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Mellrichstadt
Berge von Kleiderspenden im Depot in Mellrichstadt: Jeder, der in Not ist und etwas braucht, kann kommen
Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine ist die Spendenbereitschaft im Streutal groß. Das Solidaritätsteam Mellrichstadt verteilt Hilfsgüter an alle, die Hilfe brauchen.
Zahlreiche Spenden wurden im Depot in Mellrichstadt abgegeben. Christa Hein, Sabine Buß und Marianne Fritz (von links) sortieren Kleidung und andere Hilfsgüter und räumen sie in die Regale ein.
Foto: Simone Stock | Zahlreiche Spenden wurden im Depot in Mellrichstadt abgegeben. Christa Hein, Sabine Buß und Marianne Fritz (von links) sortieren Kleidung und andere Hilfsgüter und räumen sie in die Regale ein.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:38 Uhr

Die Hilfsbereitschaft war sofort riesig: Mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und dem darauffolgenden Strom vom Flüchtlingen wurden Kleider- und Sachspenden gebraucht, um die Geflohenen mit den Dingen des täglichen Bedarfs zu versorgen. In Mellrichstadt hatte das Solidaritätsteam, wie sich der Helferkreis Asyl hier nennt, sogleich ein Depot im Säulensaal der Oskar-Herbig-Halle eingerichtet, wo sich die Menschen aus der Ukraine, vorwiegend Frauen und Kinder, sowie natürlich auch Flüchtlinge aus anderen Ländern eindecken konnten.

Bis heute hat die Welle der Solidarität kaum nachgelassen. Und das Helferteam hat immer noch alle Hände voll zu tun. Mittlerweile ist das Depot für Hilfsgüter von der Oskar-Herbig-Halle in den ehemaligen Norma-Markt in der Bauerngasse 53 umgezogen. Die Firma Family-Haus hat dem Helferkreis die Räume kostenfrei überlassen. Dort füllen Marianne Fritz, Christa Hein und Sabine Buß Regal um Regal mit Pullovern, Hosen, Schuhen, Gebrauchsartikeln und derzeit auch Schulranzen. Berge von Kartons, voll mit Kleidung, haben sie schon geleert, den Inhalt sortiert und nach Größen in Regale geräumt. Und es warten noch mehr.

Die Regale mit Kleidung sind voll

Aus diesem Grund wollen die Helferinnen bis auf Weiteres erst einmal keine Kleidung mehr annehmen. "Unser Bedarf an Klamotten für Erwachsene und Kinder ist derzeit gedeckt", sagt Sabine Buß. Privatleute aus Mellrichstadt und den umliegenden Gemeinden hatten so viel gespendet, dass gar nicht alles Platz in den Regalen gefunden hat.

Dafür können sich nun auch andere über Kleider für Kinder freuen: Der BRK-Kleiderladen im Gebrauchtwaren-Kaufhaus Unsleben kann Strampler, Hosen, Shirts und Kleidchen gut gebrauchen, wie Marianne Fritz abgeklärt hat. Und die Ungarnhilfe nimmt ebenfalls gern gut erhaltene Kleider entgegen. Also werden die Autos vollgepackt und die gespendeten Sachen verteilt. So kommen sie möglichst vielen Menschen zugute.

Nur gut Erhaltenes ist auch gut für andere

Dabei ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Bei manchen Paketen, die in der Vergangenheit abgegeben wurden, mussten die Helferinnen nach dem Öffnen erst einmal durchschnaufen: Verschimmelte Kleidung aus Kellerräumen und Kleider, die derart abgetragen sind, dass sie keiner mehr anziehen kann, wanderten sofort in Säcke, die von entsprechenden Organisationen zum Entsorgen abgeholt werden. "Man sollte sich im Vorfeld immer fragen, ob man selbst die Kleidung, die man abgibt, noch tragen möchte. Ist das nicht der Fall, taugt sie auch nicht für andere", sagt Sabine Buß. Selbiges gilt im übertragenen Sinne auch für alle anderen Dinge des täglichen Gebrauchs.

