Erneut sollen die prognostizierten Gesamtkosten für den Neubau des Klinikums Main-Spessart in Lohr steigen: Eine genaue Zahl für die Verwirklichung des Mammutprojekts nannte Architekt Professor Linus Hofrichter (a|sh architekten) in der Sitzung des Kreistages am Donnerstagmorgen noch nicht. Im Raum steht nun aber eine Summe von rund 160 Millionen Euro.
Hintergrund ist, dass die Regierung von Unterfranken im Prozess der fachlichen Billigung nun Zweifel daran geäußert hat, ob sich das Projekt mit den vom Architekturbüro errechneten Kosten in Höhe von zuletzt rund 152 Millionen Euro verwirklichen lässt. Laut den Sitzungsunterlagen haben Landratsamt und Architekturbüro in einem Gespräch mit der Regierung Ende März festgestellt, dass es sich bei dieser Kalkulation um die "unterste Grenze des Machbaren" handelt. Die Berechnung stelle heute "keine auskömmliche Finanzierung des Gesamtprojektes" mehr dar.
Mit Preisniveau und Qualitätsstandards am "untersten Rand" geplant
Wie konnte es dazu gekommen? "Der Baumarkt ist völlig verrückt. Was die Preise angeht, aber auch was die Materialien angeht. Das sind Dinge, die wir alle nicht vorhersehen konnten. Und auch heute können wir nicht sagen, wie es in ein oder zwei Jahren aussehen wird", so Klinikreferent René Bostelaar. Architekt Linus Hofrichter betont: "Wir haben nie falsche Zahlen genannt." Zum Zeitpunkt der Kostenermittlung im Jahr 2021 seien diese richtig gewesen. Das Preisniveau und die Qualität der einzelnen Materialien seien allerdings "am untersten Rand" angesiedelt gewesen, da frühere "Bauherrenvertreter" einen sehr niedrigen Standard bestellt hätten. Die Regierung von Unterfranken gehe in ihrer Kostenermittlung hingegen von einer mittleren Preisklasse aus.
Hofrichter zieht dabei den Vergleich zu Lebensmitteln im Discounter und spricht von "Lidl-Preisen". Die Materialien, mit denen er kalkulieren musste, seien zwar günstiger, es könnten deswegen aber auch schneller Sanierungsmaßnahmen notwendig werden. Diesen Einwand hatte der Architekt wohl auch vorgebracht – doch er blieb ungehört.
Hofrichter rechnete schon 2019 mit höheren Kosten
Zu Beginn seiner Arbeit mit dem damaligen Leitungsgremium des Eigenbetriebs und dem Projektsteuerers PSB Wasner wurde Hofrichter eigenen Angaben nach mitgeteilt, dass die Gesamtkosten nicht 143 Millionen Euro überschreiten dürfen. "Man hat mich gezwungen, die Kostensumme einzuhalten." Er habe die Verantwortlichen zwar schon 2019 darüber in Kenntnis gesetzt, dass er die Kosten für den Klinikneubau auf 160 Millionen Euro schätze. Das wurde laut dem Architekten zu diesem Zeitpunkt aber ignoriert. Seitdem gab es sowohl im Klinikum als auch an der Spitze des Landratsamtes einen Führungswechsel.
Dass die Regierung nun darauf hingewiesen hat, dass es auch möglich wäre, die Preise noch einmal nach oben hin anzupassen, sieht Hofrichter als "ein Handreichen" der Behörde. In seiner Karriere habe er das noch nicht erlebt. "Normalerweise sagen Prüfungsbehörden: Es muss noch günstiger gehen." Seiner Einschätzung nach sollte der Landkreis diese Chance ergreifen. Als Vorteile nannte Hofrichter, dass die Bauunterhaltungskosten durch eine nachhaltige Materialwahl reduziert würden und dass vor allem eine höhere Fördersumme vom Freistaat in Aussicht steht.
Zusätzliche Förderung in Höhe von maximal 14 Millionen Euro
Diese Hoffnung teilen auch die Kreisverwaltung und die Klinikleitung. Zuletzt hatte die Regierung in einem Anhörungsschreiben förderfähige Kosten in Höhe von rund 102 Millionen Euro festgesetzt. "Grundsätzlich steht der fachlichen Billigung nichts mehr im Wege, aber die Regierung hat uns den Hinweis gegeben, dass es doch möglich sein könnte, mehr Fördergelder zu bekommen", erklärt Klinikreferent Bostelaar. Maximal geht es dabei offenbar um eine zusätzliche Förderung von etwa 14 Millionen Euro.
