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Bad Königshofen
Die dunkle Zukunft in Afghanistan: In Bad Königshofen wurde der Film "The Dark Future" gezeigt
Ein Filmemacher aus Afghanistan hat in seinem Heimatland ein Video gedreht, das die Gewalt der Taliban zeigt. Warum der Film in Bad Königshofen gezeigt wurde.
Sayed Eshag Ali Mardani (Mitte) beim Interview mit Frank Helmerich (links) und dem Dolmetscher Oli Akbari im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen.
Foto: Hanns Friedrich | Sayed Eshag Ali Mardani (Mitte) beim Interview mit Frank Helmerich (links) und dem Dolmetscher Oli Akbari im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:41 Uhr

Die Betroffenheit der Zuschauer im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen war greifbar, als dort auf Einladung des Helferkreises für Flüchtlinge Sayed Eshag Ali Mardani seinen Kurzfilm "The Dark Future" (Die dunkle Zukunft) zeigte. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde unter Lebensgefahr der Autoren in Afghanistan gedreht. Es geht um die Folgen, konkret für Frauen, nach der Machtübernahme der Taliban." Im Anschluss an die Filmvorführung gab der Filmemacher, der seit November 2021 in Bad Königshofen im Haus St. Michael lebt, den Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Situation in Afghanistan. 

Bilder von den Dreharbeiten in Afghanistan. In der Wohnung waren die Fenster abgedunkelt, damit kein Licht nach draußen dringen konnte.
Foto: Sayed Ali Mardani | Bilder von den Dreharbeiten in Afghanistan. In der Wohnung waren die Fenster abgedunkelt, damit kein Licht nach draußen dringen konnte.

Der Film entstand in einer Wohnung in Afghanistan, in der Frauen und Kinder sich aufhielten, während man von der Straße Detonationen, Schüsse und Schreie hörte. In dem Film erscholl in einer Szene plötzlich ein trommelndes Klopfen an der Türe: Die Taliban verlangten Eintritt. Zum Glück wurden sie dann abgezogen.

Sayed Eshag Ali Mardani hat den Film unter Lebensgefahr in Afghanistan gedreht. Seit November 2021 lebt er im Haus St. Michael in Bad Königshofen
Foto: Hanns Friedrich | Sayed Eshag Ali Mardani hat den Film unter Lebensgefahr in Afghanistan gedreht. Seit November 2021 lebt er im Haus St. Michael in Bad Königshofen

Eine andere Szene: Hamid verabschiedete sich von seiner Familie und war just zu jener Zeit am Flugplatz in Kabul, als dort Tausende versuchten, aus Afghanistan zu fliehen. Eingeblendete Fernsehbilder erinnerten daran. Die Angst um Hamid war groß, nachdem ein Telefongespräch abbrach. Schließlich kam die schreckliche Nachricht, dass er bei einer Explosion am Flughafen ums Leben gekommen war. Das verkraftete die schwerkranke Mutter nicht. Sie fand im Garten ihre letzte Ruhestätte. All das führte dazu, dass die Schwester von Hamid nicht mehr leben wollte. Ihr kleiner Bruder verhinderte Schlimmes. Schließlich sah man sie mit einem deutschen Pass bei der Ausreise.

Einblick in die Ängste der Menschen in Afghanistan

Im Gegensatz zu den Fernsehberichten erhalte man hier einen direkten Einblick in die Ängste der Menschen in Afghanistan, sagte Moderator Frank Helmerich den zahlreichen Gästen. "Als die Taliban die Macht übernommen haben, war nichts mehr wie vorher, vor allem mit den Einschränkungen für die Frauen." Er sprach von aufrüttelnden Bildern, die Sayed Eshag Ali Mardani im Film dokumentiert habe, "Bilder, die uns erschütterten und unter die Haut gingen". Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter erklärte, dass der Film die Wirklichkeit mit vielen Emotionen vermitteln würde, mehr als die bekannten Fernsehbilder sagen könnten.

Sayed Eshag Ali Mardani berichtete, dass der Film in einer Wohnung entstanden sei. Man habe die Fenster vollkommen verdunkelt, damit kein Licht nach draußen drang. Außerdem habe man vor dem Haus Posten aufgestellt, die sofort meldeten, wenn eine Patrouille der Taliban in die Nähe des Hauses kam. Man werde auch keinesfalls den Ort benennen, um nicht andere zu gefährden. "Wir haben diesen Film wirklich unter Lebensgefahr gedreht, denn hätten sie uns entdeckt, hätte das für uns den Tod bedeuten können."

Großer Dank an die ehrenamtlichen Helfer

Mit Hilfe der deutschen Regierung sei es ihm gelungen, sich zunächst in Pakistan in Sicherheit zu bringen und von dort nach Deutschland auszureisen. In Bad Königshofen fühle er sich gut aufgenommen. Das bestätigte auch Tajuddin Noori, ein Arzt, der allerdings zurzeit in Deutschland nicht praktizieren kann.

Er meinte aber auch, dass man zwar von der Regierung von Unterfranken im Haus St. Michael eine Unterkunft bekommen habe, aber darüber hinaus wenig staatlichen Beistand. "Mein großer Dank geht deshalb an die Ehrenamtlichen, die uns bis heute unterstützen." Der Film zeige die Wirklichkeit mit der Angst der Menschen und der Unterdrückung der Frauen, betonte er.

 
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