Eine Prise Wehmut. Einige Gramm Traurigkeit. Aber auch: sehr viele Gramm Stolz und Dankbarkeit. Diese "Zutaten" werden es wohl sein, die Rosi und Bernd Elbert umtreiben werden, wenn sie im neuen Jahr an ihrem dann ehemaligen Café Elbert in der Bad Neustädter Salzpforte vorbei spazieren.
Bereits im Herbst 2020 hatten sie angekündigt, ihr Café mit Konditorei schließen und das Gebäude verkaufen zu wollen. Da sich zunächst kein Käufer fand, machten die Elberts weiter. Spätestens zum Jahresende wird nun aber – nach 73 Jahren in Bad Neustadt – endgültig Schluss sein mit dem traditionsreichen Café mit Konditorei.
"Wir sind froh, dass wir einen Käufer gefunden haben. Es ist Zeit. Unsere Gesundheit ist auch nicht mehr so gut wie sie mal war", erzählt Bernd Elbert. Rosi Elbert nimmt währenddessen noch telefonisch Bestellungen an. Dabei ist an diesem Montag, an dem der Pressetermin stattfindet, doch eigentlich Ruhetag bei Elberts? "Ach, wenn ich schon mal da bin!", winkt sie ab.
Café öffnet am 19. Dezember zum letzten Mal
"Hinter der Theke und in der Backstube, da war unser Platz, 45 Jahre lang. Wir brauchten nicht hinaus in die Welt zu gehen, das Neuschter Leben kam zu uns", schreiben Rosi und Bernd Elbert zum Abschied. Die Kundschaft wird ihnen auf jeden Fall fehlen, aber sie freuen sich, im Ruhestand mehr Zeit für die drei Töchter und acht Enkelkinder zwischen zwei und 20 Jahren zu haben. "Wir waren ja immer im Geschäft, jahrzehntelang. Manche Kunden kamen schon als Kinder zu uns und jetzt immer noch", sagt Rosi Elbert.
Ihr Ehemann nickt und fügt an: "Wenn wir aufhören, dann ganz, das war uns immer klar. Deshalb sind wir nun erleichtert, dass wir einen Schlussstrich ziehen können." Der Käufer habe das gesamte Gebäude mitsamt Inventar erworben.
Am 19. Dezember ist der letzte Öffnungstag des Café Elbert, der Back- und Süßwarenverkauf soll, je nach Anzahl der Bestellungen, um den 26. Dezember herum enden. Mit diesem Tag geht eine lange Tradition zu Ende. Während das Ehepaar Elbert durch seine umfangreiche Sammlung an Fotos und Zeitungsausschnitten blättert, schwelgen die beiden in Erinnerungen. Zum Beispiel an das 50. Jubiläum mit Aktionswoche, an Umbauten, an die Lebkuchen-Herzen mit süßem Stromstecker zur ersten Fahrzeugschau Elektromobilität und vieles mehr.
Einen Blick in die Vergangenheit ermöglicht auch der Flohmarkt mit Porzellan, Gläsern und Fundstücken. Im Treppenaufgang ziehen ein alter Balken, der vom Abriss des alten Gebäudes in den 1960er-Jahren übrig geblieben ist, und ein Bild der altehrwürdigen Salzburg die Blicke auf sich.
Warum Kunden nicht ganz auf die Waren verzichten müssen
Das fränkische Früchtebrot, die Pasteten, die legendäre Tutti Frutti. All das werden die Kunden bald nicht mehr in der Salzpforte kaufen können. Rosi Elbert: "Viele fragen uns nach Rezepten und wo sie dann ihre Sachen kaufen sollen." Doch sie hat eine gute Nachricht: Eine von Bernd Elberts ehemaligen Auszubildenden, Sabine Sturm aus Fladungen, wird die Elbert'schen Backwaren gewissermaßen weiterleben lassen.
Die Konditorin ist Elbert mit Unterbrechungen bis heute treu geblieben und wird sich in Fladungen eine Backstube mit dem Namen "Kleines Glück" einrichten, um sich im kleinen Rahmen selbstständig zu machen. Einige der dafür nötigen Maschinen kann sie von Elberts übernehmen. "Ich darf außerdem alle Elbert-Originalrezepte mitnehmen. Wer also zum Beispiel die Tutti Frutti vermisst, kann sie bei mir unter Tel. (09778) 297365 bestellen", erklärt Sabine Sturm.
Rosi und Bernd Elbert danken ihren Kunden
Passend zur Weihnachtszeit geben Bernd Elbert und Sabine Sturm den Kunden noch ein Plätzchenrezept (siehe Infokasten) zum Nachbacken mit auf den Weg. "Wir sind sehr froh, dass uns die Kunden so lange die Treue gehalten haben", betonen Rosi und Bernd Elbert. Den Gästen wollen sie mitgeben: "Nun möchten wir uns ausruhen und sagen Danke, dass Ihr immer wieder den Weg zu uns gefunden habt."
Wie aufs Stichwort geht die Ladentür auf, zwei Kunden treten ein: "Habt Ihr heute doch auf?" Rosi Elberts Antwort ist fast schon erwartbar. "Eigentlich ist Ruhetag. Aber nette Gäste dürfen immer kommen. Wenn wir schon mal da sind."