Aus diesem Grund soll der Architekt die Kosten noch einmal neu berechnen und plausibel erklären soll, weshalb die ursprüngliche Summe nicht genügt. Mit dieser neuen Rechnung will man im Mai dann noch einmal an die Regierung von Unterfranken herantreten. Bis Juli rechnet das Landratsamt mit einer Antwort der Regierung, wie hoch die Förderung dann tatsächlich sein soll.
Offen bleibt vorerst, wie hoch die neuen Gesamtkosten exakt sein werden und wie sich das auf die Eigenmittel auswirkt, die der Landkreis bereitstellen muss. Unklar ist auch, wie sich der Zeitplan des Projekts dadurch verzögert. Im vergangenen November stand noch ein möglicher Spatenstich für den Klinikneubau für Ende 2022 im Raum.
Die meisten Kreisräte stehen hinter dem Projekt
Am Donnerstag wurde der Kreistag zunächst nur über diese Entwicklungen informiert, eine Abstimmung über die neuen Kosten ist für Juli vorgesehen. Wie im Gespräch mit Landrätin Sabine Sitter (CSU) zu erfahren ist, würde es die Zukunft des Projekts gefährden, wenn der Kreistag diese ablehnen sollte. Dann gebe es keine fachliche Billigung und damit keinen Neubau. "Darüber muss sich jeder klar sein", so Sitter. Aus den Fraktionen war hauptsächlich positive Resonanz zum geplanten Vorgehen der Kreisverwaltung zu vernehmen. Fast alle Kreisräte, die sich zu Wort meldeten, befürworten trotz steigender Kosten weiterhin den Klinikneubau.
Sogar Christian Menig von der UGM, der vergangenes Jahr noch anregte, über einen Plan B für das zentrale Klinikum nachzudenken, betonte in der Sitzung nun, dass seine Fraktion zu dem Projekt stehe. Er forderte jedoch, dass im Juli konkrete Zahlen auf den Tisch kommen: "Dann müssen Ross und Reiter genannt werden." Erwartbare Kritik kam von AfD-Mann Kurt Schreck. Es würden durch das Projekt erhebliche zusätzliche finanzielle Belastungen auf Main-Spessart zukommen, so Schreck. "Wir sind jetzt schon der am meisten verschuldete Landkreis in Unterfranken." Wenn die Baukosten weiter "exorbitant steigen", müssten andere Projekte im Landkreis darunter leiden. Thorsten Schwab (CSU) erwiderte, dass Schreck keine Gegenvorschläge mache, sondern nur alles schlecht rede. "Kein Krankenhaus im Landkreis ist keine Alternative."
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels war die Rede davon, dass eine Abstimmung über die neuen Kosten im Juni vorgesehen ist. Das ist nicht korrekt. Die Abstimmung wurde für Juli in Aussicht gestellt.
Der Neubau von einem Krankenhaus stecken alle die Köpfe in den Sand. Am besten wäre es, die Krankenhäuser in Karlstadt und Marktheidenfeld wieder zu öffnen.
Man kann es nicht verstehen, dass man in MSP nichts auf die Beine bekommt.
Das liegt an der unsinnigen Vorschrift das "wirtschaftlichste" Angebot nehmen zu müssen.
Billig ist aber meistens eben NICHT wirtschaftlich.
Und ist so ein Vorhaben erst einmal begonnen wird es auch durchgezogen, koste es was es wolle.
" Von Dilettanten und Amateuren umgeben " .
Wie blauäugig haben die Verantwortlichen im Kreistag und im Werksauschuss gehandelt
und warum müssen immer die anderen auf die Fehler und Mängel hinweisen ? ? ?
Hat den keiner die Kosten einmal auf eine reale Umsetzung überprüft ? ? ?
Und dann die ganzen Aussagen : Plan B gibt es ja gar nicht , oder unser Landtagsabgeordneter welcher mit seiner Partei das Ganze in die Wege geleitet hat .
Hauptsache wir schließen erst einmal alles und eiern jetzt schon jahrelang herum,
bis es überhaupt zu einem Baubeginn kommt.
"Am Schluss wird dann sowieso immer wieder alles teurer als mal veranschlagt war.
In diesem Fall prognostiziere ich mal das von den ursprünglich 140 Mio. so an die 300 Mio.rauskommen werden (Endabrechnung).
Auch wird sich sicherlich die Bauzeit um 1 1/2 bis 2 Jahre verlängern."
Warten wir's ab.