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Bad Neustadt
Neuschter Café-Legende: Die Ära Elbert geht zu Ende
Seit 50 Jahren steht Bernd Elbert in der Backstube, um die Bad Neustädter mit Torten, Eis und Pralinen zu verwöhnen. Jetzt denken er und seine Frau Rosi ans Aufhören.
Ein seltenes Bild: Bernd und Rosi Elbert beim gemeinsamen Kaffeetrinken. Bald haben sie mehr Zeit dafür, denn nach vielen Jahren wollen sie ihr Café verkaufen.
Foto: Sonja Demmler | Ein seltenes Bild: Bernd und Rosi Elbert beim gemeinsamen Kaffeetrinken. Bald haben sie mehr Zeit dafür, denn nach vielen Jahren wollen sie ihr Café verkaufen.
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Sie ist die Seele des Cafés: Immer freundlich, immer interessiert und immer für einen kurzen Plausch zu haben. So kennen die Kunden der Konditorei und die Gäste des Cafés Elbert an der Salzpforte die Chefin Rosi Elbert. Das Reich ihres Mannes Bernd ist die Backstube ein paar Häuser weiter.

Seit 50 Jahren ist Bernd Elbert Konditor. Seit seiner Lehrzeit steht er fast jeden Tag in aller Herrgottsfrühe auf, um zusammen mit zwei  Konditorinnen ans Werk zu gehen. Und noch immer liebt der Chef seinen Beruf: "Ich wollte nie etwas anderes machen." Doch jetzt denken die Elberts ans Aufhören. Bernd ist 66, seine Rosi wird dieses Jahr 65. Beide sind gesundheitlich etwas angeschlagen und wollen in Rente gehen. 

Das Ladengeschäft  an der Salzpforte ist Rosi Elberts Reich.
Foto: Sonja Demmler | Das Ladengeschäft  an der Salzpforte ist Rosi Elberts Reich.

Deshalb steht die Immobilie an der Salzpforte in Bad Neustadt seit März 2020 zum Verkauf. Einen schlechteren Zeitpunkt hätten die Elberts kaum wählen können. Corona hat ihren Plänen erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht, die Suche nach einem Käufer gestaltet sich in Zeiten der Pandemie sehr schwierig.

Jetzt greift erst einmal Plan B: Die Elberts machen weiter, treten aber etwas kürzer und gönnen sich in Zukunft einen Ruhetag pro Woche. Den hatten sie früher nicht. Da waren sie sieben Tage die Woche von morgens bis abends auf den Beinen. Café und Laden sind im Sommer jeden Tag geöffnet.

Hier wurde Politik gemacht

So feierte das Café Elbert 50. Jubiläum
Foto: Repro Wolfgang Bauer | So feierte das Café Elbert 50. Jubiläum

Selbst wenn abends ab 18 oder 18.30 Uhr Schluss ist, kann es sein, dass Vereine, Verbände oder Parteien im Café noch Versammlungen abhalten und bedient werden müssen. Die abendlichen Veranstaltungen sind zwar weniger geworden, berichtet Rosi Elbert. Aber es gibt auch heute noch Stadtratsfraktionen, die sich regelmäßig im Café treffen und Sitzungen vorbereiten.

Das hat Tradition. Das Kaffeehaus war schon immer Treffpunkt für politische Honoratioren und Unternehmer aus Stadt und Landkreis, erzählen die Elberts, hier wurde auch Politik gemacht. Auch illustre Gäste hatte man im Kaffeehaus. Politprominenz gab sich ein Stelldichein und berühmte Sportler, beispielsweise die Ski-Rennläuferin Rosi Mittermaier und ihr Mann Christian Neureuther waren bei den Elberts zu Gast, als sie seinerzeit zur Eröffnung von Sport-Pecht eingeladen waren. 

Eine Ära geht zu Ende

Wenn sich ein Käufer findet, kann es durchaus sein, dass er andere Pläne mit der Immobilie hat als eine Konditorei zu betreiben. Das würden die Elberts zwar bedauern, sie haben aber keinen Einfluss auf die Entscheidung des neuen Eigentümers.

So oder so, sobald Rosi und Bernd Elbert im Ruhestand sind, geht eine Ära zu Ende: Vater Hubert Elbert gründete den Familienbetrieb 1948 mit einer Bäckerei und Weinstube am Marktplatz. 1950 zog man in die Hohnstraße um und übernahm das Café Wehe. 19 Jahre wechselte Hubert Elbert an den Standort Salzpforte, wo sich die Konditorei und das Café heute noch befinden. Als er ein Jahr später starb, stand Seniorchefin Emmi Elbert in der Verantwortung, bis Bernd und Rosi Elbert 1989 das Geschäft übernahmen. 

In der Backstube herrscht Bernd Elbert.
Foto: Sonja Demmler | In der Backstube herrscht Bernd Elbert.

Der Begriff Familienbetrieb wurde bei den Elberts immer gelebt. Bernd Elberts Schwestern Brigitte und Traudl absolvierten in ihrer Jugend eine Ausbildung im Konditoreiwesen und packten an, wenn Hilfe gebraucht wurde.  Auch die drei Töchter von Rosi und Bernd, die andere Berufe gewählt haben, sind zur Stelle, wenn die Eltern Unterstützung brauchen.

Wird den beiden im Ruhestand nicht langweilig? Bestimmt nicht, sagt Rosi Elbert. Sie wird den Kontakt zu ihren Kunden, besonders den Stammkunden, bestimmt vermissen. Und auch das Team, mit dem sie, eine gelernte Finanzbeamtin, den Laden am Laufen hielt.

Ein Blick ins Café Elbert.
Foto: Sonja Demmler | Ein Blick ins Café Elbert.

Zeit für die Enkelkinder

Der Ruhestand hat aber auch etwas Verlockendes. Ihre derzeitigen Hobbies sind "die Arbeit und mein Mann".  Rosi Elbert freut sich schon darauf, Freundschaften besser pflegen zu können, Bücher zu lesen, Städtereisen zu machen, ins Theater zu gehen und endlich mehr Zeit für die Enkelkinder zu haben.

Fotoserie

Mehr Zeit mit den drei Töchtern und acht Enkelkindern zu verbringen, ist eine Aussicht, auf die Bernd Elbert sich besonders freut.  Und die haben bestimmt kein Problem damit, dass der Opa sich ab und zu in die Küche verzieht und die Torte zaubert, die die Bad Neustädter am liebsten bei ihm bestellen: Tutti Frutti, eine Köstlichkeit aus Banane und Ananas.

 
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