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Bad Neustadt
Klimakonferenz: Wie wäre es mit einer Auto-Abschaff-Prämie?
Die erste Klimakonferenz des Landkreises in der Stadthalle präsentierte Möglichkeiten im Kampf gegen den Klimawandel. Sie zeigte aber auch auf, wo noch viel getan werden muss.
Auf großes Interesse stieß die ersten Klimakonferenz des Landkreises in der Bad Neustädter Stadthalle.
Foto: Stefan Kritzer | Auf großes Interesse stieß die ersten Klimakonferenz des Landkreises in der Bad Neustädter Stadthalle.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 21.10.2021 03:11 Uhr

Immer mehr Autos auf den Straßen, viel zu viele mit fossilen Brennstoffen beheizte Häuser und der stetige Kampf um neue Windkraft- oder Großflächensolaranlagen. In Sachen Klimaschutz und Kampf gegen den Klimawandel bleibt auf dem Weg zur vielbeschriebenen Klimaneutralität noch viel zu tun. Bei der ersten Klimakonferenz des Landkreises wurden Möglichkeiten für diesen Weg aufgezeigt und der Finger in so manche Wunde gelegt. Der große Publikumszuspruch zeigte auf, wie dringlich das Thema in Städten, Gemeinden und dem gesamten Landkreis ist.

Eine Anregung der Grünen

Zahlreiche Kreistagsmitglieder vor allem der Grünen hatten im Kreistag wiederholt eine Klimakonferenz des Landkreises Rhön-Grabfeld angeregt. Jetzt bot diese erstmals in der Stadthalle nicht nur eine Fülle an Informationen, sondern auch Mittel und Wege, um dem rasch voranschreitenden Klimawandel entgegenzutreten. Jedenfalls in dem kleinen Rahmen, den Rhön-Grabfeld im weltumspannenden notwendigen Klimaschutz leisten kann. Landrat Thomas Habermann begrüßte die Besucherinnen und Besucher in der Stadthalle und nahm gemeinsam mit Bürgermeister Michael Werner in der ersten Reihe Platz.

Elektromobilität und Hochwasserschutz

Drei Referenten am Vormittag, Workshops zu den Themen Elektromobilität, energetische Sanierung von Gebäuden, die persönliche CO2-Bilanz, Hochwasserschutz und Fördermöglichkeiten am Nachmittag, dazwischen veganes Mittagessen, Gespräche sowie der Blick in eine Ausstellung zum Thema standen auf dem Programm der Klimakonferenz. Die Veranstaltung, die per Livestream auch zuhause vor dem Computer verfolgt werden konnte, wurde von Dr. Ines Marbach aus Hannover, Fachmoderatorin für Nachhaltigkeit, moderiert. Besucherinnen und Besucher konnten sich, auch online, mit Fragen an die Referenten an der Klimakonferenz beteiligen.

Vermisste den Radweg entlang der Mühlbacher und der Meininger Straße. Referent und Buchautor Michael Kopatz war mit dem Faltrad angereist.
Foto: Stefan Kritzer | Vermisste den Radweg entlang der Mühlbacher und der Meininger Straße. Referent und Buchautor Michael Kopatz war mit dem Faltrad angereist.

Dass es auch im Landkreis noch viel zu tun gibt im Kampf gegen den Klimawandel, zeigte sich gleich beim Eintritt in die Stadthalle. In der Einladung waren die Besucher zur umweltfreundlichen Anreise mit Bus und Bahn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad aufgefordert worden. Das Zählwerk mit den eingeworfenen gelben Chips sprach aber eine andere Sprache: Die mit Abstand meisten Besucherinnen und Besucher waren mit Autos mit Verbrennungsmotor zur Klimakonferenz gefahren. Auf Platz zwei der Anreiseverkehrsmittel lag immerhin das Fahrrad.

Referent mit dem Faltrad unterwegs

Einen Punkt, den auch Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie in seinem mit viel Beifall bedachten Vortrag äußerte. Der Autor von Büchern wie "Schluss mit der Ökomoral. Wie wir den Planeten retten können, ohne ständig daran zu denken." oder "Ökoroutine" war wie stets mit der Bahn zu seinem Vortrag gereist. Die letzten Meter zur Stadthalle legte er vom Bahnhof kommend mit seinem Faltrad zurück. Auf der Meininger Straße, wo er einen zeitgemäßen Radweg vermisste. "Habt ihr den vergessen?", fragte Kopatz.

Das Fahrrad war aber nur ein Thema im Vortrag von Michael Kopatz. "Wir finden immer neue Möglichkeiten, Energie zu verschwenden", sagte er und meinte die immer größer werdenden Autos, Einfamilienhäuser, Kühlschränke und Fernseher. Dem Argument vieler Klimawandelleugner, die anderen sollen doch erst mal anfangen, etwas zu verändern, trat Kopatz entschieden entgegen: "Nein, wir alle müssen anfangen!". Und weiter: "Die Politik trägt die Verantwortung! Wir brauchen strukturelle Veränderungen."

Von der Politik forderte er mehr Nachdruck im Kampf gegen den Klimawandel: "Dass ein Discounter den Auftakt dafür macht, Billigfleisch zu verbieten, ist ein Armutszeugnis." In Sachen Autoverkehr mahnte Kopatz ein entschiedenes Umdenken an sowie den Verzicht zum Bau weiterer (Umgehungs-) Straßen. "Wie man so die Klimaziele erreichen will, ist mir schleierhaft." Vielmehr sollte es eine Auto-Abschaff-Prämie geben.

Das Zählwerk im Foyer der Stadthalle schaffte Klarheit: Die meisten Besucher waren mit dem Auto zur Klimakonferenz gefahren.
Foto: Stefan Kritzer | Das Zählwerk im Foyer der Stadthalle schaffte Klarheit: Die meisten Besucher waren mit dem Auto zur Klimakonferenz gefahren.

Der Klimawandel auch in Rhön-Grabfeld ist längst nicht mehr zu leugnen, betonte Michael Außendorf vom Bayerischen Landesamt für Umwelt in seinem Vortrag zum Thema "Klimazukunft". Und diese Zukunft könnte, wenn nicht bald die notwendigen Gegenmaßnahmen eingeläutet werden, nicht so rosig für den Landkreis aussehen. Gibt es im Laufe der letzten Jahre nur wenige Hitzetage in den Sommermonaten, könnte diese Zahl bis 2100 auf rund 50 Hitzetage steigen. "Dann kämen massive Veränderungen auf uns zu", sagte Außendorf. "Wir wissen seit Jahrzehnten, dass wir die CO2-Emissionen senken müssen", betonte er und forderte, den Klimaschutz in allen gesellschaftlichen Bereichen zu etablieren und in den Fokus zu rücken.

Mehr regenerative Energie

Strom umweltfreundlich erzeugen, Strom sparen und Strom speichern war das Thema des Vortrags von Energieberater Karlheinz Paulus, Vorsitzender des Energieforums Miltenberg Aschaffenburg. "Wir brauchen einen großen Ausbau der regenerativen Stromerzeugung", sagte Paulus. "Stromnetze müssen ebenfalls ausgebaut und Speichermöglichkeiten geschaffen werden", so der Energieberater. Die Forderungen richtete er an die Politik wie jeden Stromverbraucher und betonte, dass es in den kommenden Jahren noch viel zu tun gibt. "Wenn wir wollen, dann geht das auch!"

 
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