Seit mehr als 30 Jahren baut der Naturlandhof Derleth aus Salz Bio-Lebensmittel an. Alfred und Margit Derleth beschlossen 1989, vor dem Hintergrund von Umweltschäden und Katastrophen wie Tschernobyl, sich umzustellen und mehr Verantwortung für den Umweltschutz zu übernehmen.
"Wir wollten für unsere drei Kinder die Natur bewahren und nicht mehr den Spritz- und Düngeanweisungen der Chemischen Industrie folgen. Die Vermarktung unserer Ernte wollten wir in die eigenen Hände nehmen und so unabhängiger von den Großhändlern sein", schildert Margit Derleth die damalige Situation. "Unsere Kunden sollten uns kennen und wir möchten die Verbraucher kennen."
Viel Auslauf für die fleißigen Hühner
Produziert werden auf mittlerweile gut 200 Hektar Getreide, Sonnenblumen, Mais und Kartoffeln nach den Richtlinien des Naturlandverbandes. In zwei Mobilställen leben ihre Hühner, die genügend Auslauf auf dem Grünland haben und fleißig Eier legen. Im Jahr 2005 wurde der Hof Sohn Michael Derleth überschrieben, der jetzt mit Ehefrau Ulrike sowie Sohn Jakob und Tochter Laura die Großfamilie mit drei Generationen komplett macht. "Ich hatte das Glück nach meinem Studium einen erfahrenen und funktionierenden Bio-Betrieb übernehmen zu können", berichtet Michael Derleth. Er teilt die Ansichten seines Vaters und arbeitet in dessen Sinne weiter.
Anfangs als "Körnerfresser" und "Distelzüchter" diffamiert, steigt die Anerkennung der konventionell arbeitenden Kollegen immer mehr. "Ökologischer Landbau ist mehr als das Weglassen von Kunstdünger und Spritzmitteln, man lebt mit der Natur", so Derleth. Gespart hat er in mehr als 30 Jahren 2,3 Millionen Liter Spritzmittel und 70 Lkw-Ladungen voller Kunstdünger, rechnet er vor.
Der "Eierschrank" steht immer offen
Die Familie Derleth betreibt als Direktvermarkter einen eigenen Hofladen und beliefert Naturkost-, Gemüse- und Dorfläden, Hotels und Gaststätten sowie Kindergärten, die selbst für ihre Kinder kochen. Der Hofladen ist wegen Bauarbeiten zurzeit in die Nachbarschaft umgezogen. Vor dem Hoftor steht nach wie vor der "Eierschrank", wo die Kunden sich selbst bedienen können und ohne Corona-Einschränkungen Eier, Nudeln, Gemüse, Kartoffeln und Getreide kaufen können. Der jeweilige Geldbetrag wird einfach in eine Kasse eingeworfen. Koch- und Backkurse ergänzten bisher das Angebot - momentan müssen sie natürlich ausfallen.
Margit Derleth ist zwar Rentnerin, aber keineswegs im Ruhestand, sie kocht täglich für sechs bis zehn Personen und hilft in der Landwirtschaft mit, wenn sie gebraucht wird. "Ich will wissen, was ich esse, woher die Zutaten kommen, was gesund ist und welche Zusatzstoffe aus der industriellen Lebensmittelerzeugung von mir weggelassen werden können. Fertigprodukte lehne ich ab", sagt Margit Derleth. Sie studiert gerne Kochbücher und entdeckt immer wieder Neues.
Bewusstseinswandel wegen Corona
In der Coronazeit bemerken die Direktvermarkter, dass sich mehr Leute aus der Umgebung für ihre Waren interessieren und dass mehr Körner eingekauft werden. Außerdem signalisierten die Kunden, sie seien froh, dass der Hofladen geöffnet blieb und Mehl, Kartoffeln und Eier niemals knapp waren. Anscheinend hat Corona bei einigen Leuten einen Bewusstseinswandel bewirkt, sie schätzen die Regionalität und Qualität höher ein.
"Essen bedeutet nicht nur satt machen, sondern ist auch ein wichtiges Treffen in Familie und Gesellschaft. Es stärkt die emotionale und kulturelle Bildung und die Sprachentwicklung", stimmt Margit Derleth den Forschungen zu. "In meiner Zeit als Kindergartenleiterin konnte ich mit dem gemeinsamen Planen, Einkaufen, Kochen und Essen bei den Kindern gute Grundlagen legen und viel bewirken."
Kein frustrierter Bauer
Michael Derleth hat als Bauer viel Arbeit, weiß aber auch, dass er seine Energie für den eigenen Betrieb einsetzt. "Als Selbstständiger kann ich auf den Markt reagieren, Möglichkeiten ergreifen und so ein riesiges Entwicklungspotential nutzen. Ich übernehme Verantwortung für meine Produktion, Vermarktung und die nachhaltige Nutzung der Bodenressourcen." Er sei kein frustrierter Bauer, versichert er. "Ich bin zufrieden und glücklich, dass ich mit der Natur und mit den Menschen leben und arbeiten darf."