Ein Amphibienfahrzeug für das Bayerische Rote Kreuz im eher bergigen Rhön-Grabfeld. Als das BRK-Spezialgefährt 2018 im Landkreis stationiert wurde, konnte man vielleicht noch etwas verwundert schauen. Derzeit ist der Argo 8 x 8 im Einsatz im Katastrophengebiet von Rheinland-Pfalz. Das Einsatzteam hat gezeigt, wie wichtig das Spezialfahrzeug ist. Es hat Orte erreicht, die von der Außenwelt praktisch abgeschnitten waren.
Elias Holzheimer, einer von 13 Freiwilligen aus Rhön-Grabfeld im Hilfseinsatz, berichtet dieser Redaktion von einem Einsatz des Argo in Reimerzhoven im Ahrtal in Rheinland-Pfalz. "Die Bevölkerung dort war bis dahin von der Außenwelt abgeschnitten und hatte gedacht, man habe sie vergessen", erzählt der gebürtige Kilianshöfer. Bis zur Ankunft des Amphibienfahrzeugs aus Rhön-Grabfeld gab es nur Trinkwasser aus der Luft, abgesetzt von Hubschraubern der Bundeswehr. "Die Menschen waren ansonsten völlig auf sich alleine gestellt", erzählt Holzheimer.
Es zeigte sich, dass das Argo im Katstrophengebiet in Rheinland-Pfalz besonders hilfreich ist. Deshalb bleibt die Mannschaft noch drei Tage länger vor Ort, sagt Alexander Klamt, der am Dienstag von seinem Einsatz zurückgekehrt war.
Beeindruckt von der Hilfsbereitschaft
Was Elias Holzheimer besonders beeindruckte, das war der Wille der Bevölkerung, nicht aufzugeben und sich gegenseitig zu helfen. Das Team des BRK organisierte spontan einen Pendelverkehr, sodass Hilfs- und Lebensmittel, aber auch weitere Helfer in den Ort gelangen konnten.
Das Amphibienfahruzeug soll in den nächsten Tagen weitere, fast vollständig zerstörte Ortschaften anfahren und Hilfe zu bringen. "Viele Menschen haben wirklich alles verloren, nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch Freunde und Verwandte, die in den Fluten umgekommen sind", zeigt sich Elias Holzheimer erschüttert vom Ausmaß der Katastrophe. "Es ist schwer zu begreifen, was hier die Wassermassen angerichtet haben, selbst wenn man das alles vor Ort sieht."
Medizinische Hilfsmittel verteilt
Wichtig ist dem Argo-Team die schnelle Hilfe, die sie den Menschen bringen. So auch am Dienstag, als sie in ein Dorf kamen, in dem noch keine Rettungskräfte waren. "Wir haben sofort notwendige medizinische Hilfsmittel verteilt, unter anderem auch Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel und einiges mehr", berichtet BRK-Mann Holzheimer. Das Team des BRK Rhön-Grabfeld organisierte dann auch weitere Hilfskräfte, wie Feuerwehr, THW und Rettungskräfte.
Im Einsatz war man auch noch ein weiteres Mal in Reimerzhoven im Ahrtal. Hier wurde Hilfsmaterial mitgebracht und Helferinnen, die vor Ort waren, wieder mit zurück genommen. "Sonst hätten sie einen schwierigen und langen Umweg auf sich nehmen müssen", sagt Elias Holzheimer.
Uwe Kippnich leitet Spezialeinheit
Wie Uwe Kippnich erklärt, nennt sich die Spezialeinheit "Team G.I.L.T." Die Abkürzung steht für Gelände, Infrastruktur, Logistik, Transport. Sie soll unter anderem sicherstellen, dass die Rettungskräfte schneller wichtige Informationen über ihren Einsatzort erhalten und diesen auch schnell und problemlos erreichen.
Ganz wichtig ist dabei, dass die aus 14 Spezialisten mit sieben Einsatzfahrzeugen bestehende Einheit sich über 36 Stunden völlig autark versorgt und keine Unterstützung benötigt. Dies ist nun im Katstrophengebiet Rheinland-Pfalz der Fall. Dabei zeigt sich, wie wichtig es für diese Spezialeinheit ist, immer wieder solche Einsätze zu üben, um im Ernstfall sicher und effektiv die Einsatzaufträge abzuarbeiten. "Solche Übungen sind auch in der Zukunft wichtig und für den Ernstfall wertvoll", meint Elias Holzheimer.
Kippnich hatte bereits bei der Vorstellung des Argo-Fahrzeuges im Jahr 2018 auf die Wetter- und Klimaveränderungen der vergangenen Jahre hingewiesen. Naturkatastrophen wie Erdrutsche, Hochwasser, Hagel oder sintflutartiger Platzregen seien mittlerweile auch in Deutschland keine Seltenheit mehr. "Wir stehen vor völlig neuen Herausforderungen", so Kippnich seinerzeit.
Wie recht er hatte, zeigt sich nun in Rheinland-Pfalz. Das Gefährt bewährte sich im unwegsamen Gelände ebenso wie als wichtiges Transportmittel für Verpflegung und einfachste Dinge des täglichen Bedarfs. BRK-Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard erklärt ergänzend, dass zu der in Unterfranken stationierten Pilot-Einheit neben dem Amphibienfahrzeug ein Gelände-Krankenwagen, zwei geländegängige Lastwagen, Spezialmotorräder, ein Quad und Drohnen gehören. "So können wir im Gelände arbeiten, ohne die bereits vor Ort eingebundenen Kräfte zu blockieren oder zu binden."
Interessant und in dieser Form einmalig in Deutschland sei die Kooperation zwischen dem Roten Kreuz und dem Zentrum für satellitengestützte Krisenkommunikation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Dies werde notwendig, damit die Retter zum Beispiel nach einem schweren Unwetter, auf der Suche nach einer hilflosen Person und zum Erkunden des überschwemmten Geländes sich unkompliziert selbst den Weg dorthin frei machen können.
Uwe Kippnich ist für alle eingesetzten Behörden und Organisationen der zentrale Ansprechpartner für die Experten des DLR. Er definiert in enger Kooperation mit dem DLR, welche Einsatzgebiete von besonderem Interesse sind. Kippnich war selbst im Krisengebiet vor Ort, um mit BRK und Kräften des Malteser Hilfsdienstes aus Würzburg die besonders betroffenen Gebiete vor Ort zu definieren.
Im Jahr 2018 wurde in Querbachshof der Argo 8x8, ein schwimmfähiges geländegängiges Fahrzeug, durch den BRK Bezirksverband Unterfranken vorgestellt. Das ist bayernweit das einzige derartige Fahrzeug in einem taktischen Einsatzverband. Stationiert ist es beim BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt.