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Frickenhausen
Horst Werner vom "Seecafé" in Frickenhausen: Warum er gut im Geschäft ist aber trotzdem ans Aufhören denkt
Horst Werner hat seit 28 Jahren das Seecafé mit Biergarten in Frickenhausen gepachtet. Mit welchen Schwierigkeiten er trotz Kundenansturm zu kämpfen hat.
Das Seecafé am Frickenhäuser See ist wegen seiner Lage und seiner guten Küche weithin beliebt.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Das Seecafé am Frickenhäuser See ist wegen seiner Lage und seiner guten Küche weithin beliebt.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:36 Uhr

Horst Werner ist seit fast drei Jahrzehnten Pächter des Seecafés in Frickenhausen. Über mangelnden Zuspruch kann er sich nicht beklagen. Dennoch denkt er ernsthaft darüber nach, das Restaurant und den Biergarten zu schließen.  Der Grund: "Es fehlt mir hinten und vorne Personal. Wenn sich bis zu Beginn der neuen Hauptsaison, also ab April 2023, nicht fünf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Küche und als Bedienung gefunden haben, muss ich Konsequenzen ziehen. So kann es jedenfalls nicht weitergehen."

Momentan stemmt Horst Werner die Küchenarbeit alleine. Seine Küchenhilfe Helena greift ihm mittwochs und sonntags unter die Arme. "Das ist in der Küche enorm viel Stress." Mindestens 50 Essen pro Tag müssen zubereitet werden. "Und das in einem relativ kurzen Zeitraum, warme Küche gibt es nur von  17 bis 20 Uhr gibt. Mehr ist einfach nicht zu schaffen."

Wie soll es ohne neue Mitarbeitende im Seecafé Frickenhausen weitergehen?

Seine Schwester Conny ist der "gute Geist" des Teams. Sie unterstützt in der Küche, bedient, putzt, wäscht, ist einfach überall einsetzbar. Doch auch sie möchte altersbedingt nun kürzertreten. Horst Werner weiß nicht, wie es künftig weitergehen soll, wenn er keine zusätzlichen Mitarbeiter findet.

In der Vergangenheit sah es da ganz anders aus, erinnert er sich. Fast drei Jahrzehnte führt er das so idyllisch unmittelbar neben dem Frickenhäuser See gelegene Seecafé.  1994 hat er sich seinen Traum, ein eigenes Lokal zu eröffnen, erfüllt. Zuvor hatte er als Außendienstmitarbeiter bei einem Lebensmittelgroßhändler in Würzburg jahrelang Kontakt mit Gastronomen gehabt. Der damals häufige Zwölf-Stunden-Arbeitstag und der zunehmende Verkaufsdruck veranlassten ihn, sich für das von der Stadt Mellrichstadt ausgeschriebene Seecafé zu bewerben.

Der idyllisch gelegene Frickenhäuser See lockt als beliebtes Ausflugsziel viele Besucher in die Vorrhön und in das von Horst Werner betriebene Seecafé.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Der idyllisch gelegene Frickenhäuser See lockt als beliebtes Ausflugsziel viele Besucher in die Vorrhön und in das von Horst Werner betriebene Seecafé.

Nachdem er den Zuschlag erhalten hatte, suchte er, der zwar kaufmännisch ausgebildet war, aber "vom Bierzapfen und Kochen keine Ahnung" hatte, einen Koch, den er dann kurzfristig in Dani fand. Als dieser nach zwei Jahren wegen seiner angeschlagenen Gesundheit aufgeben musste, hatte er an seinen "Lehrling" Horst in einem einwöchigen Crash-Kochkurs auch seine Geheimrezepte weitergegeben.

Szenekneipe entwickelte sich zum gefragten Restaurant in Frickenhausen

Die anfängliche "Szenekneipe" mit allwöchentlicher Live-Musik, in der Essen zunächst zweitrangig war, entwickelte sich mit den Jahren dann immer mehr zu einem Speiserestaurant, was unter anderem auch an dem neuen indischen Koch Rhavi lag. Aber auch an Horst Werner, der seit 1994 regelmäßig alle Wintermonate in Indien verbracht und dort immer wieder in Küchen mitgeholfen und sich dabei Vieles abgeguckt hatte. "Sogar die original Gewürze, Dekomaterial und die Ausstattung für das Lokal habe ich von dort mitgebracht."

Nach Rhavi bereicherten dann mehrere thailändische Köchinnen, oft Ehefrauen von Freunden aus der Umgebung, mit landestypischen Gerichten die Speisekarte des Seecafés. "Bis 2018 etwa waren wir zu dritt in der Küche. Dazu waren zwei bis drei Bedienungen im Lokal unterwegs. Das hat prima gepasst." Doch seitdem fehlt es an Personal.

