sind und Spaß haben. Und dann Zuhause sein zu müssen war die Hölle", erinnert sich Julia Matis nur ungern an die Zeit zurück, in der stattdessen "viel gegessen und viel getrunken wurde." Auch die immer gleichen Fragen der Bekannten auf der Straße nach der Zukunft hätten mürbe gemacht. "Silvester war auch kein krönender Jahresabschluss, weil die Sorgen da waren. Es war ja abzusehen, dass es 2021 genauso weitergeht, wie 2020 aufgehört hat", pflichtet Florian Knobling bei.

Ein ganz besonderes Silvesterfest 2015/2016

Dabei haben beide an den Silvestertag an sich sehr gute Erinnerungen, allen voran an den Jahreswechsel 2015 auf 2016. Ein Jahreswechsel, der den Weg bereitete für den Gang in eine gemeinsame Zukunft - privat, wie beruflich. Die gebürtige Nüdlingerin Julia Matis, die ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau einen Meistertitel folgen ließ, ist zu diesem Zeitpunkt Leiterin eines größeren Restaurants in Bad Kissingen. Florian Knobling arbeitet dort als Leihkoch.

An der Spülmaschine funkt es schließlich. Beide finden nur kurze Zeit später zusammen und erkennen, dass sie auch beruflich mit der Selbstständigkeit den gleichen Traum vor Augen haben. Dieser wird 2017 im Gewölbekeller - vorher bekannt unter anderem als Neustädter Steakhaus, Gecko oder Downtown - schließlich Realität.

Genussverkauf alle zwei Wochen

Zurück zum Jahresstart 2021, den beide wieder als deprimierend empfinden. Ein schneller Wiedereröffnungstermin ist bekanntlich weiter nicht in Sicht. All 14 Tage wird ein Genussverkauf angeboten. Unter anderem Fleisch für Steaks oder Burger kann für die spätere Zubereitung in der eigenen Küche erworben werden.

Auf den klassischen Außer-Haus-Verkauf verzichten sie seit dem ersten Lockdown bewusst. Warum? "Ich könnte nicht über meinen Schatten springen, tolles Bio-Fleisch in einer Plastikverpackung schon fertig gebraten zu verkaufen. Der Gedanke, dass ein medium-gebratenes Steak zu Hause noch einmal in der Mikrowelle aufgewärmt wird - da könnte ich heulen", erklärt Florian Knobling. "Ich will nicht unsere Qualität so weit herabsetzen, dass ein Burger kalt, durchgezogen oder aufgeweicht ist", ergänzt der Koch. Neben dem Klimaaspekt aufgrund der Plastikverpackungen sei der To-Go-Verkauf zudem finanziell nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, außerdem nicht leicht zu planen. 

Staatliche Hilfen ziehen sich wie Kaugummi hin

Auch Existenzängste aufgrund des ausbleibenden Umsatzes sind vorhanden. "Immer, wenn du die Löhne zahlen musst", so Julia Matis. Trotz der finanziellen staatlichen Hilfen müsse man alles immer zwei Monate im Voraus vorfinanzieren. "Diese Hilfen ziehen sich hin wie Kaugummi. Der Abschlag für November kam beispielsweise erst Mitte Januar an", beschreibt die 35-Jährige das Dilemma. Seit Dezember hat sie zudem Kurzarbeit für den Betrieb angemeldet.

Die Brocken hinzuwerfen und wieder in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln, kommt für beide dennoch kaum in Frage. "Dann wäre es nur ein Job. Und Gastronomie war für uns nie nur ein Job. Wir haben immer versucht, unsere eigenen Ideen, unsere Leidenschaft einzubringen", sagen beide übereinstimmend. "Solange wir kämpfen können, machen wir das auch. Wir sind gekommen, um zu bleiben", zeigt sich Julia Matis kämpferisch. 

Wunsch für 2021: Nicht noch einmal schließen zu müssen

Ein erster Hoffnungsschimmer, dass es im März oder ab April wieder losgehen könnte, seien die zuletzt sinkenden Infektionszahlen gewesen. Der Inzidenz-Zielwert von 35 könnte auch zu Lockerungen in der Gastronomie führen. Wichtig sei laut Matis aber, im späteren Verlauf nicht erneut schließen zu müssen. "Das wäre gerade auch psychisch gesehen dann nur ganz schwer zu verkraften."

Serie: "Gastronomen in der Krise"

In der nächsten Zeit wollen wir Ihnen in der Serie "Gastronomen in der Krise" stellvertretend für die ganze Branche weitere Gastronomen aus dem gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld vorstellen. Wie haben sie knapp ein Jahr Corona-Pandemie erlebt? Was haben sie im Lockdown getan? Welche Perspektive sehen sie? Wie geht es weiter? 
Quelle: chü
 
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Kommentare
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  • D. K.
    Selten so nen schlechten Artikel gelesen.
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  • J. B.
    Schreibe doch selber.
    So ein dummes Geschmarre.
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  • M. W.
    Wie bitte????? Dann lesen Sie nichts... zwinkern
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  • D. K.
    tolle Werbung und eher ein Erzählroman diese Geschichte, jetzt zum Inhalt:
    1. Lockdown: die Kosten des Personals sind durch KUG gedeckt, Überbrückungshilfe würde es auch geben, dann trotzdem bewusst auf take away verzichtet, dann darf ich nicht groß jammern.
    November und Dezember ist dann zu 75% gedeckt über die Hilfen und ebenfalls wäre das Personal durch KUG abgedeckt.
    Klar ist die Situation beschissen, aber mir jammern manche Gastronomen grad zu viel.
    Der Sommer war top für fast jeden aus der Branche, da keinerlei Konkurrenz Veranstaltungen.
    Dazu 12.000€ für Fleisch!! Sorry aber wer glaub denn sowas? Das sind im Mittel (bei Burgerfleisch 10€/kg, Steak ca. 20€/kg) ca. dann 15€/kg, also ca. 800 kg Fleisch!! wer soll das glauben? selbst 600 kg bei durchschnittlich 20€/kg sind doch Märchen.
    Das ist doch BWL Selbstmord sich so viel Fleisch hinzulegen bei dieser Ladengröße, mal abgesehen von dem Kühlhaus oder Froster, den man bräuchte.
    Mehr Personalkosten wegen Desinfektion?!
    come on...
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  • E. B.
    Ich habe nicht gewusst, dass dieses Lokal auch Außenplätze hat und Bio Qualität bietet.
    Da gehe ich, wenn erlaubt, auf jeden Fall mal hin.
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