Der Innenausbau des neuen Franziska-Streitel-Altenheims am Hainberg in Mellrichstadt schreitet voran, voraussichtlich im Juni sollen die ersten Bewohner einziehen. Im Seniorenheim St. Niklas in der Innenstadt gehen hingegen die Lichter aus. Überraschend verkündete Bürgermeister Michael Kraus als Vorsitzender der Julius-Spital-Stiftung am Dienstag die Schließung der Einrichtung im Herbst.
"Das Seniorenheim St. Niklas kann in der jetzigen Form nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden", machte Kraus in einer Pressekonferenz mit weiteren Mitgliedern des Pflegeausschusses, der wie ein Aufsichtsrat fungiert, deutlich. Die Einrichtung schreibe tiefrote Zahlen, zudem entspreche das Haus nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Teure Investitionen könne die Stiftung derzeit aber nicht stemmen. Die Konsequenz: "Die Julius-Spital-Stiftung als Trägerin der beiden Altenheime in Mellrichstadt hat daher den Beschluss gefasst, das Seniorenheim St. Niklas zu schließen."
Nachricht von der Schließung kommt überraschend
Die Nachricht kommt aus heiterem Himmel. Bislang war eine drohende Schieflage der Einrichtung nicht öffentlich bekannt gemacht worden. Dennoch bleibe festzuhalten: Mit dem Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims sei die Zukunft der Pflege in Mellrichstadt langfristig gesichert, machen die Verantwortlichen deutlich.
Dass der Fortbestand des St. Niklas-Heims auf lange Sicht ungewiss ist, habe sich bereits seit mehreren Jahren abgezeichnet, so die Mitglieder des Pflegeausschusses, dem die Bürgermeister von Mellrichstadt, Stockheim, Oberstreu und Hendungen sowie Pfarrer Thomas Menzel und Landrat Thomas Habermann angehören. Nun sei die finanzielle Lage aber existenzbedrohend für die Stiftung geworden. "Bevor wir einen Insolvenzantrag stellen müssen, haben wir uns für die Schließung entschieden und werden für einen geregelten Übergang sorgen", teilt der Vorsitzende mit.
Bewohner und Mitarbeiter können an den Hainberg übersiedeln
39 Bewohnerinnen und Bewohner leben im St. Niklas-Heim, sie werden von 38 Voll- und Teilzeit-Mitarbeitenden betreut. Sie alle wurden am Montagabend über die anstehende Schließung informiert, am Dienstagabend fand zudem ein Infoabend für die Angehörigen statt, gab Einrichtungsleiterin Monika Heusinger bekannt.
Die gute Nachricht: Das Franziska-Streitel-Altenheim, das finanziell auf sicheren Füßen steht, kann für alle zur neuen Heimat werden. "Die Senioren erhalten ein Angebot für Wohnplätze im neuen Haus, und die Mitarbeiter werden ebenfalls übernommen", versicherte Michael Kraus.
Dass der Neubau am Hainberg gerade rechtzeitig bezugsfertig sei, um die Bewohner aus der Stadt aufzunehmen, nannte Kraus eine glückliche Fügung. "Es war im Vorfeld nicht beabsichtigt, das St. Niklas-Heim zu schließen, wenn das neue Streitel-Altenheim fertig ist", versicherte er bei der Pressekonferenz.
Geschäftsführer nennt Gründe für die Schließung des St. Niklas-Heims
Der stellvertretende Geschäftsführer Rudolf Staas nannte mehrere Gründe, die eine Schließung von St. Niklas noch in diesem Jahr erforderlich gemacht hätten. "Der gravierendste: Die Einrichtung entspricht nicht mehr der Ausführungsverordnung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes." 2015 wurde die Verordnung in Bayern eingeführt und regelt laut Staas neben vielen anderen Mindestanforderungen die Ausstattung und Größe der Zimmer. "Unsere Zimmer in St. Niklas sind einen halben Quadratmeter zu klein", machte er das Dilemma deutlich. Und auch zahlreiche andere Vorgaben würden einen teuren Umbau des Hauses erforderlich machen.
