Ein Dorffest, bei dem kaum ein Einheimischer auf den Bänken sitzt? So etwas gibt es wohl nur im Weiler Rheinfeldshof, der zur Gemeinde Strahlungen gehört. Zum dortigen Vatertagsfest kommen jedes Jahr zwischen 1000 und 2000 Besucher – bis zu 50 Mal so viele, wie der Ort überhaupt Einwohner hat. Und weil dabei jede helfende Hand gebraucht wird, findet die meisten der rund 40 Rheinfeldshöferinnen und Rheinfeldshöfer am Vatertag eben eher am Zapfhahn, in der Grillbude oder an der Spülmaschine als auf den Bierbänken.
75 bis 90 Kuchen, 2.400 Liter Bier, 1.300 Würstchen: Die Mengen, die beim Vatertagsfest des Dorf- und Heimatvereins Rheinfeldshof an die Frau oder den Mann gehen, lesen sich spektakulär. Wie stemmt der Ort das, wo man doch immer wieder hört, dass es vielen Vereinen an Ehrenamtlichen mangelt? Und packen viele Rheinfeldshöfer bei dem Fest mit an? "Viele? Alle! Ich glaube, das klappt so gut, weil jeder weiß, dass er gebraucht wird. 'Frag mal jemand anderen', das geht hier nicht, weil der andere auch hilft", erzählt Harald Geis. Er ist der Vorsitzende des Dorf- und Heimatvereins und koordiniert am Samstag vor dem Fest den Aufbau.
Zum Vatertag in Rheinfeldshof helfen alle aus dem Ort
Inzwischen "rekrutieren" die Rheinfeldshöfer auch ihre Bekannten und Verwandten zum Helfen, beispielsweise für die Kuchen. "Da backt schon mal einer sechs oder sieben Stück", so Geis. Jedes Jahr würden außerdem Menschen einfach so Backwerk spenden. "Fragen Sie mich nicht, wo die alle herkommen. Die sagen einfach: 'Hier habt ihr Kuchen, weil es bei euch so schön ist.' Ich möchte mich an dieser Stelle einmal herzlich bei allen Spendern bedanken", sagt Harald Geis und lacht.
Er kann sich noch an das erste Vatertagsfest erinnern: "Das war vor über 30 Jahren, wir haben ganz klein mit zehn Biergarnituren angefangen, weil wir Geld für die Kirchensanierung brauchten." Das Fest habe sich bewährt. "Seit die Sanierung abbezahlt ist, investieren wir den Erlös jedes Jahr in ein anderes Projekt im Dorf – zum Beispiel in das Türmle über der Glocke hier, unsere Grillbude oder den Brunnen."
Fest in Rheinfeldshof verbindet die Generationen
Das Fest wurde laut Geis mit den Jahren immer größer. Und verbindet die Generationen, wie sich beim Zeltaufbau zeigt. Da steckt der Josef, der weder seinen Nachnamen, noch sein genaues Alter ("Ich bin schon über 70") in der Zeitung lesen will, mit dem zehnjährigen Julius Pfennig und seiner Schwester Annabell (8) Zeltstangen zusammen. Bruder Niklas (16) und Vater Alexander (40) helfen an anderer Stelle mit.
"Ich helfe immer gerne, weil es Spaß macht. Wir wohnen gleich nebenan", erzählt Annabell Pfennig, die sich wenig später mit Bruder Julius daran macht, die Theke zu putzen. Weiter links ziehen Männer gerade mit einem lauten "Hauruck" die Dachplanen auf das Festzelt.
Die Festbesucher kämen meist zu Fuß und mit Bollerwagen aus umliegenden Orten wie Strahlungen oder Rödelmaier, berichtet Harald Geis. Noch gut in Erinnerung hat er eine Gruppe Männer aus Hohenroth: Sie hatten sich aus mehreren Fahrrädern und einem Autogetriebe ein spezielles Fahrzeug zusammengeschweißt. Letztes Jahr habe sogar ein Mann aus Aschaffenburg angerufen und gefragt, ob das Fest stattfindet, erzählt der 57-Jährige.
Der idyllische Platz in Rheinfeldshof gefällt vor allem Familien
Dabei ist das Angebot in Rheinfeldshof aus Geis' Sicht nicht besonders außergewöhnlich. Getränke gibt es, Kaffee und Kuchen, Gegrilltes, "Stänglich" mit Mett oder Käse, Fischbrötchen, Brezeln, ein Pavillon mit "Kinderbelustigung", wie Geis es nennt. "Das Faszinierende für die Besucher ist sicher der idyllische Platz. Gerade jetzt, wo die Apfelbäume blühen. Und es liegt wohl auch an dem Tag selber, an dem generell viel gewandert wird", vermutet Geis.
Unter den Gästen seien stets viele Familien. "Die können ihre Kinder rennen lassen. Verkehr ist keiner, weil die Straße sowieso gesperrt ist", meint der 57-Jährige. Die Besucher seien wohl zufrieden, denn sie würden immer wieder kommen. Da können er und die anderen Rheinfeldshöferinnen und Rheinfeldshöfer sicher verschmerzen, dass sie wohl auch an diesem Vatertag wieder kaum Zeit haben werden, selbst auf den Bierbänken zu sitzen.
Das Vatertagsfest beginnt am Donnerstag, 18. Mai, um 11 Uhr auf der Festwiese in Rheinfeldshof.