Wenn Jagdberater Hubertus Rücker und Revierinhaber Wolfgang Kaufhold bei Brüchs unterwegs sind, achten sie auf viele Kleinigkeiten: Im Wald inspizieren sie vor allem die Suhlen. Das sind Wasserlöcher im lehmigen Waldboden. Wolfgang Kaufhold hat einige solcher Suhlen in seinem Revier. Dabei hat er immer ein Augenmerk darauf, dass sie feucht und mit Wasser bedeckt sind. Noch reicht das Wasser im Wald dafür aus. Das ist wichtig, denn Rotwild nutzt die Mulden zum Suhlen und Trinken.
Im Grabfeld ist die Situation brisanter
Ganz anders ist die Situation im Grabfeld, wo man solche Suhlen zurzeit mit Wasser befüllen muss, sagen die Revierinhaber Thomas Kalnbach und Angelika Götz. Sie fahren einmal in der Woche fünf verschiedene Revierbereiche ab und wässern. "Da gehen schon mal 1.000 Liter rein", erklärt der Revierinhaber.
Sie und die Jagdberater Hubertus Rücker und Wolfgang Kaufhold in Brüchs berichten vom "Fallwild". Das sind Tiere, die aufgrund der Trockenheit nicht überleben. Und eine weitere Auswirkung der Trockenheit ist auffällig: Die Jungtiere nicht genug wachsen. Der Grund: Die Muttertiere haben durch das fehlende Futterangebot aufgrund der Trockenheit nicht die notwendige Milch, um ihre Jungen zu säugen. "Es gibt deshalb viele schwache Tiere und jetzt müssten sie eigentlich das notwendige Futter bekommen, um den Winter zu überstehen."
Wildäcker sind immens wichtig
Das Problem sei vor allem der fehlende Morgentau und die Grünäsung. Hubertus Rücker: "Die Tiere sind an und für sich gut an Klimaveränderungen angepasst, nur wenn der Morgentau und die Grünäsung fehlen und dann noch Stress oder Unruhe dazu kommen ist das fatal." Die Wildäcker und Brachflächen, die die Landwirte vorhalten, seien von enormer Bedeutung. "Die Landwirtschaft kommt uns hier sehr entgegen." Denn auf diesen Wildäckern findet das Wild Äsung und gleichzeitig Deckung.
Einen dringenden Appell richten die Revierinhaber an die Bevölkerung, auf den Wegen zu bleiben und die Einstände des Wildes zu meiden. Denn durch steigende Unruhe werde das Wild gestört und könne so in eine Stresssituation geraten.
In Brüchs verweist Hubertus Rücker auf ein Kleefeld am Waldrand, die er ideal für die Wildtiere nennt. "Es wäre eine große Hilfe, wenn Zwischenfrüchte auf abgeernteten Feldern angebaut würden." Dadurch hätten die Tiere wieder die Möglichkeit, Flüssigkeit über das Futter zu sich zu nehmen. In der waldreichen Gegend zwischen Brüchs, Fladungen und Stockheim gibt es zahlreiche Tierarten, wie Rotwild, Schwarzwild, Fuchs, Hase, Rebhühner und auch Waschbären.
Von der Rhön ins Grabfeld
Von der Rhön ins Grabfeld: Im Sambachswald bei Bad Königshofen beobachtet Revierförster Herbert Gessner immer häufiger, dass die Tiere die angelegten Biotope annehmen. Er verweist dabei darauf, dass bei Wegebau an das Anlegen solcher Biotope künftig vermehrt gedacht werden sollte. Thomas Schmitt aus Bad Neustadt hat verschiedene Reviere in der Rhön ist aber noch zufrieden, da diese von kleinen Bächen durchzogen werden. Seine Überlegungen gehen aber bereits dahin sie, falls diese austrocknen, mit Wasser zu befüllen.
Markus Blöck, Leiter Sachgebiet Tierschutz am Landratsamt Bad Neustadt, berichtet von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern, die anrufen, weil sie fürchten, dass Ziegen- oder Schafherden zu wenig Wasser auf der Weide haben. Bislang sei das bei der Nachschau nicht zutreffend gewesen. "Die Wasserfässer waren vorhanden, nur nicht immer einsehbar." Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass Tiere auf der Weide auch schattige Bereiche haben.