Im April 1974 empfingen Regina und Robert Schneider erstmals Gäste in ihrem Landgasthof Dorfschänke in Stockheim. In den letzten 50 Jahren hat sich in ihrer Gaststätte und der Branche viel verändert, manches ist gleichgeblieben. Die ehemalige Wirtin Thea Triftshäuser, ihr Sohn Thomas und seine Frau Katja Wimmer erinnern sich.
"Eigentlich wollten wir das Jubiläum gar nicht feiern. Ehrlich gesagt, hätten wir es fast vergessen", meint Küchenchef und Inhaber Thomas Wimmer und lacht. Er steht ungern im Mittelpunkt, doch zwischen Töpfen und Pfannen ist der 49-Jährige in seinem Element. Jeder Handgriff muss sitzen, wenn an Sonn- und Feiertagen mehr als 100 warme Essen an die Gäste rausgehen.
Familie Schneider eröffnete 1967 ihren ersten Gasthof in der Hauptstraße in Stockheim
Wimmer und Ehefrau Katja betreiben ihre Speisegaststätte in der Grasbergstraße seit Anfang 2011 und damit bereits in dritter Generation. Wimmers Mutter Thea Triftshäuser – ein echtes Stockheimer Original - gab damals die Verantwortung in jüngere Hände. Zwischen 1981 und 2010 hatte sie das Lokal geführt. Unzählige lange Abende und kurze Nächte verbrachte Thea hinter der Theke. Für ihre Stammgäste war sie mehr als "nur" eine Wirtin. Sie hörte zu, gab Ratschläge und hatte stets ein offenes Ohr.
Die Geschichte der Gastronomie in der Familie Schneider reicht weit zurück: Bereits 1967 wagten Regina und Robert Schneider den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie eröffneten eine Gaststätte direkt an der Stockheimer Hauptstraße. Nachdem das Geschäft sieben Jahre lang gut gelaufen war, wollten sie sich vergrößern? Im April 1974 bot sich die Chance, den Landgasthof Dorfschänke zu übernehmen. Die Voraussetzung damals: Schneiders Tochter Thea, gelernte Hotelfachfrau, steigt mit ein. Das tat sie.
"In den 70er- bis 90er-Jahren war es eine urige Kneipe. Stammtischrunden kamen regelmäßig zum Kartenspielen, an der Wand hing ein Spielautomat, es gab eine Musikbox und einen Billardtisch ", blickt Thea Triftshäuser zurück. Auch das Essen spielte all die Jahre eine wichtige Rolle, viele Familienfeste und Feierlichkeiten richteten die Schneiders aus.
Warum das Kaffeetrinken zu Thomas Wimmers Taufe ausfiel
Am 7. Juli 1974 wurde Thomas Wimmer getauft. "Diesen Tag werde ich niemals vergessen, Deutschland stand im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft und wir sind tatsächlich Weltmeister geworden", erinnert sich Thea Triftshäuser und lacht. "Die Stube war proppenvoll, ein gemütliches Kaffeetrinken mit der Verwandtschaft fiel kurzerhand aus – schließlich mussten wir uns um unsere Gäste kümmern."
Offenbar war das ein gutes Omen, denn die Liebe des Buben zur Gastronomie erwachte früh. Wer ihn suchte, fand Thomas in der Küche. Berufswunsch? Natürlich Koch! Nach der Ausbildung zog es ihn zunächst fort aus der Heimat. Er lernte Katja, seine spätere Ehefrau, kennen. Sie kommt ebenfalls aus der Branche und teilt die Leidenschaft ihres Mannes. Von Reit im Winkl zog sie 1999 an die Streu. Inzwischen ist das Paar ein eingespieltes Team.
Auch Corona schadete dem Betrieb in Stockheim nur marginal
Selbst Corona konnte ihnen nur wenig anhaben, meinen die Wirte. "Wir haben Pläne erstellt, im Viertelstundentakt gingen unter Einhaltung sämtlicher Vorgaben am Wochenende warme Mahlzeiten raus", denkt Thomas Wimmer zurück. Die Resonanz sei beachtlich gewesen. "Mit solch großer Wertschätzung hätten wir niemals gerechnet", sagt er.
Große Personalprobleme gibt es in der Dorfschänke nicht: Die Wimmers beschäftigen momentan drei Küchenhilfen und fünf Servicekräfte. Quereinsteiger nimmt Katja Wimmer unter ihre Fittiche, so lernen sie schnell, worauf es beim Bedienen ankommt.
Das Betriebsklima passt offenbar ebenfalls, deshalb organisierte das Team eine Überraschungsparty zum 50. Jubiläum. "Wir schätzen das freundliche, familiäre Miteinander und die Großzügigkeit", betont Lena Grötsch stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen. Am Ruhetag grillten Chefs und Personal gemeinsam und feierten. Aber was isst der Küchenchef eigentlich am liebsten? "Ich mag Kuchen. Beim Deftigen bevorzuge ich Schnitzel", sagt Wimmer schmunzelnd und eilt an den Herd.