Ein Abend, an dem ein wichtiger Meilenstein gesetzt wurde und an dem Dorfgeschichte geschrieben wurde. In Bastheim und in seinem Ortsteil Geckenau ist man auf dem besten Weg, sich unabhängig von Öl- und Gaslieferländern und den großen Konzernen zu machen.
Im Rahmen einer Gründungsversammlung wurde die "Nahwärme Bastheim & Geckenau eG" aus der Taufe gehoben. Die Genossenschaft hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, ein eigenes Wärmeversorgungsnetz aufzubauen und die Mitglieder mit vor Ort erzeugter Heizenergie zu versorgen. Wenn alles gut läuft, wird man mit Beginn der Heizperiode 2024/2025 erstmals eigene Nahwärme in das örtliche Netz einspeisen können.
Ein gebürtiger Bastheimer als Experte für Nahwärme
Das aus 12 Personen bestehende Projektteam hatte seit der ersten Infoveranstaltung im Mai viel Vorarbeit geleistet. Bürgermeister Tobias Seufert zeigte sich überwältigt von der großen Zahl von Bürgern aus Bastheim und Geckenau, die zur Gründungsversammlung in die Besengau-Scheuer gekommen war.
Der gebürtige Bastheimer und Nahwärmenetz-Experte Markus Euring vom Unternehmen Enerpipe GmbH, der schon im Dezember 2021 die Idee eines Wärmenetzes für Bastheim und Geckenau zusammen mit dem Betreiber der Biogas-Anlage, Eberhard Räder, dem Gemeinderat vorgestellt hatte, ging nochmals auf die wesentliche Eckpunkte des Projektes ein.
Dabei erläuterte er kurz die Funktionsweise des Wärmenetzes, dessen Wärmeenergie aus Biogas-Abwärme und Holzhackschnitzeln gewonnen werden wird. Insgesamt 116 Hauseigentümer hätten sich bis zum heutigen Tag bereit erklärt, sich an dem Projekt zu beteiligen. Knapp vier Millionen Euro müssten in den Tiefbau, in Heizungs- und Energietechnik investiert werden.
Welche Kosten neben den Anteilen noch anfallen
Die Kalkulation beinhaltet Fördergelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro, sodass neben den Genossenschaftsanteilen (2.000 Euro je Haus) und Anschlusskosten (8.000 Euro je Haus inklusive Übergabestation) etwa 1,5 Millionen Euro fremdfinanziert werden müssten. Der Fachmann hat daraus eine jährliche Grundgebühr von 480 Euro und einen Wärmepreis von 8,7 Cent je Kilowattstunde errechnet. Ausdrücklich betonte Markus Euring noch, dass man nicht zwischen kurzen und langen Hausanschlüssen differenzieren werde. Der Anschlusspreis ist in beiden Fällen gleich hoch.
Um etwaigen Fallstricken bei der Genossenschaftsgründung aus dem Weg zu gehen, hatte man sich an diesem Abend mit dem Prokuristen der Agrokraft GmbH, Andreas Bauer, einem erfahrenen Fachmann verstärkt, der auch gleich zum Versammlungsleiter erkoren wurde. Ausführlich stellte er zunächst das Modell "Genossenschaft" vor. Und wies auf Besonderheiten hin, wie die begrenzte Haftung (keine Nachschusspflicht), die direkte Mitbestimmung, die Prüfung durch den Genossenschaftsverband oder auch darauf, dass jedes Mitglied unabhängig von der Zahl der Genossenschaftsanteile nur eine Stimme in der Generalversammlung hat.
Der neue Aufsichtsrat
In der Satzung der Genossenschaft, die er den Versammlungsteilnehmern vorstellte, ist unter anderem die Amtszeit von Vorstand und Aufsichtsrat auf drei Jahre festgelegt. Der von den Mitgliedern gewählte Aufsichtsrat kürt die Vorstandsmitglieder. Die Wahl zum Aufsichtsrat brachte in der Gründungsversammlung folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Tobias Seufert; stellvertretender Vorsitzender Wolfgang Grom, Schriftführer Daniel Moll, Thomas Fromm, Steffen Prax, David Schmitt und Peter Waizmann.
Noch am selben Abend trat der neu gewählte Aufsichtsrat zu seiner ersten Sitzung zusammen und bestimmte Sebastian Landgraf, Dominik Kanitz und Markus Euring zum Vorstand der "Nahwärme Bastheim & Geckenau eG". Tobias Seufert verwies am Ende darauf, dass "die Genossenschaftsgründung ein wichtiger Schritt war. Aber wir stehen eigentlich erst am Anfang."
Viele weitere Schritte, wie nun die Eintragung der Genossenschaft, die Detailplanung, die Finanzierung und dann die Projektumsetzung, stehen an. Doch man sei auf einem guten Weg. Er erinnerte an den Genossenschaftsgedanken von Wilhelm Conrad Raiffeisen, wonach man gemeinsam einfach stärker sei: "Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele."