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Bad Königshofen
Wahlkampf für Steffen Vogel und Co.:Hendrik Wüst erklimmt schwindelnde Höhen für die CSU im flachen Grabfeld
Der Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident kam nach Bad Königshofen, um den Geist Adenauers zu beschwören und den Ungeist der AfD zu bannen.
Fröhlich mitgeklatscht: CSU-Direktkandidat Steffen Vogel, CSU-Kreis-Chef Christof Herbert, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und MdB Dorothee Bär genießen den Klang der Promi-Band.
Foto: Gerhard Fischer | Fröhlich mitgeklatscht: CSU-Direktkandidat Steffen Vogel, CSU-Kreis-Chef Christof Herbert, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und MdB Dorothee Bär genießen den Klang der Promi-Band.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Es ist natürlich kein Menetekel für Politiker, wenn sie dort stehen und warten, wo andere baden gehen wollen. Der Platz vor der Franken-Therme in Bad Königshofen ist schon der richtige für den CSU-Direktkandidaten Steffen Vogel und seine Entourage aus Politprominenz seiner Partei.

Hier ein "Hallo", dort ein "Grüß Gott!":  Der Landtagsabgeordnete ist bekannt bei den Grabfelder Thermen-Besuchern, die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär gleichermaßen und der Landrat Thomas Habermann ja sowieso.

Doch der, auf den die Delegation vor der Franken-Therme wartet, dürfte die Genannten noch etwas in den Schatten stellen: Hendrik Wüst hat seine Aufwartung angekündigt, der Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes.     

Die Promiband darf nicht fehlen

Die knapp 30 Minuten Verspätung von Hendrik Wüst sind kein Problem, denn vor der Franken-Therme hat sich neben der Polizei auch die Promiband um Clemens Behr postiert. "You are the sunshine of my life" schmettern die Musiker. 

Die Promiband hat sofort den Landesvater von Nordrhein-Westfalen für sich eingenommen und den richtigen Liedtext dabei: "Schwindelnde Höhen" sollen schließlich erklommen werden. Das gilt für sämtliche Politbarometer und gewiss auch für die Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober.      

Dass sich Steffen Vogel mit dem NRW-Chef schmücken darf im Wahlkampf, hat er Parteikollegin Dorothee Bär zu verdanken. Die kennt Wüst schon seit Junge-Union-Zeiten, sehr zur Freude des CSU-Kreisvorsitzenden Christof Herbert, der Landtags-Kandidatin Juliane Demar wie des Ortsvorsitzenden Jürgen Martin. Solche Politprominenz hat man nicht alle Tage im Grabfeld.   

Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bad Königshofen darf nicht fehlen. Hendrik Wüsts Unterschrift freut auch den stellvertretenden Bürgermeister Peter Kuhn (rechts), Thomas Helbling selbst weilt gerade in Arlington/Texas.
Foto: Gerhard Fischer | Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bad Königshofen darf nicht fehlen. Hendrik Wüsts Unterschrift freut auch den stellvertretenden Bürgermeister Peter Kuhn (rechts), Thomas Helbling selbst weilt gerade in ...

Tags zuvor war noch Markus Söder der politische Platzhirsch in der Rhön, im aufgeheizten Bierzelt des Weisbacher Oktoberfests streichelte er die Seele der Rhöner. Hendrik Wüsts Auftritt war so etwas wie ein Gegenpol zur Bierzelt-Rede. Im kleinen Kursaal mit seinen rund 100 Plätzen war die Atmosphäre politisch konzentrierter.

Eine Wahl unter schwierigen Vorzeichen

CSU-Kreisvorsitzender Christof Herbert hatte die "besonderen Vorzeichen" dieser Landtagswahl angesprochen, die Verunsicherung und gleichzeitig Polarisierung der Bürgerinnen und Bürger. Von Hendrik Wüst wollte er wissen, wie die Abwanderung zu den Populisten einzubremsen sei. Steffen Vogel sah Ähnlichkeiten der beiden Bundesländer, beide müssten sie den Ausgleich zwischen Ländlichkeit und den industriellen Kernen finden.   

