
Fassungslosigkeit herrschte am vergangenen Donnerstag bei einer Protestkundgebung von Beschäftigten des Valeo-Werks in Bad Neustadt. "Wir fühlen uns verarscht", sagte Jessica Reichert, Betriebsratsvorsitzende am Rhöner Standort des französischen Automobilzulieferers. Grund für den Unmut sind die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat über einen Sozialplan sowie einen Interessensausgleich, nachdem der Konzern einen Stellenabbau von 310 Arbeitsplätzen in der Saalestadt bis Sommer 2024 angekündigt hatte.
Die Kritik des Betriebsrats: Die Verhandlungen hätten bisher zu keinem Ergebnis geführt, es fehle an einem klaren Zukunftskonzept für den Standort und Perspektiven für die Beschäftigten. Das Verhalten der Valeo-Führung sei inakzeptabel.
Gut eine Woche später äußert sich nun auch Valeo selbst zur aktuellen Situation am Standort Bad Neustadt. Es hätten inzwischen viele Gespräche mit dem Betriebsrat stattgefunden, teilt das Unternehmen mit. "Es ist unser Anliegen, dass diese zügig und konstruktiv weitergehen", sagt Valeo-Pressesprecher Andreas vom Bruch.
Valeo erwartet eine Einigung im Februar
"Es gibt leider bislang noch keine Ergebnisse, jedoch erwarten wir eine Einigung im Laufe des Februars", sagt der Sprecher. Somit bestätigt er das, was der Betriebsrat kritisiert hat, gibt aber auch einen Zeitplan vor, bis wann die Verhandlungen Ergebnisse liefern sollen. Zusammenhängen könnte das mit Terminen vor der Einigungsstelle Anfang Februar. Hier können Arbeitgeber und Betriebsrat ihre Positionen darlegen und gemeinsam mit dem Einigungsstellen-Vorsitzenden zu einer Lösung kommen.
Von den kürzlich neu verkündeten Stellenstreichungen im Valeo-Konzern sei Bad Neustadt nicht betroffen, versicherte vom Bruch: Kürzlich wurde bekannt, dass unter anderem im Werk in Ebern im Landkreis Haßberge rund 280 Stellen gestrichen werden sollen. Was das für Mitarbeitende bedeutet, die darauf gehofft haben, in einem anderen Standort des Unternehmens unterzukommen, ist fraglich.

Die Antwort von Valeo lautet hierzu: "Wir fördern die interne Mobilität: Valeo ist ein Unternehmen mit 14 Produktionsstätten in Deutschland, viele davon sind in Süddeutschland. Es gibt eine Einbindung aller deutschen Valeo-Standorte und es gibt Möglichkeiten für Mitarbeiter, die mobil sind."
Bereits 105 Mitarbeiter seit Ende 2022 weg
Laut Firmen-Website beschäftigt Valeo in Bad Neustadt zum Jahresende 2023 470 Mitarbeitende aus 18 Nationen. Auffällig: Ende 2022 waren es noch 105 Arbeitnehmer mehr, also 575. Als im letzten Jahr das Aus für die Fertigung bekannt wurde, arbeiteten immerhin noch 510 Menschen für Valeo am Standort Bad Neustadt.
"Die reduzierte Mitarbeiterzahl zu Ende 2023 ist bedingt durch den Weggang von Arbeitskräften mit befristeten Verträgen und natürliche Fluktuation", erklärt der Pressesprecher. "Der Weggang der 40 Mitarbeiter im vierten Quartal sind inkludiert in der Gesamtzahl der Stellen, die betroffen sind", schiebt er nach. Diese Arbeitsstellen zählen also bereits zu den 310 Stellen, die bis Sommer abgebaut werden sollen.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/e-auto-motor-mercedes-will-zulieferer-ausstechen/29379644.html
Es gab mal eine Studie in den 80ern, wo bei ZF das Missverhältnis von Labertaschen und Produzierenden angeprangert wurde. Um wieviel hat sich das verschoben???
Mir fehlen da die Daten.