Seit das Bad Neustädter Traditionscafé Elbert Ende 2021 geschlossen wurde, klappern dort keine Kuchengabeln mehr und es zischt auch keine Kaffeemaschine. Stattdessen ist in dem markanten und stadtbildprägenden Gebäude an der Salzpforte von Bad Neustadt momentan Baustellenlärm statt Kaffeekränzchen angesagt. Der eine oder die andere hat vielleicht beim Vorbeilaufen entdeckt, dass in den Räumen gearbeitet wird. Was genau dort entstehen soll, weiß Marcel Reichert, Geschäftsführer der Firmen Rhön Immobilien und Rhön Bau.
"Das Café Elbert selber hat der Investor Martin Beck gekauft, der aus Bad Neustadt stammt. Unsere Firma Rhön Immobilien vermarktet das Objekt, Rhön Bau kümmert sich um den Umbau", erklärt Marcel Reichert auf Nachfrage. Ganz oben im Dach des Gebäudes seien früher schon einmal zwei Wohnungen gewesen, die kürzlich komplett kernsaniert wurden und vermietet werden können.
Kein Pächter für das Café Elbert in Sicht
Für das Café mit dem schönen Ausblick auf der mittleren Etage hielten Marcel Reichert und sein Team lange nach einem Pächter Ausschau. "Wir haben bestimmt ein Dreivierteljahr gesucht, um einen Pächter zu finden, der wieder ein Café rein macht oder ein Restaurant. Aber es hat sich nichts getan. Wir hatten einen Interessenten - das hat sich aber wieder zerschlagen - und sonst überhaupt keine Anfragen", schildert Marcel Reichert.
Der Investor habe sich deshalb entschieden, das mitgekaufte Inventar zu veräußern und den Cafébereich zu drei weiteren Wohneinheiten umzubauen. Sie seien im Rohbau-Zustand und sollen voraussichtlich in etwa drei Monaten bezugsfertig sein. Der Bauantrag liegt laut Reichert bei der Stadt Bad Neustadt. Alle Wohnungen werden laut Reichert zwischen 70 und 120 Quadratmetern groß sein. "Sie sind ein Traum. Man hat eine schöne Aussicht über die kompletten Saalewiesen, die Lage ist 1a. Man ist ruckzuck ins Schwimmbad oder in die Stadt gelaufen", findet Marcel Reichert.
Was den Umbau des Bad Neustädter Elbert-Gebäudes erschwert
In der Etage darunter soll es laut Reichert weiterhin zwei Gewerbeeinheiten geben. "Auf der linken Seite bleibt das Reisebüro und rechts im ehemaligen Verkaufsbereich des Café Elbert wird eine Fläche entstehen für einen Bäcker mit To Go-Geschäft oder etwas Ähnliches", erläutert der Makler. Der Weinkeller ganz unten im Gebäude wurde die letzten Jahre nicht genutzt und soll komplett saniert werden. Dort kann sich Reichert beispielsweise eine Vinothek vorstellen.
Der Umbau des Elbert-Gebäudes ist ein ambitioniertes, aber auch schwieriges Projekt, wie Marcel Reichert zugibt. "Es ist eine Kernsanierung. Eigentlich stehen nur noch die Wände. Wir reißen zum Beispiel alle alten Leitungen heraus, setzen neue Fenster ein, die Fassade wird hergerichtet", so Reichert, der die Umbaukosten auf rund 500.000 Euro beziffert.
Die Lage in der Stadt erschwere das Vorhaben zusätzlich. Es fehle an Parkplätzen und vielfach seien Genehmigungen nötig, damit zum Beispiel ein Container vor dem Gebäude aufgestellt werden darf. Dennoch habe der Investor Martin Beck so viel Potenzial in der Immobilie gesehen, dass er das Projekt angehen wollte.
Hospizverein zieht in ehemaligen Kleider-Laden
Marcel Reichert und sein Team beschäftigt noch ein weiteres Gebäude in der Bad Neustädter Innenstadt: Das Anwesen in der Roßmarktstraße neben dem Teegeschäft, in dem unter anderem die Elbert-Backstube ihren Platz hatte. "Dieses Haus habe ich selbst vor ungefähr einem Jahr gekauft. Es zieht sich durch bis vor in die Hohnstraße 13, wo früher auf drei Stockwerken Ladenfläche war und zuletzt der Pure-Kleiderladen", erläutert Marcel Reichert.
Die beiden oberen Etagen hat sein Unternehmen zu Wohnungen umgebaut. Gerne hätte Reichert weiterhin ein Geschäft in dem Gebäude gehabt, zumindest auf zwei Etagen, aber: "Wir haben Ketten angeschrieben und alles versucht. Keine Chance, auch dort hat sich nichts getan. Jetzt wird es Bürofläche. Der Hospizverein wird in den ehemaligen Laden einziehen, damit sind wir auch glücklich".
Wohnung und ehemalige Backstube im hinteren Teil dieses Gebäudes möchte Reichert ebenfalls zu Wohnzwecken sanieren. "Wohnraum wird gebraucht. Es wird wohl in der ganzen Stadt so kommen, dass in den oberen Etagen der Gebäude Wohnraum entsteht und vielleicht wenigstens unten Büro- oder Ladenfläche ", vermutet Reichert.
Wie man seiner Meinung nach verhindern kann, dass die Innenstadt ausblutet, es immer weniger Gastronomie und Läden gibt? Da weiß auch Marcel Reichert keinen rechten Rat: "Ich bin in der CSU und verschiedenen Netzwerken. Aber es hat noch keiner eine blühende Idee gehabt zu sagen, so, das machen wir und dann klappt das".