
Den "Garten als grüne Oase" nutzen und einen "Magnet für die Innenstadt" schaffen – diese Wünsche wurden beim Auftakt der Planwerkstatt zum alten Marktheidenfelder Pfarrhaus genannt. In der dreitägigen Veranstaltung möchte die Stadt Ideen für die zukünftige öffentliche Nutzung des Gebäudes in der Obertorstraße sammeln. Drei Architektenteams entwickeln dabei Konzepte für eine öffentliche Nutzung.
Mit dabei sind die Architekten von gruber/hettiger/haus mit Sitz in Karlstadt und Marktheidenfeld, Harald Neu aus Darmstadt und das Marktheidenfelder Büro Georg Redelbach Architekten. Am Ende bewertet eine Jury die Ergebnisse, ein Sieger wird jedoch nicht gekürt – alle Teams erhalten ein festes Honorar. Die Entwürfe sollen der Stadt vorerst nur Ideen bringen, wie man das Areal nutzen kann. Im Anschluss kann sie eine konkrete Planung beauftragen.

Fest steht, dass die Stadt das Gebäude, das sie vor zwei Jahren gekauft hat, der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Eine öffentliche Nutzung ist auch die Voraussetzung der Regierung von Unterfranken, die den Grundstückserwerb und die Kosten für die Planwerkstatt fördert.
Pfarrgarten ist in gutem Zustand
Zum Auftakt der Planwerkstatt trafen sich am Donnerstagnachmittag Architekten, Jury-Mitglieder und einige Anwohner und Stadtratsmitglieder zur Besichtigung des Anwesens. Das Pfarrhaus, das aus dem Jahr 1781 stammt, wurde im Barockstil errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Zu dem Areal, für das die Architekten ein Konzept entwerfen sollen, gehören auch der Pfarrgarten und das Anwesen in der Herrngasse 2. Insgesamt ist die Fläche 1750 Quadratmeter groß.
Klein und verwinkelt sind die Räume im Erdgeschoss des Pfarrhauses und im Gegensatz zum Obergeschoss heruntergekommen. Die Räume im ersten Stock, die in jüngerer Vergangenheit als Wohnung vermietet waren, sind dagegen saniert. Sie haben einen schönen Holzboden; Kronleuchter und Stuck zieren die Decke. Die Dachterrasse bietet einen Blick in die Hinterhöfe und über den angrenzenden Pfarrgarten. Der ist dank der Arbeit des Bauhofs in gutem Zustand, die Wiesen sind gemäht und der Magnolienbaum derzeit in voller Blüte. Stark verfallen ist dagegen das ebenfalls zum Areal gehörende Anwesen in der Herrngasse 2.

Welche Wünsche die Gäste für die Nutzung des Anwesens hätten, wollte Thomas Wirth vom Landschaftsarchitektur-Büro arc.grün, das die Planwerkstatt betreut, nach der Besichtigung wissen. Besonders der Pfarrgarten hatte es den Gästen angetan, Stadträtin Birgit Fleischmann-Müssig sprach von einer "grünen Oase". Sie wünschte sich, dass die Stadt mit der Gestaltung des Areals einen "Magnet für die Innenstadt" schafft. Eine weitere Anregung war, das kleine Häuschen in der Herrngasse als Museum zu nutzen, um zum Beispiel Marktheidenfelds Vergangenheit als Fischerdorf darzustellen.

Privater Wohnraum soll nicht entstehen
Ob man das Anwesen nicht zum Teil als privaten Wohnraum vermieten könne, wurde ebenfalls ins Spiel gebracht. Das widerspreche allerdings der Idee der öffentlichen Nutzung, meinte Johannes Hemmelmann, der das Projekt als Städtebau-Referent der Regierung von Unterfranken betreut. "Wir können nichts mit Steuergeldern fördern, was dann nicht öffentlich genutzt wird", so Hemmelmann. Auch eine Teilsanierung finde er nicht realistisch, "entweder ganz oder gar nicht", meinte er.
Aus dem Publikum kam auch die Erinnerung an die knappe Haushaltskasse der Stadt, die solle man von Anfang mit bedenken. Die Haushaltslage sei ihnen allen bewusst, sie solle jedoch keine Bremse bei der Entwicklung von Ideen sein, meinte Bürgermeister Thomas Stamm.

Ob die Stadt schon Präferenzen hinsichtlich der Nutzung habe, wollte Architekt Harald Neu wissen. Grundsätzlich gebe es schon viele Ideen, meinte Stamm, allen gemeinsam sei die öffentliche Nutzung. Er sprach zum Beispiel die Musikschule, die Vhs oder die Touristinfo an, die er sich in dem Gebäude vorstellen könnte. Auch etwas Vergleichbares zu den Bürgerhäusern, die es in den Stadtteilen gebe, fände er gut. "Es ist wichtig, Frequenz in die Innenstadt zu bringen", meinte Stamm. Denn Geschäfte allein würden die Innenstädte nicht retten, so realistisch müsse man sein. Man müsse die Menschen deshalb in die Stadt bringen bzw. dort halten.