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Bischofsheim
Umweltminister zu Besuch im Biodiversitätszentrum Bischofsheim
Auch im privaten Umfeld gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Der Umweltminister fand dazu deutliche Worte.
Biodiversität fängt im eigenen Garten, um eigenen Umfeld an. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber sprach anlässlich seines Besuchs im Biodiversitätszentrum in Bischofsheim über den Artenschutz und Beitrag, den jeder einzelne leisten kann.
Foto: Marion Eckert | Biodiversität fängt im eigenen Garten, um eigenen Umfeld an. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber sprach anlässlich seines Besuchs im Biodiversitätszentrum in Bischofsheim über den Artenschutz und Beitrag, den ...
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 27.04.2023 11:09 Uhr

Einen Beitrag zur Artenvielfalt kann jeder leisten. Biodiversität fängt auf dem eigenen Balkon, im eigenen Vor- und Hausgarten und bei der eigenen Kübelpflanze auf der Eingangstreppe an. Nur eine Unterschrift für das Volksbegehren "Rettet die Bienen" geleistet zu haben reiche nicht aus. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, der im Rahmen eines "Rhön-Tages" auch das Biodiversität-Zentrum in Bischofsheim besuchte, fand deutliche Worte. Zahlreiche Möglichkeiten gebe es im privaten Umfeld, um einen persönlichen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Der Verzicht auf Pestizide sei dabei ein wesentlicher Beitrag.

Präsentation der neuen Broschüre 'Wildbienen in Dörfern – Lebensweise, Arten, Gefährdung' durch (von links) Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, Dr. Christian Mikulla  (Leiter des Landesamts für Umwelt) und Professor Ingolf Steffan-Dewenter (Universität Würzburg).
Foto: Marion Eckert | Präsentation der neuen Broschüre "Wildbienen in Dörfern – Lebensweise, Arten, Gefährdung" durch (von links) Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, Dr.

Zwei Schwerpunkte hatte der Ministerbesuch in Bischofsheim: Die Vorstellung des 2019 eingerichteten Biodiversitätszentrums, das unter Leitung von Antje Voll steht, sowie die Präsentation der neuen Broschüre "Wildbienen in Dörfern – Lebensweise, Arten, Gefährdung". Sie ist begleitend zu dem aktuellen Projekt "Wildbienen in fränkischen Dörfern" erschienen und gilt als erstes Projekt des Biodiversitätszentrums, das in Kooperation mit der Universität Würzburg umgesetzt wird.

Einrichtung nahe am Menschen

Dr. Christian Mikulla, der Leiter des Landesamts für Umwelt, stellte das Biodiversitätszentrum als eine Einrichtung nahe am Menschen vor. "Wir haben den Anspruch, das Zentrum fest in der Rhön zu verankern", betonte er und dankte Antje Voll für den überaus gelungenen Aufbau. Dank ihrer Tatkraft, ihres Engagements und vor allem ihrer den Menschen zugewandten Art sei es in kurzer Zeit gelungen, Menschen für das Zentrum zu begeistern. Fünf Mitarbeitende sind derzeit im Biodiversitätszentrum beschäftigt, weitere drei Stellen werden in Kürze ausgeschrieben.

Gruppenbild mit Dame. Antje Voll (dritt von rechts) ist die Leiterin des Biodiversitätszentrums Rhön mit Sitz erste Stock des Gebäudes der VR-Bank direkt am Markplatz.

Mit im Bild von links: Gerald Pittner (MdL), Dr. Christian Mikulla  (Leiter des Landesamts für Umwelt), Landrat Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld), Bürgermeister Georg Seiffert, der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber, Antje Voll, Landrat Thomas Bold (Bad Kissingen) und Prof. Ingolf Steffan-Dewenter (Universität Würzburg).
Foto: Marion Eckert | Gruppenbild mit Dame. Antje Voll (dritt von rechts) ist die Leiterin des Biodiversitätszentrums Rhön mit Sitz erste Stock des Gebäudes der VR-Bank direkt am Markplatz.

Bayerns Umweltminister bezeichnete das Biodiversitätszentrum als ein "Zentrum für das Leben". Im Herzen von Bischofsheim werde die biologische Vielfalt der Heimat erforscht, erhalten, gefördert und vermittelt. Es sei eine Ideenschmiede für die Rhön und ganz Bayern in Sachen Natur- und Artenschutz. Das Biodiversitätszentrum schlage eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. "Um Artenschutz zu betreiben ist es wichtig, in die Fläche zu gehen. Artenschutz funktioniert nur mit den Menschen vor Ort, mit den Flächeneigentümern", betonte der Minister. Ein Ministerium alleine könne Artenschutz nicht betreiben. Dazu brauche es die Akteure vor Ort. Was derzeit mit dem Biodiversitätszentrum in Bischofsheim entstehe, könne eine Blaupause für alle Landesteile sein. Denn Ziel sei es, in allen Regierungsbezirken solche Außenstellen der Vielfalt zu installieren.

