Auf den Punkt gebracht: „Nur wo Altes weicht, kann Neues entstehen!“ Was in dieser Aussage steckt, mit der Bürgermeister Eberhard Streit in der Anwohner-Infoveranstaltung (Anfang Juli) den Abbruch des Krankenhauses als notwendigen Schritt begründet hatte, das wird in den nächsten Tagen und Wochen konkret sichtbar – und für die Bewohner am Hainberg auch spürbar. Der eigentliche Abriss des Gebäudes beginnt – und zwar ab Montag mit dem Flachbau, dessen großzügige Eingangshalle in das Krankenhaus hineinführte.
Kein Weg führte in diesem Bereich an der Anmeldung vorbei, dort war der Wartesaal für die Ambulanz meist gut besetzt, die Chefarztzimmer waren hier untergebracht wie auch die OP-Säle im hinteren Bereich – die medizinische Abteilung mit all ihren Räumlichkeiten eben. Im Foyer führten aber ebenso die Türen in die Büros der Krankenhaus-Verwaltung.
Ab Montag, 31. August, wird es also ernst mit den Abbrucharbeiten, die werktags in der Zeit von 7 bis 20 Uhr erfolgen werden. Das hat die Firma Schornstein- und Industrieabbruch R. Voigt den Anwohnern der Suhles-straße in einem Info-Blatt mitgeteilt. Darin heißt es, dass sich „eine Staubbildung trotz Einsatz von Wasser (Benässen und Berieselung über Feuerwehrschläuche) nicht ganz wird vermeiden lassen“. Daher sollten während der Arbeitszeit Türen und Fenster geschlossen sein, ebenso sollte keine Wäsche zum Trocknen im Freien aufgehängt werden. Zudem sind, so die ausdrückliche Bitte, die an die Abbruchmaßnahme angrenzenden Bereiche freizuhalten.
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Gerade einmal mit einer Handvoll Mitarbeitern ist die Firma vor Ort im Einsatz, mittels Kettenbagger wird der Flachbau – er ist inzwischen total entkernt – dem Erdboden gleichgemacht. Nur rund zwei Wochen wird das dauern, erklärte Henrik Neumann vom Abbruchunternehmen Voigt auf Anfrage dieser Zeitung. Erst dann, also etwa Mitte September, wird der Longfrontbagger, der bis zum Dach des Krankenhauses greifen kann, mit dem Abbruch des Hochbaus von oben nach unten beginnen. Bis dorthin wird auch das Hochgebäude vollständig entkernt sein. Die Brecheranlage, die im tieferliegenden Wirtschaftshof des ehemaligen Krankenhauses aufgestellt wird, kommt nach den Worten Neumanns dann erst rund vier Wochen später zum Einsatz, wenn genügend Abbruchmaterial vorhanden ist. „Der Brecher braucht entsprechend Futter, um bei seiner hohen Leistung ausgelastet zu sein“, macht Henrik Neumann anschaulich deutlich.
Die Ankündigung, dass das Gebäude – wie in diesen Wochen geschehen – zu „entrümpeln“ ist, hatte doch eine Reihe von Interessenten angelockt, die noch verwertbares Material haben wollten. Ein ganzer Schwung, etwa zwei Dutzend Interessenten, hatte sich gemeldet, darunter Privatleute ebenso wie von Vereinsseite aus, beispielsweise sicherte sich der TSV Mühlfeld für seinen Sportheimbau auf diese Weise die notwendigen Fenster.
Apropos Entrümpelungsaktion: Sie ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, sondern beruhte auf einem Entgegenkommen des Abbruchunternehmens. „Die Firma Voigt hat da für Mellrichstadt eine Ausnahme gemacht“, betont Stefan Lorenz vom Ingenieurbüro Federlein, der die Maßnahme mit begleitet.
Freilich mussten alle einen Haftungsausschluss unterschreiben, bevor sie im und am Haus zu Werke gehen konnten: Ausgebaut wurden zahlreiche Metallfenster, wie an der Gebäudefront unschwer zu erkennen ist, Türen, Weg- und Natursteinplatten vor dem Haus, Fassadenplatten am Gebäude selbst sowie beispielsweise auch das Geländer an der Rollstuhlzufahrt, um einen groben Überblick über die Materialien zu erhalten, die noch gesichert wurden. Beim Fensterausbau in den oberen Stockwerken gingen Handwerker auch angegurtet zu Werke – der eigenen Sicherheit wegen.
Mit Ende dieser Woche wird die Schadstoff-Demontage mit Entsorgung nach den Worten von Dipl.-Ing. Thomas Löwinger, Inhaber der Umwelt-Service Löwinger GmbH, einer Spezialfirma der Alpin Service Löwinger aus Dresden, weitgehend abgeschlossen sein. Mit durchschnittlich sechs Mitarbeitern, sogenannten Schadstoffentsorgern, also speziell geschulten Leuten, war die Firma aus Dresden im Gebäude tätig, um die schadstoffhaltigen Bauteile wie Asbestplatten, Spritzasbest, teerhaltiges Material und die künstliche Mineralfasern auszubauen und zu entsorgen.
Und das alles unter der Kontrolle von Schadstoff-Gutachter Christian Keller (A&K Baugrund, Würzburg), wie Löwinger anführt. Alle Raumluftmessungen der insgesamt sieben Versorgungsschächte, die sich über sieben Stockwerke erstrecken, waren nach Angaben Löwingers „negativ gemessen worden“. Sprich: Der Umweltingenieur hat das Haus zum Abbruch freigegeben!