Bürgermeister Thomas Helbling konnte es gar nicht so richtig glauben, als er zu Beginn dieser Woche im Internetauftritt von Bad Königshofens Partnerstadt Arlington in Texas die Mitteilung las, dass die Bevölkerung 32.000 Dollar, das sind umgerechnet rund 30.000 Euro, durch die Sister Cities United-Kampagne gesammelt hat. Konkret ist diese Summe für die in Bad Königshofen untergebrachten Flüchtlinge aus der Ukraine bestimmt. Am Donnerstagnachmittag kam dann per Livestream die offizielle Bekanntgabe durch Major Jim Ross. "Ich freue mich über diese enorme Spendenbereitschaft der Bevölkerung und der Stadt Arlington, die diese Initiative ergriffen hat", sagte Thomas Helbling seinem Amtskollegen.
Zurzeit leben in Bad Königshofen 288 Flüchtlinge, davon 98 aus der Ukraine. Diese werden von haupt- und ehrenamtlichen Helfern betreut. Zuerst wurden die Flüchtlinge mit dem Nötigsten ausgestattet, also Kleidung, Hygieneartikel und Unterkunft. Aktuell versuche man, für die Familien Wohnungen in Bad Königshofen und Umgebung zu finden. "Außerdem organisieren wir für die Flüchtlinge Sprachkurse, damit diese sich schnell und gut verständigen können", so Helbling. Von Vorteil sei, dass Frauen aus der Ukraine und Übersiedler aus Russland in der Stadt wohnen, die als Dolmetscher fungieren. "Die Umstände der Flucht und die Verhältnisse in der Ukraine sind dramatisch und menschenverachtend, besonders gegenüber der Zivilbevölkerung", erklärt der Bürgermeister.
Schulkinder malen für die Flüchtlinge
Vor einigen Wochen hatte Susan Schrock, die im Kommunikationsbüro der Stadt Arlington arbeitet, einen Brief an Bürgermeister Thomas Helbling geschickt. Darin berichtete sie, dass Arlington eine Spendenkampagne starte, um ukrainischen Flüchtlingen in der Partnerstadt zu helfen. Es wurde ein Online-Link auf der Website der Stadt Arlington, www.arlingtontx.gov, erstellt, und damit ein Spendenkonto eröffnet. Dort waren bereits nach kurzer Zeit 16.000 Dollar eingegangen.
Bald kam in Arlington die Frage auf, wie deren Schulkinder den Flüchtlingskindern eine Freude machen könnten. Katrin Rinke, Sekretärin von Thomas Helbling, sprach daraufhin mit den Flüchtlingsbetreuern. Dabei entstand die Idee, dass die Kinder aus Arlington Bilder malen, Briefe oder Karten für die Flüchtlingskinder schreiben und auf die Rückseite des Bildes ihren Namen, ihr Alter und ihre Adresse schreiben, wenn sie möchten. So könnten die Kinder miteinander in Kontakt treten. Zu diesem Zeitpunkt waren an die 50 Flüchtlingskinder im Haus St. Michael in Bad Königshofen registriert. Der Vorschlag wurde sofort in Arlington umgesetzt. Mittlerweile kamen viele Bilder zusammen.
Erinnerung an die Großzügigkeit der Texaner vor 70 Jahren
Zwischenzeitlich gab es ausführliche Informationen der Medien in Arlington über diese Aktion. Dabei berief man sich auch auf die Spendenfreudigkeit der Arlingtoner vor 70 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg für die Königshofer Bevölkerung beziehungsweise die dort lebenden Flüchtlinge. "Dieser Geist der Freundlichkeit und Großzügigkeit unserer Gemeinschaft wird erneut gesucht. Bad Königshofen, die langjährige Partnerstadt von Arlington und Heimat von weniger als 7000 Einwohnern, hat ihre Türen für zahlreiche Menschen geöffnet, die vor der Gewalt in ihrem Heimatland Ukraine geflohen sind", schrieb Jim Ross, Bürgermeister von Arlington, zur Spendenkampagne von Sister Cities United. Das Arlingtoner Stadtoberhaupt fügte hinzu: "Als Bürgermeister weiß ich, wie mitfühlend diese Stadt ist und es war erstaunlich, so viel Einheit und Unterstützung für die Menschen in der Ukraine zu sehen".
Bei dem Live-Zoom-Gespräch beider Bürgermeister dankte Thomas Helbling, im Beisein von Renate Knaut, Pädagogische Leitung der Volkshochschule Rhön und Grabfeld, die in die Flüchtlingsbetreuung eingebunden ist, für die großherzige Spende. "Wir werden sie über die Verteilung informieren und ganz sicher auch ein Dankeschön von unserer Seite senden."