"Das ist wirtschaftlich nicht zu vertreten, der Heimplatz würde für die Bewohner unbezahlbar werden", so Staas. Zwar hätte das Heim gemäß einer Übergangsfrist ohne Umbau erst in acht Jahren geschlossen werden müssen, hohe Verluste im vergangenen Jahr hätten aber ein schnelles Handeln erforderlich gemacht. "Sonst wäre die ganze Stiftung gefährdet gewesen", sprach Stockheims Bürgermeister Martin Link klare Worte.
St. Niklas-Heim ist zu klein und nicht rentabel
Laut Staas hätten auch Tarifanhebungen, Personalschlüssel, Fachkräftemangel und teure Leiharbeit ihr Scherflein dazu beigetragen, dass das Heim, das vor 23 Jahren eröffnet wurde, heute nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei. Auch die kleine Größe des Heims, verteilt über drei Geschosse, habe dabei eine Rolle gespielt. "Es tut mir im Herzen weh, dass unsere kleine, aber feine Einrichtung geschlossen werden muss", sagte Monika Heusinger, verwies aber ebenfalls auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die diesen Schritt nötig machen würden.
Der Umzug in die Hausgemeinschaften im Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims solle im Herbst erfolgen. Als erstes werden die Bewohner des Südflügels und des Anbaus des bisherigen Streitel-Altenheims einziehen, der anschließend saniert wird. Auch das Pflegepersonal soll zeitgleich ins Haus am Hainberg wechseln. "Wie viele tatsächlich mitkommen, wissen wir derzeit noch nicht", so Heusinger. Die 66 Plätze im Neubau des Streitel-Altenheims werden aber voraussichtlich Ende des Jahres weitgehend belegt sein.
Welche Nachnutzung ist für das Gebäude möglich?
Wenn im Herbst die Türen von St. Niklas geschlossen werden, stellt sich eine weitere Frage: Was passiert mit dem Haus in bester Lage im Stadtzentrum? Man habe diverse Ideen, spruchreif sei aber noch nichts, so Bürgermeister Michael Kraus. Konzepte für eine Nachnutzung zu diskutieren, sei in der Kürze der Zeit auch nicht möglich gewesen. Vorstellbar wäre, das Haus als Einrichtung für Menschen in der Vorstufe zur Pflegebedürftigkeit weiterzubetreiben. Vielleicht findet sich auch ein Investor für betreutes Wohnen in der Innenstadt. "Der Bedarf wäre da", sind sich die Mitglieder des Pflegeausschusses sicher.
Die Heimbewohner und auch die Mitarbeiter des St. Niklas-Seniorenheims hätten die Nachricht von der Schließung betroffen, aber auch gefasst aufgenommen, gab Monika Heusinger einen Einblick in die Versammlung am vergangenen Montag. "Natürlich gab es auch Tränen", sagte sie, in der Hauptsache haben sich aber die Senioren gefreut, dass im neuen Haus Plätze für sie zur Verfügung stehen. "Hauptsache, wir haben ein Dach über dem Kopf", das sei die gute Nachricht angesichts der Umstände gewesen.
Da auch das Pflegepersonal mitwechselt, werden die Bewohner im neuen Heim von vertrauten Gesichtern umgeben sein. "Alle ziehen gemeinsam um, und wir fangen am Hainberg mit dem Modell der Hausgemeinschaften komplett neu an", kündigt die Einrichtungsleiterin an. Die Pflege in Mellrichstadt geht damit künftig mit nur noch einem Altenheim weiter. Nach der Sanierung des Altbaus werden dort voraussichtlich ab dem kommenden Jahr 99 Betreuungsplätze zur Verfügung stehen.
Die Integration der Seniorinnen und Senioren mitten in der Stadt hätte nicht besser sein können.
Starre Vorgaben, (ob wirklich existenziell, gerade bei der Zimmergröße) führen in diesem Fall nicht zu einer Verschlechterung der Pflege - sie führen dazu dass Pflegeplätze in der Region komplett wegfallen! Der Stiftung ist mit Sicherheit kein Vorwurf zu machen - im Gegenteil - Respekt für die Leistung in den vergangenen schwierigen Jahren.
Die Frage ist, wer verschärft solche Vorgaben unnötig? Denn bei der Eröffnung vor 23 Jahren waren die Zimmer ja groß genug......