
Im September und Oktober hatten sich die Erlöszahlen für das Klinikum Main-Spessart positiv entwickelt. "Jetzt wird wieder ein Knick kommen", kündigte Klinikreferent René-Alfons Bostelaar am Mittwoch in der Sitzung des Werkausschusses den Kreisräten an. Weil aufschiebbare Operationen wegen der vierten Welle der Corona-Pandemie verlegt werden, werde dies zu wirtschaftlichen Einbußen führen. "Von einem neuen Rettungsschirm habe ich bis heute nichts gehört."
Die Aussichten sind laut Bostelaar nicht rosig: "Die Zahl der behandelten Covid-Patienten des vergangenen Jahres wird in diesem Jahr übertroffen werden." Leider habe das Klinikum nur wenige Intensivbetten. Diesen Engpass werde erst der Neubau lösen. In den Kreisseniorenzentren liege die Impfquote bei 95 Prozent, das Boosten sei hier abgeschlossen, während es beim Klinikpersonal noch laufe. Probleme mache der fehlende Impfstoff.
Spatenstich am Neubau doch noch im Jahr 2022?
Zum Klinikneubau in Lohr berichtete der Klinikreferent, dass die Pläne nun zum dritten Mal zur fachlichen Billigung an die Regierung von Unterfranken überreicht wurden. Gegenüber den ersten Entwürfen waren "Kleinigkeiten" nachzubessern. Bostelaar: "Ich bin guter Dinge, dass das jetzt durchläuft." Im kommenden Jahr soll die 800 Meter lange Zufahrtsstraße gebaut werden, vielleicht könne dann Ende 2022 der erste Spatenstich für die Klinik selbst erfolgen.
"Das Drama war, dass an der Regierung die Gutachter gewechselt haben und sich komplett neu einarbeiten mussten." Dadurch habe man eineinhalb Jahre verloren. Die Kostenschätzung liege für den Neubau bei 152,4 Millionen Euro. Das sei angesichts explodierter Baumarktpreise aber mit Vorsicht zu genießen. Erfreulich sei immerhin, dass die förderfähige Summe auf rund 106 Millionen Euro gewachsen ist.
Einstimmig beschlossen hat der Werkausschuss eine Änderung der Geschäftsordnung für die Leitung des Eigenbetriebs Klinikum. Aus den Reihen der Chefärzte war der Wunsch geäußert worden, dass die Amtszeit des Ärztlichen Direktors und des Stellvertreters aufgrund der hohen Belastung auf drei Jahre begrenzt werden sollte. Diesem Wunsch kamen die Kreisräte nach.
Modulbau für die Akutgeriatrie am Krankenhaus in Lohr
Einstimmig fiel auch die Beschlussempfehlung an den Kreistag, den Neustadter Architekten Jochen Harth weiter mit der Planung für den etwa 40 Betten bietenden Modulbau für die Akutgeriatrie zu beauftragen. Die Abteilung zieht von Marktheidenfeld nach Lohr um und benötigt bis zur Fertigstellung des Klinikneubaus eine Übergangslösung. Zugleich soll die Verwaltung prüfen, ob sich hier auch Platz für die KVB-Praxis finden lässt.
Für die Interimslösung sind etwa vier Millionen Euro im Gespräch. Landrätin Sitter nannte mehrere Gründe, weshalb sich diese Lösung trotzdem rechne: Die Akutgeriatrie gehöre ans Akutkrankenhaus, es sei eine bessere Diagnostik möglich, die Patientenströme können sich auf Lohr einpegeln und nicht zuletzt gehe es darum, das Personal am gesamten Klinikum zusammenzufassen und ein "Team Klinikum MSP" wachsen zu lassen.
Hubschrauber landet schon jetzt meist im Nägelseegelände
Ob man die Module nicht auch mieten könne, fragte Walter Heußlein (CSU). Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm (UGM) riet nach seinen Erfahrungen bei der Feuerwache dringend davon ab – bei einer längeren Nutzung rechne sich immer ein Kauf. Heußlein wollte noch wissen, ob es Probleme wegen des Hubschrauberlandeplatzes am Krankenhaus gebe, der wegen der Module wegfalle. Aber sowohl Klinikreferent Bostelaar wie auch der Ärztliche Direktor Matthias Schneider konnten ihn beruhigen: Der Hubschrauber lande schon jetzt meist auf dem Sportplatz im Nägelseegelände. Das sei von der Überstellzeit unbedenklich.
Mit Blumen und Wein dankte Landrätin abschließend Pflegedirektorin Gabriele Frings, die in den Ruhestand tritt, sowie dem Ärztlichen Direktor Schneider, der diese Funktion demnächst abgibt, für ihre großartige Arbeit in den vergangenen Jahren.
In den nichtöffentlichen Teil der Sitzung verlegt hat der Werkausschuss auf Antrag von Gerhard Kraft (Grüne) die Entscheidung über das Anwesen Friedensstraße 10 in Gemünden, für das der Kreis ein Vorkaufsrecht hat. Mario Paul (Grüne) verwies darauf, dass sich eine öffentliche Diskussion wertbildend auswirken könne, also berechtigte Interessen von Dritten berühren könne.