Über den modernen bürgerlichen Konservatismus hatte Wüst ja schon mit Markus Söder 2007 in einem Positionspapier nachgedacht. "Es braucht die Bodenhaftung" der Politiker, eine Verwurzelung im ländlichen Raum sei dafür gut, Bayern und Nordrhein-Westfalen ähnelten sich da sehr.

Eine Charakterleistung des Volkes

Dass die Bundesrepublik auf das billige Gas von Putin verzichte und dafür jetzt Erschwernisse hinnehme, sei "eine Charakterleistung des Volkes". Doch würden die Bürgerinnen und Bürger jetzt alleine gelassen "Der Kanzler erklärt nicht, und er führt nicht", so Wüst zu seinem Publikum, das zumeist aus CSU-Parteigängern bestand.    

Dass neuesten Umfragen zufolge 69 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Zweifel an der Handlungsfähigkeit der Politik hätten, sei besorgniserregend. Das fundamentale Auseinanderfallen der Gesellschaft sei nur dadurch zu stoppen, dass man die demokratische Mitte stärke, so Wüst, der in Düsseldorf eine schwarz-grüne Koalition anführt. 

Sein interessantester Gedanke vielleicht: Es gehe nicht darum, dass die Menschen den Politikern vertrauten. "Wir müssen den Menschen wieder deutlich machen, dass sie in sich ihr Vertrauen setzen, in ihren Fleiß und ihre Gestaltungsfähigkeit", formulierte es der Westfale.

Mehr Tempo auch in der Migrationspolitik

Im Kleinen Kursaal streifte er die klassischen Themen. Bei der Migrationspolitik forderte er, dass mehr Länder zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden müssen. Vor allem aber sei Tempo gefragt. "Ich will nicht, dass uns Wähler mit einer Stimme für die AfD einen Denkzettel verpassen. Ich will nicht, dass die AfD Macht über unsere Zukunft und die meiner Tochter bekommt", formulierte es Wüst.   

Die Promi-Band heißt so, weil sie gerne vor Prominenten spielt: Am Montagnachmittag war es Hendrik Wüst (Mitte), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Foto: Gerhard Fischer | Die Promi-Band heißt so, weil sie gerne vor Prominenten spielt: Am Montagnachmittag war es Hendrik Wüst (Mitte), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Schnelle Antworten, die er bei der Ampel vermisse, gelte es auch wirtschaftspolitisch zu finden. Er höre fast täglich von Unternehmern in seinem Bundesland, denen in Texas ein Strompreis von 5 Cent garantiert wird auf Jahre hinaus. Mehr Tempo müsse es auch bei Genehmigungsverfahren geben. So schön demokratisches Mitspracherecht auch sei. Wenn 20 Jahre nichts passiere, sei das auch nicht gut. 

Abgrenzung zur AfD

Immer wieder folgt bei Hendrik Wüst die Abgrenzung zur AfD, die sich für eine christliche Partei gebiete. "Wir müssen ihr offener entgegentreten", so Wüst, der als Gewährsmann den Nazi-kritischen, westfälischen Bischof von Galen anführte. Am Ende sei konservatives Denken "Nichts Grundstürzendes", so der Redner weiter. Er halte es mit Adenauer: "Keine Experimente". Was Politiker nur müssten: brennen für dieses Land. So, wie es auch Markus Söder tue.  

Eine gute Stunde weilte Hendrik Wüst in der Kurstadt. Dann ging es weiter Richtung Flughafen für ihn. Für die CSU im Landkreis war der Nachmittag unweit vom Heilwassersee auf jeden Fall heilsam und stärkend.

In einer früheren Version dieses Artikels schrieben wir fälschlicherweise, dass Juliane Demar Bezirkstagskandidatin ist. Tatsächlich ist sie Landtagskandidatin auf der Liste der CSU. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

 
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