Wer am Mittwoch in seiner gewohnten Apotheke in Bad Neustadt, Ostheim, Salz, Mellrichstadt oder andernorts in Rhön-Grabfeld ein Rezept einlösen möchte, könnte vor verschlossenen Türen stehen. Denn die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ruft zum Apotheken-Streik auf. Daran beteiligen sich auch Apothekerinnen und Apotheker in Rhön-Grabfeld. Einer von ihnen ist Christian Machon, Inhaber der easy Apotheke in Bad Neustadt und der Hainberg-Apotheke in Mellrichstadt sowie Beisitzer im Vorstand der Bayerischen Landesapothekerkammer.
Machon arbeitet seit rund zwanzig Jahren als Apotheker und das gerne. Er wolle nicht jammern, sagt er. "Das Schöne an der Apotheke ist, dass man den Leuten helfen und ihnen das geben kann, was sie brauchen – wenn es lieferbar ist. Es ist ein abwechslungsreicher Job", erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion.
Wie ist die Versorgung mit Apotheken in Rhön-Grabfeld?
Rund 20 Apotheken gibt es laut Machon in Rhön-Grabfeld. "Die Versorgung ist gesichert", beruhigt der Apotheker. "Die Oma aus Gollmuthhausen, um ein Beispiel zu nennen, wird auch in Zukunft noch ihr Medikament bekommen. Aber wenn sich die jetzige Situation verschlechtert, wird das immer problematischer", gibt der 49-Jährige zu bedenken.
Denn das viel zitierte Apothekensterben macht auch vor Rhön-Grabfeld nicht Halt: 2021 schloss die Apotheke in Unsleben, die Christian Machon zuvor an Elke Schenker übergeben hatte. Im Februar 2023 stellte die Apotheke in Saal ihren Betrieb ein. „Das sind zwar 'nur' zwei von zwanzig Einrichtungen. Aber es entspricht doch zehn Prozent der Apotheken in unserem Landkreis“, sagt der Apotheken-Inhaber.
Gerade durch die Schließung der Saaler Apotheke sei ein "weißer Fleck" auf einer Fläche von rund 20 Kilometern entstanden, so Machon. "Momentan haben wir in Mellrichstadt noch drei Apotheken, in Ostheim zwei. Wenn aber zum Beispiel in Fladungen noch die Apotheke wegfällt, ist auch da ein ganzer Fleck leer."
Christian Machon spricht von großen Herausforderungen
Dass Apotheker aufgeben, könne zum einen an ihrem Alter liegen. Zum anderen aber auch an den Rahmenbedingungen, so Machon. Denn auch wenn er betont, dass er seinen Job mag, verhehlt der Apotheker nicht, dass seine Arbeit momentan so herausfordernd ist wie nie zuvor.
"Die Lieferengpässe machen die tägliche Arbeit extrem kompliziert, ständig muss man improvisieren. Antibiotische Augentropfen sind momentan gar nicht zu bekommen, Säfte für Kinder auch nur sehr schwer", sagt Machon. Der Hauptgrund für den Streik ist laut dem Apothekenkammer-Mitglied aber ein anderer: "Auch bei uns sind Energie- und Personalkosten gestiegen. Gleichzeitig wurde aber unser Honorar nicht nur seit 2013 nicht mehr erhöht, sondern zu Jahresbeginn sogar noch gekürzt".
Denn die Packungspauschale, also der Betrag, den die Apotheke je herausgegebener Packung eines rezeptpflichtigen Medikaments von der Krankenkasse erhält, wurde um 23 Cent auf nun 8,35 Euro reduziert. Gerade in kleineren Apotheken könne der dadurch entstehende jährliche Verlust bei mehreren Tausend Euro liegen. Es sei schwierig, seine Mitarbeiter gut zu bezahlen, wenn gleichzeitig Honorare sinken und Kosten steigen würden.
Bürokratie stört auch Apotheker in Rhön-Grabfeld
Zudem nehme die Bürokratie überhand. "Wenn ich zum Beispiel Insulin-Nadeln verkaufen will, muss ich sämtliche Versicherungen und außerdem Pläne und Fotos von meiner gesamten Apotheke einreichen", nennt der 49-Jährige ein Beispiel. Der Ärger unter den Apothekerinnen und Apothekern sei groß, auch in Rhön-Grabfeld, so Machon.
„Ich habe noch nie so eine Geschlossenheit erlebt. Das zeigt, dass wirklich etwas faul ist. Alle Apotheker im Landkreis, mit denen ich gesprochen habe, wollen sich an dem Streik am Mittwoch beteiligen." Machon selbst wird seine easy Apotheke in Bad Neustadt schließen, in der Hainberg-Apotheke als Notdienst-Apotheke werden über die Klappe aber Kunden bedient.
Das rät Christian Machon den Patienten in Rhön-Grabfeld
Christian Machon empfiehlt Patienten, ihre Medikamente, wenn möglich, an den Tagen vor oder nach dem Streik zu besorgen. Notdienst-Apotheken werden am Mittwoch aber trotz Streik Patienten versorgen. Mit Unmut hätte bisher kein Kunde auf die Streikankündigung reagiert. "Wenn man es erklärt, zeigen die Menschen Verständnis. Manche Patienten haben uns sogar viel Glück gewünscht", sagt Machon.
Apotheken-Streik in Rhön-Grabfeld
Die Stadt-Apotheke, Apotheke am Markt und Mohren Apotheke (alle Bad Königshofen) streiken erst ab 12 Uhr, weil es am Streiktag keine Notdienst-Apotheke in ihrer Stadt gibt. Nicht am Streik beteiligt ist die Laurentius-Apotheke in Brendlorenzen, deren Inhaber Markus Bocklet aber mit seiner Filiale im Point Center streikt.
Folgende Notdienst-Apotheken stehen von Mittwoch, 14. Juni, 8 Uhr, bis Donnerstag, 15. Juni, 8 Uhr, zur Verfügung: Hubertus-Apotheke Salz, Tel. (09771) 635440, Franken-Apotheke Herschfeld, Tel. (09771) 635390, Hainberg-Apotheke Mellrichstadt, Tel. (09776) 6880.