Endlich. „Das ist der Moment, auf den wir gewartet haben.“ Geschäftsführerin Angelika Ochs und Heimleiterin Monika Heusinger klatschten sich freudestrahlend ab, als der bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, am Samstag auf dem Parkplatz des Franziska-Streitel-Altenheims vorfuhr. Der Ehrengast für den Spatenstich zum ersehnten Neubau gab sich leutselig, grüßte bestens gelaunt nach allen Seiten und mischte sich sogleich unters Volk.
In trauter Runde suchte er das Gespräch mit den „Hauptpersonen“, nämlich den Senioren, die frei von der Leber weg mit dem Minister plauderten. „Uns geht es gut hier“, versicherten sie dem Gast aus München, auch wenn die Vorfreude auf das neue Haus schon groß sei. Mit Blick auf die Pflegesituation machte Holetschek deutlich, dass sich in den kommenden Jahren viel tun muss. „Wir müssen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern und mehr Leute in diesen Beruf bringen“, sagte er im Gespräch mit dem Heimbeirat. Es sei wichtig, dass Pflegebedürftige wohnortnah versorgt werden können. Die Seniorinnen und Senioren hörten das gerne. „Danke, dass Sie sich um uns gekümmert haben“, freuten sie sich über die Aufmerksamkeit des Ministers.
Auch beim Smalltalk mit dem Pflegepersonal zeigte sich Klaus Holetschek von seiner Sonnenseite und posierte bereitwillig mit Pflegedienstleiterin Daniela Hillenbrand und Raphaela Lenkl für Selfies.
Gelöste Stimmung trotz Dauerregen
Schönes Wetter hatten sich alle Beteiligten für den offiziellen Spatenstich zum Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims gewünscht, doch an diesem Freudentag störte sich auch niemand am Dauerregen, vor dem die Gäste auf der überdachten Terrasse Schutz suchten. Kurzweilige Reden mit witzigen Pointen, die viel Gelächter ernteten, machten deutlich, wie erleichtert alle Verantwortlichen sind, dass alle Planungs- und Finanzierungsfragen geklärt sind und der Bau endlich losgehen kann.
„Hier sollen Menschen einen erfüllten Lebensabend verbringen können“, sagte Bürgermeister Michael Kraus, der zugleich Vorsitzender der federführenden Julius-Spital-Stiftung ist, bei der Vorstellung des Projekts. Das Franziska-Streitel-Altenheim war an der Kapazitätsgrenze angelangt, der Neubau des Altenheims sei daher sehr wichtig für das Betreuungsangebot in der Stadt und biete künftig 99 Plätze für vollstationäre Pflege sowie betreutes Wohnen.
Blick auf die Menschen, nicht auf Abrechnungssysteme
„Es zählen die Menschen“, stellte auch der Staatsminister für Gesundheit und Pflege in den Mittelpunkt. Und forderte ein Umdenken an verantwortlichen Stellen: „Wir müssen die Systeme an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten und nicht an den Modalitäten der Abrechnungssysteme.“
Den Neubau und die Sanierung des Streitel-Altenheims nannte Holetschek „ein architektonisch und pflegefachlich tolles Projekt“. Ausdrücklich lobte er die angestrebten Hausgemeinschaften und die Sensibilität für Menschen mit Demenz und Sehbeeinträchtigung. Auch dass das Haus als Begegnungszentrum angelegt ist, in dem auch die Bewohner des Hainbergs etwa zum offenen Mittagstisch kommen können, nannte er beispielhaft. Die Förderung von 5,8 Millionen Euro aus dem Programm „PflegesoNah“ sei daher gut angelegtes Geld.
Insgesamt wird der Bau nach aktuellem Stand etwa 18 Millionen Euro kosten und hätte, das machte Geschäftsführerin Angelika Ochs deutlich, ohne die Förderung des Freistaats Bayern nicht umgesetzt werden können.
Neues Altenheim wird im Landkreis dringend gebraucht
Anerkennung zollte Holetschek auch Landrat Thomas Habermann, den er für seinen Pragmatismus lobte – unter anderem, was die Baugenehmigung für das Projekt betrifft, die in Rekordzeit erfolgte, wie Michael Kraus bestätigte. Habermann nahm das Lob für seine Behörde gerne entgegen und kritisierte in dem Zuge zu komplizierte Verfahren, die zu lange dauern. "Hier ist ein Umdenken gefordert.“
Der Kreischef blickte zurück auf die 1960er Jahre, in denen das Krankenhaus am Hainberg als wichtige Einrichtung für die Gesundheitsvorsorge im Landkreis stand, und die beginnenden 2000er, als er als frischgewählter Landrat das Krankenhaus schließen musste. „Heute entsteht hier ein neues modernes Altenheim, das im Landkreis dringend gebraucht wird“, freute er sich.
Mitarbeiter freuen sich auf das neue Arbeitsumfeld
„Nicht nur die Senioren fiebern dem Neubau entgegen, auch die Mitarbeiter freuen sich auf das neue Arbeitsumfeld“, hob Angelika Ochs hervor. "Hier wird es keine langen Gänge mehr geben, sondern Haugemeinschaften, in denen die betreuten Menschen Alltag erleben und sich einbringen können."
Ochs machte keinen Hehl daraus, dass der Weg bis zum Spatenstich kein leichter war. „Das ist ein Riesenprojekt für unsere kleine Julius-Spital-Stiftung und hat uns bei der Planung viele schlaflose Nächte gekostet“, ließ sie durchblicken. Umso mehr dankte sie allen Beteiligten, darunter Altbürgermeister Eberhard Streit, in dessen Amtszeit die Pläne auf den Weg gebracht worden waren, Pfarrer Thomas Menzel sowie den Bürgermeistern der Gemeinden Oberstreu, Stockheim und Hendungen und natürlich Landrat Thomas Habermann, die im Pflegeausschuss der Julius-Spital-Stiftung vertreten sind und hinter dem Projekt stehen.
Die Bauphase wird eine Herausforderung
Architekt Jörg Lammert zeichnete die Geschichte des Altenheims vom Spatenstich für den Altbau im August 1987 bis zum Festakt am Samstag nach. "Nach 35 Jahren wird die Geschichte des Altenheims mit dem Neubau und der Sanierung des Altbaus fortgeschrieben." Mitte Oktober sollen die Tiefbauarbeiten beginnen, im Frühjahr 2024 sollen die Senioren ins neue Haus einziehen. Bis 2025 wird dann der Altbau saniert.
Die Zeiten dafür sind nicht leicht. „Das Bauen wird durch die aktuelle Lage herausfordernd“, so Lammert. Bei der Fensterausschreibung etwa ist kein Angebot eingegangen, und die Angebote für die technische Gebäudeausrüstung überschreiten die geschätzten Kosten bei Weitem.
Dennoch blickten am Samstag viele Akteure optimistisch in die Zukunft. Das neue Altenheim in Mellrichstadt soll Maßstäbe in der Pflege setzen. Daran wollen alle mitwirken. Klaus Holetschek brachte es auf den Punkt: „Hier entsteht wirklich ein großartiger Ort“, sagte der Staatsminister für Gesundheit und Pflege in Bayern. Davon kündeten auch die strahlenden Gesichter, als anschließend beim offiziellen Spatenstich die Sandbatzen durch die Luft flogen.