zurück
Bastheim
Bald kein Öl oder Gas mehr in Bastheim und Geckenau nötig: Ab 2024 sollen die Bürger mit Nähwärme heizen können
Gründung der Bürgergenossenschaft "Nahwärme Bastheim & Geckenau eG" als erster Schritt für ein Nahwärmenetz. Welche Kosten kommen auf Bürger und Gemeinde zu?
Vorstand und Aufsichtsrat der neu gegründeten Genossenschaft 'Nahwärme Bastheim & Geckenau eG' zusammen mit Versammlungsleiter Andreas Bauer (vorne ganz rechts). Von links: Thomas Fromm, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Tobias Seufert, Daniel Moll, Sebastian Landgraf, David Schmitt, Markus Euring, Steffen Prax, Peter Waizmann, Wolfgang Grom und Dominik Kanitz.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Vorstand und Aufsichtsrat der neu gegründeten Genossenschaft "Nahwärme Bastheim & Geckenau eG" zusammen mit Versammlungsleiter Andreas Bauer (vorne ganz rechts).
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:41 Uhr

Ein Abend, an dem ein wichtiger Meilenstein gesetzt wurde und an dem Dorfgeschichte geschrieben wurde. In Bastheim und in seinem Ortsteil Geckenau ist man auf dem besten Weg, sich unabhängig von Öl- und Gaslieferländern und den großen Konzernen zu machen.

Im Rahmen einer Gründungsversammlung wurde die "Nahwärme Bastheim & Geckenau eG" aus der Taufe gehoben. Die Genossenschaft hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, ein eigenes Wärmeversorgungsnetz aufzubauen und die Mitglieder mit vor Ort erzeugter Heizenergie zu versorgen. Wenn alles gut läuft, wird man mit Beginn der Heizperiode 2024/2025 erstmals eigene Nahwärme in das örtliche Netz einspeisen können.

Ein gebürtiger Bastheimer als Experte für Nahwärme

Das aus 12 Personen bestehende Projektteam hatte seit der ersten Infoveranstaltung im Mai viel Vorarbeit geleistet. Bürgermeister Tobias Seufert zeigte sich überwältigt von der großen Zahl von Bürgern aus Bastheim und Geckenau, die zur Gründungsversammlung in die Besengau-Scheuer gekommen war.

Der gebürtige Bastheimer und Nahwärmenetz-Experte Markus Euring vom Unternehmen Enerpipe GmbH, der schon im Dezember 2021 die Idee eines Wärmenetzes für Bastheim und Geckenau zusammen mit dem Betreiber der Biogas-Anlage, Eberhard Räder, dem Gemeinderat vorgestellt hatte, ging nochmals auf die wesentliche Eckpunkte des Projektes ein.

Dabei erläuterte er kurz die Funktionsweise des Wärmenetzes, dessen Wärmeenergie aus Biogas-Abwärme und Holzhackschnitzeln gewonnen werden wird. Insgesamt 116 Hauseigentümer hätten sich bis zum heutigen Tag bereit erklärt, sich an dem Projekt zu beteiligen. Knapp vier Millionen Euro müssten in den Tiefbau, in Heizungs- und Energietechnik investiert werden.

Welche Kosten neben den Anteilen noch anfallen

Die Kalkulation beinhaltet Fördergelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro, sodass neben den Genossenschaftsanteilen (2.000 Euro je Haus) und Anschlusskosten (8.000 Euro je Haus inklusive Übergabestation) etwa 1,5 Millionen Euro fremdfinanziert werden müssten. Der Fachmann hat daraus eine jährliche Grundgebühr von 480 Euro und einen Wärmepreis von 8,7 Cent je Kilowattstunde errechnet. Ausdrücklich betonte Markus Euring noch, dass man nicht zwischen kurzen und langen Hausanschlüssen differenzieren werde. Der Anschlusspreis ist in beiden Fällen gleich hoch.

Um etwaigen Fallstricken bei der Genossenschaftsgründung aus dem Weg zu gehen, hatte man sich an diesem Abend mit dem Prokuristen der Agrokraft GmbH, Andreas Bauer, einem erfahrenen Fachmann verstärkt, der auch gleich zum Versammlungsleiter erkoren wurde. Ausführlich stellte er zunächst das Modell "Genossenschaft" vor. Und wies auf Besonderheiten hin, wie die begrenzte Haftung (keine Nachschusspflicht), die direkte Mitbestimmung, die Prüfung durch den Genossenschaftsverband oder auch darauf, dass jedes Mitglied unabhängig von der Zahl der Genossenschaftsanteile nur eine Stimme in der Generalversammlung hat.

Der neue Aufsichtsrat

In der Satzung der Genossenschaft, die er den Versammlungsteilnehmern vorstellte, ist unter anderem die Amtszeit von Vorstand und Aufsichtsrat auf drei Jahre festgelegt. Der von den Mitgliedern gewählte Aufsichtsrat kürt die Vorstandsmitglieder. Die Wahl zum Aufsichtsrat brachte in der Gründungsversammlung folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Tobias Seufert; stellvertretender Vorsitzender Wolfgang Grom, Schriftführer Daniel Moll, Thomas Fromm, Steffen Prax, David Schmitt und Peter Waizmann.

Ein Nahwärmenetz für Bastheim soll ab der Heizperiode 2024/2025 voraussichtlich einsatzbereit sein (Archivbild)
Foto: Eckhard Heise | Ein Nahwärmenetz für Bastheim soll ab der Heizperiode 2024/2025 voraussichtlich einsatzbereit sein (Archivbild)

Noch am selben Abend trat der neu gewählte Aufsichtsrat zu seiner ersten Sitzung zusammen und bestimmte Sebastian Landgraf, Dominik Kanitz und Markus Euring zum Vorstand der "Nahwärme Bastheim & Geckenau eG". Tobias Seufert verwies am Ende darauf, dass "die Genossenschaftsgründung ein wichtiger Schritt war. Aber wir stehen eigentlich erst am Anfang."

Viele weitere Schritte, wie nun die Eintragung der Genossenschaft, die Detailplanung, die Finanzierung und dann die Projektumsetzung, stehen an. Doch man sei auf einem guten Weg. Er erinnerte an den Genossenschaftsgedanken von Wilhelm Conrad Raiffeisen, wonach man gemeinsam einfach stärker sei: "Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bastheim
Klaus-Dieter Hahn
Andreas Bauer
Aufsichtsräte
Bürger
Energie und Heizen
Euro
Genossenschaften
Kosten
Tobias Seufert
Wilhelm Conrad
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top