Häufig wirkte es in den vergangenen Tagen so, als gebe es mit Blick auf die bundesweiten Bauernproteste nur ein klares Für oder ein deutliches Wider. Allein bei einer Versammlung des Bayerischen Bauernverbands in Bad Neustadt gingen 1500 Teilnehmende gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung auf die Straße.
Es gab aber auch Landwirte, die nicht mitmarschieren wollten. Einer von ihnen ist Biolandwirt und Grünen-Kreisrat Eberhard Räder aus Bastheim. Er habe durchaus Verständnis für das Aufbegehren seine Branche. Aber er sieht in der aktuellen Situation auch einiges kritisch.
"Ich kann nach wie vor den Unmut der Bauern verstehen", sagt der 58-Jährige. Die Bauern seien fleißige, redliche Leute und würden das mit Herzblut machen. "Ich stelle einfach die Realität fest und merke, dass wir in einer Sackgasse sind und nicht herauskommen", kritisiert er aber.
Im Vergleich zu vielen seiner Berufskollegen ist er nicht gegen die Streichung der Subvention des Agrardiesels. Aus seiner Sicht müssten erst die klimaschädlichen Förderungen gestrichen werden. Erst müsse wohl etwas teurer werden, um dann wiederum den Effekt zu haben, nach Alternativen zu suchen und Anreize zu schaffen, meint Räder.
"Die Umweltverbände sind nicht unsere Feinde."
Die Förderung des Agrardiesels zu streichen, habe laut Räder bereits die Zukunftskommission Landwirtschaft, eine Kommission der Merkel-Regierung, für sinnvoll erachtet. Der Biolandwirt schlägt vor, diese Gelder in sinnvolle ökologische Förderungen der Landwirtschaft zu stecken und nicht einfach ohne Vorwarnung etwas wegzunehmen. Die Förderpolitik solle überdacht werden. Herauszufinden, was sinnvoll zu fördern wäre, sieht Räder als Aufgabe des Bauernverbands.
In der ganzen Thematik fehlen dem Landwirt die Alternativvorschläge. Den aktuellen Plan der Bundesregierung, die Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft beizubehalten und die Agrardieselsubvention schrittweise zu beenden, sieht er als "super Kompromiss und super Entgegenkommen" an. Auch er ist der Meinung, dass an der Kfz-Steuerbefreiung für seinen Berufsstand nicht gerüttelt werden sollte. Aber: "Ich finde es auch nicht sehr schlau vom Bauernverband oder den Bauern, immer auf Maximalforderungen zu pochen." Laut Landwirt Räder müsse lösungsorientiert gearbeitet werden.
Er empfiehlt seinen Kollegen, auch mal "aus der eigenen Blase herauszukommen" und beispielsweise mit Umweltverbänden in den Diskurs zu gehen– und auch anderen Meinungen zuzuhören. "Die Umweltverbände sind nicht unsere Feinde."
Bauernprotest: Wie sollte es jetzt weiter gehen?
Der Bastheimer sagt: "Wenn man die Stimmen der Bauern hören möchte, darf man sich nicht nur auf den Bauernverband berufen." Er nennt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) und den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Bei letzterem sei auch die Lebensmittelverarbeitung mit dabei.
Diese Verbände müssten zusammen an einen Tisch und den Stand besprechen, den die Zukunftskommission Landwirtschaft einst erarbeitet hatte. Ziel sollte sein: "Wie kann man das in eine sinnvolle Politik umwandeln", so Räder. Was er nicht hofft, dass am Ende der Proteste eine Milliarde Euro für Maschinen für die Landwirtschaft herauskommen.
Räder spricht im Gespräch mit dieser Redaktion ein weiteres Thema an, das ihn bewegt. Er hält es für ein grundsätzliches Problem, "dass wir politisch die Vorgabe haben, Nahrungsmittel so billig wie möglich zu produzieren, dass der Verbraucher möglichst viel Geld übrig hat, um zu konsumieren". Die Folge seien die externalisierten, also ausgelagerte Kosten. Als Beispiel nennt er die Grundwasserverschmutzung durch Nitrat.
90 Milliarden Euro Kosten an der Umwelt jährlich
Bei der derzeitigen Art der Lebensmittelproduktion würden laut Räder mit Verweis auf die Zukunftskommission Landwirtschaft geschätzt 90 Milliarden Euro jährliche Kosten an der Umwelt – also Klima, Artenschutz, Grundwasser – entstehen. "Diese Kosten überlässt man den nachfolgenden Generationen", so Räder.
"Solange wir keine gesunden Lebensmittel produzieren, die nicht auf Kosten der Umwelt gehen, machen wir das auf Kosten der nächsten Generation", gibt Räder zu bedenken. Diese Thematik fehle ihm unter anderem beim Bauernverband.
und das wissen im Prinzip auch alle: wenn wir "weiter so!" machen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es sich etwas hat mit dem bequemen Leben. Mit zunehmender Verschlechterung der Anbaubedingungen werden nämlich die Preise für Lebensmittel allgemein (heftig) ansteigen und auch hierzulande die ("normalen") Leute wieder den Schmalhans als Küchenmeister haben.
Gegenmaßnahmen: Fehlanzeige.
