Die Arbeit des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Rhön ist höchst vielseitig. Das wurde bei der Mitgliederversammlung jetzt wieder einmal deutlich. Nachdem Geschäftsführer Klaus Spitzl einen kurzen Einblick in die verschiedensten Aktivitäten und den 1,6 Millionen-Euro-Etat des vergangenen Jahres gab, rückten aktuelle Themen und Probleme in den Mittelpunkt.
Eine Diskussion entzündete sich an einer zunächst erfreulichen Nachricht. So informierte Spitzl, dass dank entsprechender Mittel aus dem Umweltministerium zum 1. Januar zwei Naturpark-Ranger für zunächst zwei Jahre eingestellt würden. Mit den beiden Rangern vom Biosphärenreservat verdoppele sich damit die Zahl. Da die Verträge der neuen Mitarbeiter noch nicht unterschieben seien, wolle er aber noch keine Namen nennen.
In der Versammlung sah man diese Entwicklung als durchaus positiven Anfang. Zwei neue Ranger seien aber zu wenig, wurde von gleich mehreren Seiten festgestellt. Auch mit dann vier Rangern sei es schwierig, die Besucherströme auf einer Fläche, die so groß wie das Saarland ist, zu überwachen. Gerade die Aufgabe der Besucherbetreuung werde immer schwieriger. Die Rhön werde inzwischen an schönen Wochenenden "geradezu überrannt".
Schärfere Strafen gefordert
Damit nehmen die Verstöße gegen Vorschriften zu, die gerade in Naturschutzgebieten den Schutz von Tieren und Pflanzen regeln. Wohnmobile würden wild in der Landschaft parken, beschwerte sich zum Beispiel Enno Piening. Wenn man die Leute auf ihr Fehlverhalten hinweise, "müsse man sich dumm anmachen lassen", forderte der Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbands aus Bad Kissingen ein schärferes Vorgehen gegen solche Störer und mehr Kompetenzen für die Ranger.
Der Wildland-Gebietsbetreuer für das Naturschutzgebiet Lange Rhön, Torsten Kirchner, bestätigte, dass die Störungen durch Wohnmobilisten, Schneeschuhgänger, Skitourengeher oder E-Bike-Fahrer stark zugenommen hätten. Früher hätten es nur fitte Radfahrer in die hohe Rhön geschafft, heute könne jeder zu jeder Zeit mit einem E-Bike die Steigungen meistern.
Landrat Thomas Habermann als derzeitiger Vorsitzender des Naturparkvereins zeigte sich erneut zurückhaltend, was schärfere Repressionen wie Anzeigen oder Bußgelder betrifft. Das Problem mit den Störern gebe es seit dem ersten Tag. Hier müsse jeder Fall einzeln betrachtet werden. Aufgabe der Ranger sei es, die Besucher zu überzeugen, wie man sich vernünftig benimmt, dabei sollen sie die Gäste möglichst nicht verprellen. Er wurde dabei von Bertram Eitel unterstützt. Auch der Leiter des Bereichs Umwelt an der Regierung von Unterfranken wies darauf hin, dass es Aufgabe der Ranger sei, Störern zu vermitteln, was sie da zerstören und sie "ohne hoheitliche Maßnahmen" zu überzeugen.
Keiner da am Wochenende
Einig war man sich aber darin, dass irgendwann aber auch "Schluss sein muss, wenn einer es einfach nicht kapieren will", wie es Oberthulbas Bürgermeister Gotthard Schlereth ausdrückte.
Entspannung durch die neuen Ranger erhofft man sich bei einem weiteren Problem. Kritisiert wurde nämlich auch, dass gerade an manchen problematischen Wochenenden keine Ranger vor Ort seien. Grund dafür sei, wie der Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle für das Biosphärenreservat, Michael Geier, erläuterte, dass die Ranger aus rechtlichen Gründen nur an einer begrenzten Zahl von Wochenenden arbeiten dürften.
Lupine als massive Bedrohung
Ein weiteres Problem stellte Torsten Kirchner dem Gremium mit deutlichen Worten und eindringlichen Bildern vor: Die Ausbreitung der Lupine bedroht die Rhön inzwischen in einem Ausmaß, wie es vielen Teilnehmern in der Versammlung so nicht klar war. Inzwischen seien 60 Prozent der Fläche des Naturschutzgebiets Lange Rhön von dem Problem betroffen. Aber auch in weiteren Bereichen wie dem Feuerberg oder den Schwarzen Bergen übernimmt die unerwünschte Pflanze immer weitere Flächen und bedroht die offene Rhöner Wiesenlandschaft.
Statt einer bunten Pflanzenvielfalt von 60 bis 80 Pflanzenarten pro Quadratmeter präge dann alleine die Lupine die Flächen, so Kirchner. Abgesehen von den verschiedensten naturschutzfachlichen Aspekten könne das auch ein wirtschaftliches Problem werden, warnte der Wildland-Betreuer. Schließlich fließen über das Vertragsnaturschutzprogramm rund eine Million Euro im Jahr an Landwirte in der Rhön, die die Wiesen pflegen und erhalten sollen. Diese Förderung sei auf Dauer gefährdet, denn dieses Ziel werde nicht erreicht, wenn sich die Lupine immer weiter ausbreite.
Kirchner stellte die verschiedensten Maßnahmen und Projekte zur Lupinenbekämpfung vor: wissenschaftliche Untersuchungen mehrerer Universitäten, die unter anderem zwölf verschiedene Bekämpfungsmethoden testen, die professionellen Lupinenstechern von der Soko Lupine, das Abmähen mit einer Pistenraupe, ein Beweidungskonzepten mit Schafen und Ziegen oder die zahllosen Aktionen ehrenamtlicher Helfer.
Auflage in neuen Verträgen
Ein entscheidender Faktor seien die Landwirte. 240 von ihnen bewirtschaften rund 1000 Flurstücke in der Langen Rhön. Wenn in den kommenden Monaten neue Verträge mit den Bauern geschlossen werden, sollen Auflagen zur Bekämpfung der Lupinen darin festgelegt werden. So müssten dann Bereiche, die nicht von großen Maschinen erreicht werden können, mit der Motorsense von Lupinen befreit werden.
Dem stimmte Landrat Thomas Habermann zu und kündigte Kontrollen und Sanktionen an, sollten die Landwirte die Auflagen nicht erfüllen. Schließlich erhielten sie eine hohe Förderung. Wie ihm ist auch Bertram Eitel die Bedeutung des Lupinen-Problems bewusst. Beide waren sich einig, dass das Thema nur gemeinsam angegangen werden kann. "Wir werden dranbleiben", kündigte der Leiter des Bereichs Umwelt bei der Regierung von Unterfranken an. Eine Aussage, die im Gremium wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Schließlich ist die Regierung bei der Zuteilung der nicht unerheblichen Mittel für die Lupinenbekämpfung maßgeblich.