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Bad Neustadt
Die Greta-Thunberg-Stimmung hat den Kreistag erfasst
Tut der Landkreis zu wenig gegen den Klimawandel? Beim Grünen Eberhard Räder entlud sich im Kreisausschuss viel Frust. Die Antworten fielen teils krachend aus. 
Ziel verfehlt? Die erste Klimakonferenz des Landkreises ging im Oktober über die Bühne. Grünen-Kreisrat Eberhard Räder aus Bastheim sieht das Kernziel der Konferenz verfehlt.
Foto: Melanie Hofmann/Landkreis Rhön-Grabfeld | Ziel verfehlt? Die erste Klimakonferenz des Landkreises ging im Oktober über die Bühne. Grünen-Kreisrat Eberhard Räder aus Bastheim sieht das Kernziel der Konferenz verfehlt.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:25 Uhr

Um das Klima ist es nicht gut bestellt. Das ist, auf den Globus bezogen, eine Binsenweisheit. Dass auch das Klima im Kreistag mit atmosphärischen Störungen zu kämpfen hat, das hat am Montagnachmittag bei der Sitzung des Kreisausschusses für Umwelt- und Naturschutzfragen eine neue Stufe erreicht. Wenn Kreistagsmitglieder erbost auf den Tisch hauen, dann herrscht wohl dicke Luft.   

Der Freie Wähler Eberhard Streit hatte diesen Moment der Unbeherrschtheit. Er wollte sich vom Grünen-Kreisrat Eberhard Räder nicht länger sagen lassen, der Kreistag lasse sich zu viel Zeit, um aktiv an den Klimazielen von Paris mitzuwirken, es geschehe zu wenig Konkretes, es werde verzögert, es werde zu viel bloß geredet.

Gemischte Bilanz der Klimakonferenz

Auslöser für diese Art Generalabrechnung war die Nachbesprechung der ersten Klimakonferenz. Der entsprechende Antrag von Eberhard Räder wurde noch auf die Tagesordnung gesetzt, der nachfolgende Ausschuss konnte entsprechend erst eine Stunde verspätet starten. Die neue Arten- und Klimaschutzmanagerin des Landkreises, Maritta Wolf, fasste die Konferenz vom 16. Oktober noch einmal kurz zusammen. 75 externe Teilnehmer hatten sich online zur Klimakonferenz in der nach Corona-Vorgaben gut gefüllten Stadthalle zugeschaltet. Das vegane Essen aus regionaler Produktion sei gut angekommen, drei Hainbuchen für die erste Klimakonferenz sowie neun weitere Bäume für weitere Projekte werden demnächst bei Hollstadt für einen ausgewiesenen Klimawald gesetzt.

23 000 Euro wurden für die Veranstaltung insgesamt ausgegeben. "Viele fanden das hybride Konzept aus Präsenz-Veranstaltung und Online-Elementen sehr gelungen, kritisiert wurde aber auch, dass wenig konkrete Ergebnisse zusammengetragen wurden", resümierte Klimamanagerin Maritta Wolf, die erst seit fünf Monaten ihr Amt bekleidet. Sie hofft nun, dass in einem zukünftigen Klimaschutzkonzept des Landkreises viele konkretere Punkte stehen, auch wie zum Beispiel die Liegenschaften des Landkreises klimabewusster umgestaltet werden können. 

Wurde das Kernthema verfehlt? 

Dieses Zukunftsprojekt eines Schutzkonzeptes drang schon nicht mehr an Eberhard Räder heran. Der lobte "das Drumherum" der Veranstaltung, sorgte aber schon für leichtes Raunen, als er von eineinhalb Jahren sprach, die das Projekt von der ersten Idee bis zur Realisierung benötigt habe. Daraus wollte Eberhard Streit den Vorwurf der Verzögerung gehört haben. Räders Fundamental-Kritik aber lautete: "Das Kernthema wurde nicht angesprochen, wie viel Klimaschutz im Landkreis geleistet wird und wie viel nötig ist, um die Klimaziele von Paris zu erreichen." Räder forderte einen externen Gutachter, der diese Aufstellung macht. Auf jeden Fall könne der Landkreis noch mehr tun, um seinen Beitrag zu den Klimazielen zu leisten und hatte den klagenden, drängenden Ton gefunden, der auch die Fridays-for-Future-Bewegung um Greta Thunberg bestimmt. 

Diese Reihe von Vorwürfen wollte zuerst Eberhard Streit nicht gelten lassen. "Wir sind hier nicht die große Politik", verwies er auf die beschränkten Gestaltungsmöglichkeiten eines Landkreises. Der könne auch niemanden zwingen zur Einhaltung bestimmter Klimaziele. Immerhin seien es die Kommunen in ihrer Selbstverwaltung, die beispielsweise über den Standort von Windkraftanlagen oder Solarparks entscheiden würden.

Vorwurf der Verhinderungstaktik

Auch den unterschwelligen Vorwurf der Verhinderungstaktik wollte er keinesfalls gelten lassen. "Das sind alles Dinge, die wir als Verwaltungsorgan nicht in der Hand haben", so Streit. Die Grüne Carmen Kronester sprang ihrem Parteikollegen Räder zur Seite. "Die Aussage, man könne nichts machen, ist schon eine Taktik", so die Fladungerin. Es gebe Landkreise, die sich intensiver bemühen würden.  

Josef Demar, der bis dahin die Sitzung stellvertretend für Thomas Habermann leitete, verwies auf Projekte wie die Biogasanlagen in Unsleben oder Großbardorf und viele andere Bemühungen wie die Einstellung der Arten- und Klimaschutz-Managerin Maritta Wolf. Die meldete sich zu Wort und forderte auch etwas Geduld. "Ich bin erst seit fünf Monaten hier und nicht seit fünf Jahren", erbat sie sich einen Vertrauensvorschuss.