Unterstreicht einmal mehr, dass wir hier kein Informationsdefizit, aber ein gewaltiges Umsetzungsdefizit haben.
OK. Wie lange wollen "wir" noch untätig bleiben? Dabei gibt es ja sogar ein BVG-Urteil, das es verbietet, alle Folgekosten "einfach" weiter in die Zukunft zu verschieben.
Und eine allgemeine Anmerkung: solange wir es uns noch leisten (können), einfach ca. 25 - 30 % der Lebensmittel in die Tonne zu treten, soll bitte niemand jammern, die Umstellung auf "Bio" würde uns ja sofort dem Hungertod überantworten.
1) Wir sind nicht alleine a.d. Welt
Was wir nicht selbst erzeugen muß importiert werden!
Wo sind die Menschenrechts-, Sozial-, Umweltschutz- & Naturschutzstandards bei gleichem Ertrag so hoch wie bei uns?
Welchen Standards entsprechen die alt. zu importierenden Lebensmittel (gilt für alle Produkte!)?
2) Wir beschäftigen uns mit den falschen Fragen, weil in diesem Land keiner mehr fragt:
Wie geht es einfacher?
Unser deutscher Perfektionismus der leider i.d.R. in Bürokratismus mündet erstickt uns!
Betrifft gerade auch die Verteidigungs- und Infrastruktur- aber auch Energiepolitik!
Der schwedische Ministers für Zivilschutz Carl-Oskar Bohlin hat auf einer Konferenz am 7.1.24 gesagt:
„Good enough tomorrow is better than perfect in five years.“
DAS sollten sich alle in Deutschland inter den Spiegel hängen!
Am deutschen (Un)wesen genest wirklich gar nichts mehr!
Quelle https://t1p.de/n2bxc
Also Willkommen in der Realität, Herr Räder
Wird weiter Produktion gesenkt durch weiter verteuerten Diesel (kickt bei angespannter wirtschaftlicher Lage Grenzertragsflächen aus der Erzeugung) und weitere Extensivierung (Stilllegung, Bio, Schutzgebiete, übertriebene Düngelimits, PSM-Verbote etc) braucht es die Erzeugnisse ja trotzdem!
Es wird dann aufgefangen werden müssen durch Importe.
Erzeugt wird im Ausland aber EBENFALLS mit Diesel(bzw Heizöl). Und dann obendrein noch hergefahren mit Schiffsdiesel und Schweröl (beides Steuerfrei!). Wo ist also die Lenkungswirkung zugunsten des Klimas?
Schlimmer noch:
Dass andere Länder ZUSÄTZLICHE Mengen erzeugen können, müssen dann neue Flächen in Produktion genommen werden. Den Platz dafür schafft man gerade in Brasilien mit Regenwaldrodung. Trotz Lula Rekord.
Regenwald ist ein wichtiger C-Speicher und der artenreichste Lebensraum überhaupt.
Auslagern schadet also am Ende Klima und Artenvielfalt !
86% ist weniger als 100.
Also ist auch das mit der Überproduktion ein Märchen.
https://de.statista.com/infografik/21172/selbstversorgungsgrad-bei-agrarprodukten-in-deutschland/#:~:text=Im%20Normalfall%20kann%20sich%20Deutschland,bei%20Nahrungsmitteln%20auf%2087%20Prozent.
Und das betrachtet rein die primäre NAHRUNG. Nimmt man noch die weiteren verbrauchten Agrarprodukte hinzu wird es noch erheblich deutlicher, dass wir uns den dekadenten Luxus leisten, auf Kosten anderer (ärmerer) zu leben.
- Tabak
- Zellstoff
- Kautschuck
- Kaffee
- Düfte
- Gewürze
usw.
Grüne, Greenpeace und deren verlängerte Arme in den Medienhäusern haben ganze Arbeit geleistet und haufenweise Leute glauben die Erzählungen von den angeblichen Überschüssen.
Es geht um das Regal des Supermarkts um die Ecke.
Und es geht um die Rezeptur des Verarbeiters im Land.
Sollen unsere Erzeugnisse und damit unsere Standards da drin sein oder soll der Deutsche Bürger Importfraß essen?
Und soll der eigene Bedarf gedeckt werden können oder sollen wir mit unserer (noch vorhandenen) überlegenen Kaufkraft den Ärmeren das Essen vom Teller weg kaufen?
Und soll für den mit mehr Bio (halbe Ernte) dann wachsenden Importbedarf im Ausland mehr erzeugt werden müssen und dafür Flächen in Produktion genommen werden, wo heute noch Regenwald steht. Der wichtige C-Speicher und artenreichste Lebensraum überhaupt?
Und soll man mit weniger Subvention auskommen können und Diesel sparen, was Bio beides nicht kann und nicht tut?
Darum geht´s und Bio als Antwort darauf ist (leider) arg kontraproduktiv.
Ich sehe, sie setzen auch auf Qualität und nicht billige Massenware aus dem Ausland.
"... Ärmeren das Essen vom Teller weg kaufen?"
Auch so ein Trugschluss, das Ärmere sich die Weltpreise leisten könnten.
Auch interessant, ich habe Bio mit keinem Wort erwähnt, aber sie scheinen nur Bio mit Qualität und Nachhaltigkeit zu verbinden.