Gravierender Rückgang an Insekten

Prof. Ingolf Steffan-Dewenter von der Universität Würzburg berichtete über den derzeitigen Stand des Wildbienenprojektes, das als Pilotprojekt des Biodiversitätszentrums gilt. Allein in den vergangenen 15 Jahren sei ein gravierender Rückgang an Insekten festgestellt worden. Von einem "dramatischen Verlust der Artenvielfalt", sprach Steffan-Dewenter. Die Gründe seien nicht in Gänze bekannt. Vermutet werde der Strukturwandel in den früher landwirtschaftlich geprägten Dörfern, wodurch vielfältige Lebensräume verloren gehen. Das Wildbienenprojekt befasse sich zum einen mit der Lebensweise und den Lebensräumen der noch vorhanden Arten. Andererseits sei es Ziel, neben der wissenschaftlichen Bestandsaufnahme Handlungsvorschläge zu erarbeiten, wie Artenvielfalt in den Dörfern verbessert werden könne.

In 40 fränkischen Dörfern, in der Rhön und in der Weinbauregion, werden fünf unterschiedliche Lebensräume untersucht: Bauerngärten, Hausgärten, öffentliches Grün, Brachflächen und Friedhöfe. Als erstes Ergebnis könne gesagt werden, dass die Friedhöfe die artenreichsten Lebensräume sind, gefolgt von den Bauerngärten. Friedhöfe haben eine zehnprozentige Blütendeckung, Hausgärten oft nur fünf Prozent und öffentliche Flächen 2,5 Prozent. Da gebe es noch deutlich Potenzial nach oben, was allerdings ein Umdenken erfordere. Mähen um Ordnung zu halten, bringe keinen ökologischen Nutzen und sei ein falscher ästhetischer Ansatz. Vielfach herrsche die Meinung vor: Es muss grün sein und darf nicht bunt sein. Hier sei noch viel Öffentlichkeitsarbeit notwendig, um zu sensibilisieren und aufzuklären.

Mit lobenden Grußworten für Antje Voll und allgemeinen Statements zum Thema Biodiversität und der Notwendigkeit, sich dem Schutz der Arten anzunehmen, ergänzten Bürgermeister Georg Seiffert und die Landräte Thomas Habermann und Thomas Bold die Veranstaltung. Da aufgrund der aktuellen Situation kein Kreuzbergbier ausgeschenkt und gemütliches Beisammensein möglich war, spendierte der Bürgermeister allen Gästen zum Abschied ein Eis auf dem Bischofsheimer Marktplatz.

Biodiversitätszentrum Rhön

Das Biodiversitätszentrum Rhön ist ein zentraler Baustein der "Naturoffensive Bayern" für mehr Biodiversität im Freistaat. Sein Aufgabenschwerpunkt ist die Stärkung und Entwicklung der Biodiversität bayerischer Mittelgebirgslandschaften, insbesondere der Rhön und ihres Vorlands. Dazu zählen anwendungsorientierte Forschung und Monitoring, die Erarbeitung modellhafter Lösungen für biodiversitätsfördernde Wirtschaftsweisen und Landnutzungen, die Vernetzung mit der Wissenschaft, die Vermittlung von Naturerlebnis und eigene Vorhaben. Das Zentrum arbeitet eng mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum zusammen und kooperiert mit der bayerischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.
Das Biodiversitätszentrum Rhön erarbeitet in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Flächennutzern und Bildungseinrichtungen beispielhafte und übertragbare Modelle zur Lösung regionaler Naturschutzfragen. Insgesamt sechs Projekte haben die Leiterin Antje Voll und ihre vier Mitarbeiter seit der Einrichtung des Biodiversitätszentrums im Jahr 2019 gestartet:
Das Projekt zur Förderung von Wildbienen in fränkischen Dörfern mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die Erweiterung des Landschaftspflegeversuchs "Borstgrasrasen in der Rhön" mit der Wildland-Stiftung und der Universität Kassel, die Fortführung der Quellkartierung und des Quellschutzprojekts "Rhönquellschnecke" mit dem LBV, der Stadt Bischofsheim und weiteren Kommunen, das Projekt "Lichte Wälder in Franken" zur naturschutzfachlichen Optimierung der Mittel- und Niederwälder, Zwei Artenhilfsprogramme für die Geburtshelferkröte und den Streifenbläuling, unter anderem mit dem Biosphärenreservat Rhön.
Weitere Informationen gibt es unter unter www.lfu.bayern.de/natur/bdz_rhoen/index.htm. Die Broschüre "Wildbienen in Dörfern – Lebensweise, Arten, Gefährdung" gibt es unter www.bestellen.bayern.de
Quelle: mec
 
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