Das kleine Querbachshof ist nicht unbedingt ein an Höhepunkten reicher Flecken im Landkreis Rhön-Grabfeld. An diesem herbstlich kühlen Donnerstagabend hat der Ortsteil von Hohenroth aber sein Highlight. Pkw um Pkw kommt über die schmale Landstraße angefahren, die Feuerwehr leitet zur großen Wiese vor der großen Scheune von Christof Herbert.
Der Mann hat gute Tiere im Stall, das weiß man vom Pferdehalter und Ökolandwirt bereits. Aber an diesem Abend geht es um das vielleicht beste Pferd der Union, es geht also ganz und gar um die politische Ebene. Die Christsozialen in Rhön-Grabfeld und Christof Herbert als ihr Vorsitzender haben den Hattrick geschafft und nach Markus Söder in Weisbach, dem NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst in Bad Königshofen nun auch noch Friedrich Merz zum CSU-Scheunenfest in den Landkreis geholt.
600 Zuhörer und ein großes Polizeiaufgebot in Querbachshof
Um die 600 Zuhörerinnen und Zuhörer registriert die Polizei. Mehr Polizisten als Einwohner dürften es also in Querbachshof sein, stellt der CSU-Landtagsabgeordneter Steffen Vogel scherzend fest. Gefühlt noch mehr Pferdeäpfeln muss ausweichen, wer den Weg in die große Scheunenhalle nimmt. Von dort dringt "Lucky" Herberts Textzeile nach draußen: "Heart of Stone". Das klingt schon fast so kühl wie "Black Rock", jenem Investment-Unternehmen, bei dem Friedrich Merz einst in Lohn und Brot stand.
Ein bisschen Country, ein wenig Bluesrock, dazu ein Bierglas zur Rechten und die Bratwurst zur Linken: Es herrscht Feststimmung in der Querbachshöfer Scheune, die Christof Herbert kurzerhand und mitten im Ernte-Stress geräumt hat für das Polit-Event. Der CDU-Parteivorsitzende und Oppositionsführer im Deutschen Bundestag in Querbachshof: dieses Wahlkampf-Highlight wollten sie sich nicht entgehen lassen, die CSU-Würdenträger und anderen Sympathisanten.
Wer bringt Ordnung in diese wilde Welt?
"Oh baby, it's a wild world", schmettert "Lucky" Herbert. Zeit für den Sauerländer Friedrich Merz, hier Ordnung zu schaffen. Zu seinem Einzug ertönt plötzlich Disco-Sound, der Beifall ist tosend. Schließlich tritt da ein Politiker mit Piloten-Bräune auf die Bühne, der nichts anderes als den Wesenskern der Union in die Zukunft zu tragen gedenkt. Eine Herkules-Aufgabe.
Die großen Strohräder aus der Herbertschen Öko-Landwirtschaft stehen fest zum raumfüllenden Bühnenhintergrund getürmt, während Friedrich Merz von den großen Tektur-Verschiebungen und Brüchen der Weltpolitik spricht, weil überall Autokraten Morgenluft witterten. Die Ukraine sei das europäische Beispiel dafür. "Wir dürfen nicht nachlassen, diesem Land zu helfen. Die Menschen dort kämpfen für unsere Freiheit", sagt Merz. Solche Sätze stimmen eher nachdenklich, als dass man mit Johlen und Bierzelt-Klatschen reagiert.
Strohballen-Duft und die Außenpolitik
Mit dem Duft von den Strohballen in der Nase ist es einem fast zu heimelig, um über die Bedeutung des transatlantischen Bündnisses zu sinnieren und darüber, wie selbstbewusst sich ein deutscher Bundeskanzler gegenüber einem US-Präsidenten geben darf. Populistische Töne sind das nicht, eher unpopuläre Fragen zur Stellung der Bundesrepublik im Reigen der Nationen.
Merz zäunt das Wahlkampf-Pferd von hinten auf in Querbachshof, von der Weltpolitik hinunter zur Landespolitik. Die hat in Bayern dank der CSU ihre ganz besondere Bedeutung für den Bund. "CDU und CSU stehen fest zusammen", sagt Merz. "Wir werden es der SPD, den Grünen und der FDP nicht so leicht machen wie 2021", prophezeit Wahlkämpfer Merz, der schon auf die nächste Bundestagswahl schielt.
Ein gutes Gefühl für den Sonntag
"Ich habe für Sonntag ein gutes Gefühl", sagt der CDU-Chef und entzückt damit die Rhön-Grabfelder CSU-Basis. Letztendlich gehe es nicht um die beiden Unionsparteien und ihr Personal, sondern ihre höhere Verantwortung für das Wohl der Republik. So wird die politische Metaphysik zur krönenden Beilage wie der Senf auf den Bratwürsten der Rhöner Merz-Fans.
Fast eine Stunde spricht der 67-jährige Sauerländer frei auf der Bühne. Zeit, um viele Punkte zu streifen. Mit seinem Zahnarzt-Zitat zur Asylthematik habe er sich "vielleicht etwas drastisch ausgedrückt", insgesamt müsse man aber das Problem eines "Kontrollverlustes" in der Migrationspolitik erkennen.
Die Klimakrise sei eine sehr ernst zu nehmende Herausforderung. Der sollte man nicht mit allerlei Verboten begegnen, sondern auf die Kreativität der Menschen setzen. "Dies ist nicht die Zeit der Ideologen, sondern die Zeit der Ingenieurinnen und Ingenieure", formuliert es Merz zum Applaudieren griffig.
Ein Versprechen an Rhön-Grabfelds Landrat Habermann
Womit endet die Rede von Friedrich Merz? Mit einem Versprechen an CSU-Landrat Thomas Habermann. Er werde in kurzer Lederhose und mit Gamsbart beim nächsten Oktoberfest mit Markus Söder auftreten. Aber nur, wenn auch wirklich Bier und nicht nur Tee im Krug ist.
Damit hat er die versammelte CSU-Prominenz auf seiner Seite. Die CSU-Kandidaten mit Merz in der Mitte lachen mitsamt den großen Kürbissen, auf die ihre jeweiligen Karikaturen gemalt sind, in die Handykameras der Umstehenden. Es ist Erntezeit. Der Sonntag wird zeigen, wer die üppigste einfährt.