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Willmars
Dorfladen in Willmars schließt wegen zu wenig Umsatz: Wie geht es nun weiter mit der Versorgung im Ort?
Zahlreiche Rettungsversuche sind gescheitert: Diesen Samstag schließt der Willmarser Dorfladen. Wieder einmal, muss man fast sagen. Diesmal aber wohl endgültig.
Auch dieser Aufruf aus dem Jahr 2017 war letztlich nicht erfolgreich. Das Dorfladen-Konzept in Willmars wurde von zu wenigen Leuten angenommen. 
Foto: Julia Back | Auch dieser Aufruf aus dem Jahr 2017 war letztlich nicht erfolgreich. Das Dorfladen-Konzept in Willmars wurde von zu wenigen Leuten angenommen. 
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 13.02.2024 03:46 Uhr

Manchmal enden auch schier unendliche Geschichten: Am Samstag, 15. Oktober, öffnet Familie Jahrsdörfer aus Heustreu letztmals ihren 24-Stunden-Regionalladen im Dorfgemeinschaftshaus in Willmars. Ihre weitere Filiale in Oberleichtersbach haben Elena und ihr Vater Hubert Jahrsdörfer bereits Ende letzten Jahres geschlossen. Der Stammladen, das "Höschter Bauernlädle" in Heustreu, bleibt hingegen weiterhin geöffnet.

Große Anstrengungen wurden vor allem im letzten Jahrzehnt unternommen, den Dorfladen als Nahversorgungseinrichtung in der Gemeinde Willmars zu erhalten. Bürger, Gemeinderatsmitglieder, einzelne Kleinunternehmer engagierten sich immer wieder.  Am Ende scheiterten alle Versuche an einem Fakt: Trotz zahlreicher Mithelfer wurde der Laden von der Bevölkerung nicht richtig angenommen.

Der Dorfladen in Willmars im Jahr 2017.
Foto: Julia Back | Der Dorfladen in Willmars im Jahr 2017.

Laden in Willmars wurde zu wenig angenommen

"Es reicht eben nicht, allein davon zu sprechen, einen Dorfladen zu wollen und am Ende doch zu Aldi zum Einkaufen zu fahren", sagt Willmars' Bürgermeister Reimund Voß auf Anfrage. Von den Touristen allein, die vor allem Grillfleisch und Eis kauften, könne man dauerhaft nicht leben, berichtet Inhaberin Elena Jahrsdörfer. Ihre Stammkunden seien Auswärtige gewesen. Im Ort sei der Laden letztlich nicht ausreichend angenommen worden.

Gebaut wurde das Dorfgemeinschaftshaus 1964 als "Haus der Bäuerin". Ziel war es damals, den armen Rhön-Dörfern Kühlschränke zur Verfügung zu stellen, blickt Bürgermeister Voß zurück. Nachdem sich auch die Rhöner Privathaushalte eigene Kühlmöglichkeiten leisten konnten, stand das Gebäude rund 20 Jahre lang leer. In den 90er-Jahren wurde dann ein Dorfladen eingerichtet.

Der Dorfladen hat eine wechselvolle Geschichte. Das Archivbild zeigt ihn im Jahr 2019.
Foto: Eckhard Heise | Der Dorfladen hat eine wechselvolle Geschichte. Das Archivbild zeigt ihn im Jahr 2019.

Verschiedene Betreiber führten den Dorfladen von Willmars

Die ersten Jahre betrieb die Gemeinde selbst den Dorfladen als "dickes Minusgeschäft". Verschiedene Betreiber folgten. Es war über die Jahre ein steter Kampf, das Projekt am Leben zu erhalten. Der frühere Dorfladenbesitzer Werner Palancares etwa wandte sich 2019 mit einem Brandbrief an die Bevölkerung und forderte die Willmarser auf, die Einrichtung stärker zu nutzen. Offenbar erfolglos. Die Gründung einer Unternehmensgesellschaft war zwischenzeitlich ebenso im Gespräch wie ein Verein als Betreiber.

Eineinhalb Jahre ist es nun her, dass die Jahrsdörfers den Dorfladen übernahmen, im Mai 2021 wurde Eröffnung gefeiert. Diesen Samstag ist dann wieder Schluss. Auf die letzten verbliebenen Produkte gibt es bis dahin 50 Prozent Rabatt. 

Zwei Direktvermarkter versorgen die Bevölkerung in Willmars

Hauptprodukt der in der Landwirtschaft tätigen Familie Jahrsdörfer ist deren Rinderherde aus Hochlandrindern und Angus, die das ganze Jahr auf Rhönwiesen zubringen. Verarbeitet wird das Fleisch in der eigenen Metzgerei. Künftig setze man nun vermehrt auf den Direktverkauf über Wochenmärkte im extra angeschafften Verkaufsanhänger, berichtet Elena Jahrsdörfer.

"Kein Dorfladen ist auch nicht der Untergang des Dorfes."
Reimund Voß, Bürgermeister Willmars

Der Willmarser Bürgermeister, der über viele Jahre diverse Rettungsversuche des Dorfladens mitgetragen hat, sieht die Situation inzwischen gelassen: Kein Dorfladen sei auch nicht der Untergang des Dorfes. Knapp 400 Einwohner hätten einfach nicht genug Kaufkraft für drei Selbstvermarkterläden im Ort.

Denn abgesehen vom Dorfladen verkauft in Willmars auch die Familie Hofmann in ihrem "Lädle" auf dem Kreuzhof und André Nöthling in seinem 24-Stunden-Selbstbedienungsladen auf dem Sonnenhof landwirtschaftliche Erzeugnisse im Direktverkauf. Das Gebäude des Dorfgemeinschaftshauses werde, wie jetzt teils auch schon, künftig als Lagerraum für den Gemeindebauhof genutzt.

 
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Kommentare
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  • H. S.
    Ein Dorfladen wird von Bewohnern des Dorfes betrieben, die ein Eigeninteresse daran haben. Dieser Dorfladen wird aber von einem auswärtigen Filialisten betrieben, der keinen Bezug zum Dorf hat und die Dörfler nicht zu ihm.
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  • E. J.
    Woher möchten sie denn bitte wissen das wir Ladeninhaber kein Bezug zum Dorf haben?
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  • K. E.
    1-2 jahre noch und alle werden nach einkaufsmöglichkeiten vor ort schreien. erst wenn es etwas nicht mehr gibt wird der eigentlich wert gesehen. leider ein bestandteil unserer gesellschaft
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