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Salz
Für zehn Eier bis zu 17 Euro: Preise wie in den USA sind für den Rhöner Landwirt Michael Derleth keine Option
Während in den USA die Eier-Preise explodieren, bleiben sie auf dem Naturlandhof in Salz auch zu Ostern stabil. Landwirt Derleth erklärt, warum das so ist.
Bio-Landwirt Michael Derleth aus Salz versichert, dass zu Ostern niemand einen Eier-Notstand fürchten muss. Eier-Preise von derzeit bis zu 17 Euro pro Schachtel wie in den USA  will er nicht aufrufen.
Foto: Kristina Kunzmann | Bio-Landwirt Michael Derleth aus Salz versichert, dass zu Ostern niemand einen Eier-Notstand fürchten muss. Eier-Preise von derzeit bis zu 17 Euro pro Schachtel wie in den USA  will er nicht aufrufen.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 20.04.2025 02:31 Uhr

Entspannt liegen die Hühner in der Sonne vor den mobilen Ställen des Naturlandhofs Derleth in Salz. Im Inneren picken, brüten, gackern weitere der rund 1600 bis 1700 Derleth'schen Hennen. Das nahende Osterfest, bei dem ihre Erzeugnisse für viele Menschen eine große Rolle spielen, interessiert sie nicht. Auch, dass Kunden in den USA gerade bis zu 20 US-Dollar (circa 17 Euro) für eine Zehnerpackung Eier berappen müssen – wenn sie überhaupt welche bekommen – ist dem Federvieh egal.

Michael Derleth, Bio-Landwirt und stellvertretender Kreisobmann des Rhön-Grabfelder Kreisverbands des Bauernverbands, macht sich dagegen Gedanken über Eierpreise. "17 Euro pro Packung wären zwar eine Wertschätzung gegenüber dem Produkt, dass es ein Lebens- und kein Ramschmittel ist", sagt Derleth im Gespräch mit dieser Redaktion. "Aber nein, so hoch sollten die Preise nicht sein. Ich möchte, dass sich auch eine Familie mit drei Kindern und ohne Großverdiener unsere Eier leisten kann und will", schränkt er ein. 

Bricht die Vogelgrippe aus, sterben alle Tiere im Stall oder werden gekeult

Der Grund für die hohen Preise in den USA ist ein Ausbruch der Vogelgrippe. "Auch die Politiker bei uns haben noch nicht alle verstanden, dass wir im eigenen Land oder in der Europäischen Union eine Eigenversorgung aufbauen sollten. Für den Fall, dass die Vogelgrippe auch bei uns großflächig auftritt", sagt der Landwirt. Die Eigenversorgungsquote liege in Deutschland bei lediglich 70 Prozent, schätzt Derleth.

Dass "wenn" sei gar nicht so weit weg: Vor einigen Jahren habe es im Landkreis Bad Kissingen einen Vogelgrippe-Ausbruch gegeben, so der Landwirt. Auch seine Ställe lagen im Sperrbezirk, er durfte vier Wochen lang nicht zum Schlachten fahren: "Wir sind alle nicht vor der Vogelgrippe sicher". Breche sie aus, trage das Ei eines infizierten Tieres zwar nicht das Virus. Dennoch würden alle Tiere im Stall verenden, andernfalls müssten sie gekeult werden.

Den Derleth'schen Hennen stehen zwei mobile Ställe mit Außenbereich zur Verfügung.
Foto: Kristina Kunzmann | Den Derleth'schen Hennen stehen zwei mobile Ställe mit Außenbereich zur Verfügung.

Die Preise für Derleths Bio-Eier liegen bei vier Euro pro Zehnerpackung. Diese habe er seit rund fünf Jahren nicht mehr erhöht. Würde er das tun, könne und müsse er als Direktvermarkter den Kunden aber die Gründe erklären, sagt er: "Zum Beispiel, dass die Bürokratie steigt und ich höhere Kosten habe, beispielsweise für Futter oder Junghennen".

Zu Ostern wollen viele Kunden des Naturlandhofs Derleth in Salz lieber weiße statt braune Eier

1100 bis 1200 Eier legen Derleths Hühner momentan pro Tag. "Auch am Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag und Dienstag. Viele Kunden haben Angst, dass sie zu Ostern nicht genug Eier bekommen", sagt Michael Derleths Mutter Margit. Das Haupteiergeschäft sei nicht Ostern, sondern die Backzeit im November und Dezember. Dennoch würden rund um das Fest etwa zwanzig Prozent mehr Eier verkauft als sonst. Vor allem die Nachfrage nach weißen Eiern sei zu Ostern höher.

Doch die Farbe der Eier hängt von der Rasse des Huhns ab, das sie legt. "Die Kunden wollen das ganze Jahr über schokobraune Eier. Und an Ostern dann weiße, das geht halt nicht", sagt Michael Derleth. Dass sich dunkle Eier schlechter färben lassen, hält Margit Derleth ohnehin für einen Denkfehler. "Ich habe immer mit Bio-Farbe gefärbt, die deckt auf beigen und etwas dunkleren Eiern viel besser als auf weißen".

Zu Ostern werden bei Derleths in Salz rund zwanzig Prozent mehr Eier pro Tag verkauft als im Rest Jahres mit Ausnahme der Vorweihnachtszeit.
Foto: Kristina Kunzmann | Zu Ostern werden bei Derleths in Salz rund zwanzig Prozent mehr Eier pro Tag verkauft als im Rest Jahres mit Ausnahme der Vorweihnachtszeit.

Aber egal ob weiß, beige oder braun, es seien genug Eier verfügbar: "Für Ostern sind wir gut versorgt. Niemand muss einen Eier-Notstand fürchten", beruhigt Michael Derleth. "Und 17 Euro muss auch keiner für eine Schachtel bezahlen", fügt Margit Derleth hinzu.

 
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  • Andreas Gerner
    Mich hat letzte Woche bei der Feldarbeit ein Wanderer angesprochen. Neben Themen wie dem ungewöhnlich trockenen März, den vielen Streuobstwiesen oder den vielen kleinen Feldern ging es dann auch um Preis- und Marktschwankungen und unter anderem um Eierpreise. Der Herr argumentierte, die USA würden zu wenig Eier produzieren (warum, wusste er noch nicht). In Deutschland dagegen würden ja "mehr als genug Eier erzeugt" und darum sei eine Knappheit ausgeschlossen.
    Er fiel aus allen Wolken, als er hörte, dass unter normalen Umständen (keine Seuche) die USA in etwa in Höhe des Bedarfs Eier erzeugt, Deutschland aber nicht mal mehr 70% des inländischen Bedarfs. Täglich werden Millionen Eier importiert. Sonst wäre sofort Krise.

    siehe Statista

    Ursache ist neben Lohnkosten, Auflagen, Energiekosten usw auch, dass das Kükentötungsverbot bei deutscher Erzeugung gilt, nicht aber bei Importen.

    Ähnlich ist das mit vielen anderen Verboten.
    Wird durch Importe umgangen. Und Minister rühmen sich noch...
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