Das Biodiversitätszentrum als bloßes Trostpflaster?

CSU-Kreisrat Christof Herbert wollte die Wogen wieder etwas glätten. Maritta Wolf habe mit der Klimakonferenz einen guten Auftakt gemacht, Schritt für Schritt sei man doch auf einem guten Weg. In diese Richtung äußerten sich mehrere Kreisrätinnen und Kreisräte, auch Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert. In seiner Stadt residiert auch das Biodiversitätszentrum, das eine Außenstelle des Landesamtes für Umwelt ist. Dessen Entstehung und aktuelle Arbeit stellte David Vollmuth dem Kreisausschuss vor. Das Zentrum soll in den nächsten Jahren von derzeit acht Stellen auf rund 20 wachsen. Vollmuth stellte die aktuellen Projekte des Hauses vor. Er nannte Projekte zu den Wildbienen, zur Pflege von Borstgrasrasen-Flächen, zum Quellen-Schutz oder zu den lichten Mittelwäldern im Grabfeld.

Auch hier meldete sich Räder noch einmal zu Wort. Das Biodiversitätszentrum sei eine Folge des gescheiterten Nationalparks gewesen und so etwas wie ein "Trostpflästerchen", auch der Begriff der Symbolpolitik fiel. Der mittlerweile anwesende Landrat Thomas Habermann sagte, das Zentrum sei mitnichten "ein Feigenbaltt", vielmehr werde anwendungsorientierte Forschung betrieben, die nicht nur für die Rhön von Nutzen sein soll. Auch Vollmuth betonte, dass man sich als Bindeglied zwischen Forschung und Praxis sehe.

 
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  • zwrecht@aol.com
    fakt ist: dem Klima ginge es besser, wenn auf jedem Maisacker eine PV-Anlage stünde! JA - auf jeder und zwischen jedem Ständer auf dem die Module sitzen 10 Meter Abstand für Gras, kleine Hecken - für Tiere UND KEINE Zaun! - Das wäre was fürs Klima - das wäre was für den Menschen (da kann man durchlaufen, spazieren gehen), was für die Tierwelt ! was für die Pflanzenwelt und ALLE 50 METER dreißig meter Abstand für Bäume ! JA, das wäre eine Flur, da würde sich Tier und Pflanzenwelt wohlfühlen ! JA, die Rendite geht runter, vielleicht nur noch 5 % ! Das wäre die Auflage ! Steuerfreie Gewinne bis 5 % der Anlageinvestition ! Probieren sollte man das ! Übrigends Klima, Umwelt und Gesundheit muss sich nicht rentieren - das darf ruhig was kosten.
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    • Antworten
  • diefamilie
    Hallo Hentinger,

    könnten Sie die Aussage

    "Nur dumm, dass solche Biogasanlagen, wie die in Unsleben oder Großbardorf, in etwa den selben Ausstoß von Klimagasen verursachen, wie ein ordinäres Gaskraftwerk."

    mit Zahlen oder Textstellen aus dem Bericht des Umweltbundesamtes belegen?

    Viele Grüße
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    • Antworten
  • zwrecht@aol.com
    Der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen veranschlagt neuerdings die Lachgasemissionen zwei- bis dreimal so hoch. Dann würden sie zur größten Klimabelastung, die Biogasanlagen regulär verursachen. Die Gesamtemissionen für diesen Biostrom liegen meist viel höher als jene für Ökostrom aus Wasser, Wind oder Sonne. Vergleicht man sie mit jenen moderner Kraftwerke, die fossiles Erdgas nutzen, dann wird klar: Strom aus Erdgas kann sogar klimaschonender sein als solcher aus Pflanzen.

    Leider werden Biogasanlagen außerdem nicht als intelligente Lückenfüller für Ökostrom genutzt, sondern laufen stur rund um die Uhr. Dadurch verschwenden sie besonders im Sommer viel Wärme. Noch ein weiterer, wichtiger Aspekt wird in den Klimabilanzen für Biogas oft übersehen: die Änderung der Landnutzung.

    Wird Weideland umgepflügt zum Maisacker, dann enthält der Boden zunächst viel Humus. Der darin gespeicherte Kohlenstoff verwandelt sich durch verstärkten Luftkontakt in CO2. schreibt das Handelsblatt-gestern!
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    • Antworten
  • zwrecht@aol.com
    Erschreckende Klimabilanz: Die Gefährdung der Artenvielfalt und der Gewässer ließe sich rechtfertigen, wenn Biogas hervorragend das Klima schützte. Zwar verbrennt Biogas klimaneutral, das entstehende Kohlendioxid haben ja Pflanzen zuvor aus der Luft geholt. Doch dem stehen erhebliche Klimabelastungen entgegen. So kostet es viel Energie, für eine Anlage Tausende Tonnen Mais anzubauen, zu düngen, vor Schädlingen zu schützen-ernten-häckseln transportieren-silieren, unter Umwälzen zu vergären und die gewaltigen Gärrestmengen wieder auf den Feldern zu verteilen. Biogasproduzenten ein heikles Spiel mit zwei potenten Treibhausgasen: Methan, der Energieträger im Biogas, befeuert den Treibhauseffekt 25-mal so stark wie CO2. Und Lachgas (N2O), das bei der Biogasproduktion entsteht, hat ein 300-mal so großes Treibhauspotenzial wie CO2. Methan kann in die Umwelt entweichen, Biogasanlagen sind nicht absolut dicht. Sie müssen bei Störungen zugänglich sein.-aus Handelblatt -gestern-
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    • Antworten
  • diefamilie
    danke sehr
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