Weniger Plätze im Biergarten des Seecafés Frickenhausen und kürzere Öffnungszeiten

Das hat Folgen: Ohne Reservierung geht es schon fast nicht mehr. "Es läuft prima. Wenn ich genug Personal hätte, könnte sogar noch mehr gehen. Aber ich muss inzwischen schon mehr Leuten absagen als zusagen", so Horst Werner. Eine weitere Folge: Im Biergarten wurden die vormals 100 bereits auf 50 Plätze reduziert. Und dann hat er auch die Öffnungszeiten um vier Stunden verkürzt. Montag und Dienstag ist komplett geschlossen.

In den vergangenen Jahren hat sich das Seecafé von der Szenekneipe zu einem beliebten Speiselokal gewandelt.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | In den vergangenen Jahren hat sich das Seecafé von der Szenekneipe zu einem beliebten Speiselokal gewandelt.

Diese beiden Ruhetage braucht Horst Werner auch dringend. Zehn Stunden steht er an Wochentagen am Herd, am Wochenende und in der Hochsaison sind es zwölf Stunden. Der monatelange, durch den Personalmangel befeuerte Stress macht ihm zu schaffen. "An erholsamen Schlaf ist nicht zu denken", gibt er offen zu. "Nervlich bin ich im Hochsommer ein Wrack." Immerhin ist er auch schon 63 Jahre alt und damit nicht mehr der Jüngste.

Personalmangel und hohe Betriebskosten: Wie geht es in Frickenhausen weiter?

Ein weiteres Problem stellen die gestiegenen Energiekosten und die höheren Lebensmittelpreise dar. Horst Werner erwartet im kommenden Jahr eine Verdreifachung des Gaspreises – das Seecafé wird mit Flüssiggas beheizt - und höhere Stromkosten. Angesichts des gravierenden Personalmangels und der hohen Betriebskosten sah Horst Werner nun keinen weiteren Ausweg, als die Stadt Mellrichstadt zu bitten, ab 2023 auf die Pacht zu verzichten.

Er muss im kommenden Jahr wegen fehlenden Personals nämlich sein Speisenangebot beträchtlich einschränken und die Bewirtschaftungsflächen weiter reduzieren (nur noch 30 Terrassenplätze und 30 Plätze innen). Dadurch wird sein Umsatz seinen Berechnungen nach um rund 50 Prozent zurückgehen.

Falls die Stadt seinen Antrag ablehnt, wird das Seecafé aus seiner Sicht wohl nicht mehr wirtschaftlich zu führen sein. Dann wird er den Pachtvertrag eventuell kündigen müssen, sagt er in einem Gespräch mit dieser Redaktion.

 
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Kommentare
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  • Arcus
    ich hab mir mal die Preise für Flüssiggas (Propangas) angeschaut. Also die sind mittlerweile wieder fast auf Vorkriegsniveau. Manchmal wird halt alles was mit Energie zu tun hat herangezogen um zu jammern. DAs ärgert mich. Auch wenn ich natürlich den Pächter sonst gut verstehen kann.
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  • hubert.endres@allianz.de
    Und mich ärgert der unfähige Minister Heil. Noch mehr Bürgergeld für Menschen, welche zu faul zum Arbeiten sind. Natürlich gibt es auch Bedürftige. Diesen muss geholfen werden. Aber wenn jemand in der heutigen Zeit für geringen Lohn arbeitet ist er der Dumme. Es lohnt sich nicht mehr. Die Sozialabgaben bei Geringverdienern muss erheblich reduziert werden damit sich arbeiten noch lohnt. Aber das verstehen die abgehobenen Politiker in Berlin und München nicht. Sagt viel über die aktuelle Qualität unserer Elite aus.
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  • Robert.Tuerke@gmx.de
    @Hubi62: Seh ich genauso. Jeder, der arbeitet, muss wesentlich mehr verdienen als derjenige, der staatliche Leistungen fürs Nichtstun in Anspruch nimmt.
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  • stahl01@t-online.de
    Ich finde er hätte dass mit der Pacht erst klären können und dann damit an die Öffentlichkeit gehen. Will er damit Druck erzeugen?
    Wenn dass Gebäude der Stadt ist - wird wohl ein Verzicht auf die Pacht nicht so einfach gehen. Oder es muss auch für andere ausgeschrieben werden mit den gleichen Bedinungen - ein Jahr keine Pacht.
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  • Robert.Tuerke@gmx.de
    Die Stadt wäre hier gut beraten, auf die Pacht zu verzichten, wenn sie etwas Gutes für die allgemein dahinsiechende Gastronomie, speziell in unserer Service-Wüste Rhön-Grabfeld, tun will.
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