Das Wohnhaus der Franziska-Streitel-Schwestern in Mellrichstadt steht seit Herbst 2021 leer. Nun soll es als Flüchtlingsherberge für Menschen aus der Ukraine dienen. Die Unterkunft verfügt über elf Schlafzimmer, die jeweils ein Bad besitzen. "Die Betten wurden gespendet. Über ein Hochbett mit Rutsche haben wir uns besonders gefreut", sagt die engagierte Mellrichstädterin Marianne Fritz vom Helferkreis. Außerdem gibt es eine Gemeinschaftsküche, ein großes Wohnzimmer und einen Gebetsraum. Im Keller befinden sich große Lagerräume mit Kühlschränken und eine Waschküche. Hinter dem Haus erstreckt sich ein großer Garten. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch ein Spielplatz.
Platz für 20 Flüchtlinge aus der Ukraine
In dem Haus sei Platz für 20 Flüchtlinge aus der Ukraine, berichtet Marianne Fritz über die Kapazitäten des Hauses. Die Ukrainerinnen, die dort einziehen, seien am 21. März in der Flüchtlingsnotunterkunft in Bad Neustadt angekommen. Die Mellrichstädterin erzählt, dass vor allem Frauen und Kinder in das Wohnhaus einziehen würden. "Die neuen Bewohner werden, je nach Familienkonstellation, in Doppel- oder Einzelzimmer eingeteilt. Die Mütter und Kinder kommen natürlich in ein Zimmer", so Marianne Fritz.
Großes Engagement des Helferkreises
Seit 2014 gibt es in Mellrichstadt einen Asylhelferkreis, der aus freiwilligen Helferinnen und Helfern besteht. Dieser gliedere sich wiederum in Unterkreise, die sich auf verschiedene Dinge fokussiert haben, erklärt Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sei der Helferkreis wieder besonders aktiv. "Zuerst habe ich ein Treffen mit den Helferinnen und Helfern einberufen. Auch diesmal war die Hilfsbereitschaft wieder enorm groß. Also konnten wir direkt mit der Planung starten", sagt Michael Kraus.
Zunächst sei eine Spendeneinnahmestelle in der Oskar-Herbig-Halle eingerichtet worden. Dann habe der Helferkreis einen Aufruf gestartet, um Flüchtlingsunterkünfte in Mellrichstadt ausfindig zu machen. Auf diesen Appell hin habe sich Elmar Will von der Kirchenverwaltung Mellrichstadt gemeldet und das ehemalige Wohnhaus der Franziska-Streitel-Schwestern als Flüchtlingsherberge angeboten.
Vorbereitung lief auf Hochtouren
"Die Vorbereitung des Hauses hat nicht mal zwei Wochen gedauert. Am Montag habe ich sechs Stunden Möbel hin und her gefahren", erklärt Marianne Fritz. Vor allem Nahrung, Getränke und Hygieneartikel, die in der Oskar-Herbig-Halle gespendet wurden, seien in Küche und Bad eingeräumt worden. Auch Telefonkarten seien gekauft worden, damit die ukrainischen Flüchtlinge Kontakt zu ihren Familien halten können. "Wir sagen immer, wir schaffen das und auch diesmal haben wir es geschafft. Ich bin richtig glücklich", sagt Marianne Fritz gerührt.
Am Freitag um circa 14:30 kamen die ukrainischen Flüchtlinge in ihrer neuen Unterkunft an. Sie wurden mit drei Kleinbussen vom Roten Kreuz von Bad Neustadt nach Mellrichstadt gefahren. Bürgermeister Michael Kraus begrüßte die neuen Bewohner, eine Dolmetscherin übersetzte die Ansprache in die ukrainische Sprache. Außerdem wurde ihnen ein Beutel mit der Aufschrift "Mellrichstadt" übergeben. In der Tasche befanden sich unter anderem Masken, Stifte und ein Stadtführer. Die Ankömmlinge zeigten sich sehr gerührt und dankbar. Nach dem Bezug ihrer Zimmer sei eine Stadtführung geplant, erklärt Marianne Fritz über den weiteren Tagesablauf.
Volles Programm
Aber auch in den nächsten Tagen und Wochen sei noch viel geplant. "Wir zeigen den Flüchtlingen die Halle mit den vielen Spenden. Dort können sie sich nehmen, was sie brauchen. Außerdem wollen wir uns an einem Abend mal zusammen setzen und uns die Wünsche der Bewohner anhören. Die ganzen Unterlagen werden wir auch mit ihnen zusammen ausfüllen", sagt Marianne Fritz über das weitere Programm. Ebenso soll ein Deutschkurs für alle geplant werden. Die Unterbringung der Kinder in Schulen ist ebenfalls ein Thema.
Stolzer Bürgermeister
"Ich fühl mich stolz, dass unser Helferkreis alles so gut vorbereitet hat. Hilfe für Flüchtlinge kann nur gelingen, wenn das die Leute vor Ort das die Beine stellen. Konkrete Hilfe geht nur an der Basis", sagt Michael Kraus abschließend. Auch die Ukrainerin Nastiia zeigt sich überglücklich und dankbar über die große Hilfsbereitschaft in Mellrichstadt, wie sie unter Tränen berichtet.