Das Lager ist noch voll: Zahlreiche Kisten mit Kleidung und Gebrauchsgegenständen warten darauf, ausgeräumt zu werden (im Hintergrund Marianne Fritz und Christa Hein).
Foto: Simone Stock | Das Lager ist noch voll: Zahlreiche Kisten mit Kleidung und Gebrauchsgegenständen warten darauf, ausgeräumt zu werden (im Hintergrund Marianne Fritz und Christa Hein).

Hiervon gibt es ebenfalls Einiges im Depot. Kommen kann übrigens jeder, der etwas braucht und aus zweiter Hand entgegennehmen möchte. Christa Hein macht deutlich, dass die Anlaufstelle in der Bauerngasse nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle offen ist. Da die Lebenshaltungskosten steigen, gibt es auch im Landkreis Rhön-Grabfeld immer mehr Menschen, die in eine Notlage geraten. Und hier Hilfe finden.

Handtücher, Bettwäsche und Geschirr werden gebraucht

Während Kleidung in Hülle und Fülle abgegeben wird, sind andere Wäschestücke Mangelware: "Wir brauchen dringend Handtücher und Bettwäsche", sagt Marianne Fritz. Gefragt sind auch Geschirr, Gläser und Möbelstücke. Für die Kleinsten werden Spielsachen, Kindersitze und Fahrräder gesucht.

"Am dringendsten brauchen wir Wohnungen", macht Marianne Fritz deutlich, zum einen für die Geflohenen aus der Ukraine, aber auch für Asylbewerber aus der Gemeinschaftsunterkunft. Für das Einrichten der Wohnungen sind dann auch Möbelstücke sowie Küchenzeilen sehr willkommen.  

Begrüßungsklassen für ukrainische Kinder 

Über 50 Frauen und Kinder aus der Ukraine leben derzeit in Mellrichstadt, davon 23 im ehemaligen Haus der Franziska-Streitel-Schwestern in der Bauerngasse, weiß Marianne Fritz. Lediglich eine Familie ist bislang in die Ukraine zurückgekehrt, die anderen wollen in der derzeitigen Situation noch bleiben. Das bedeutet, dass die Kinder nun in Kindergärten und Schulen untergebracht werden müssen.

Wie Sabine Buß, Lehrerin an der Udo-Lindenberg-Mittelschule, berichtet, werden zum neuen Schuljahr zwei Begrüßungsklassen, eine an der Mittelschule und eine am Gymnasium, eingerichtet. Weitere Schüler werden in Bad Neustadt unterrichtet. Die Einteilung nimmt das Schulamt vor. 

Neue Sprachkurse für die Geflüchteten

Bis dahin ist noch viel zu tun. Für die Kinder stehen Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen an, doch die Arztsuche ist schwierig, gerade jetzt in der Urlaubszeit. Und auch die Sprachkurse, die angeboten werden und für die Verständigung in der neuen Heimat so wichtig sind, haben nicht genügend Plätze für alle Bewerber, bedauert Marianne Fritz.

Sie will daher wieder verstärkt Ehrenamtliche bitten, Sprachkurse anzubieten. Hier ist auch die Stockheimerin Karmen Wille im Boot, die jüngst einen Helferkreis für Flüchtlinge in Stockheim ins Leben gerufen hat und Deutsch unterrichtet.

Vieles, was getan werden kann und muss, wird von den Helferinnen des Solidaritätsteams auch im Depot besprochen. Es ist auch zu einem Treffpunkt in der Stadt geworden, für Menschen, die Hilfe brauchen und diejenigen, die helfen können. Geöffnet ist das Depot in der Bauerngasse jeden Donnerstag von 9 bis 11 und von 17 bis 19 Uhr. Zu diesen Zeiten können Waren abgeholt und auch abgegeben werden.

 
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