Eben noch hatte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Gerhard Kraft, in der Kreistagssitzung bezüglich der Landkreisentwicklung einen Abschied vom "Altlandkreis- und Kirchturmdenken" gefordert, da machte Christian Menig von der UGM ein großes Fass auf: Man solle einen Plan B für das Klinikum andenken. "Erweitern wir Lohr am Standort mit einem Bettenhaus und weiteren medizinischen Notwendigkeiten und lassen den Standort Marktheidenfeld wieder aufleben", so sein Vorschlag. In AfD-Sprecher Kurt Schreck, ebenfalls im Altlandkreis Marktheidenfeld daheim, fand er sogleich einen Unterstützer.
Dass die Corona-Pandemie das Klinikum und seine Senioreneinrichtungen nicht nur personell herausfordert, sondern auch wirtschaftlich gewaltig beutelt, darüber bestand Konsens in der Kreistagssitzung am Freitag in der Main-Spessart-Halle in Marktheidenfeld. Durch die Bank lobten die Fraktionssprecher den Einsatz des Personals im vergangenen Pandemie-Jahr. Die Leistung und das Durchhaltevermögen seien beeindruckend. Durch die Bank schallte auch der Ruf nach einem weiteren Rettungsschirm des Staates für die Kliniken, die wegen Covid-19 ihre Ziele weder bei der Belegung noch bei den Operationen erreichen konnten. Bleibt er aus, beläuft sich das Defizit beim Eigenbetrieb Klinikum auf 9,1 Millionen Euro – das mochte sich niemand vorstellen. Es hätte für den Landkreis, so SPD-Fraktionschef Sven Gottschalk, "gravierende Auswirkungen auf die Haushalte der kommenden Jahre".
Höfling: Pflegezentrum und Ärztehaus kombinieren
Fraktionsvorsitzender Walter Höfling erinnerte an den CSU-Antrag, "zur angemessenen Wahrnehmung der Bauherrenaufgaben des Landkreises, beim Neubau eines zentralen Klinikgebäudes in Lohr, einen Kümmerer zu bestellen". Auch wenn Klinikreferent René Alfons Bostelaar das nicht so zu sehen scheine, bleibe die Forderung ein Gesprächsthema. Einen "Durchbruch in der Nachnutzung des Hauses in Marktheidenfeld" sieht Höfling, wenn es gelänge die Entwicklung eines Regionalen Gesundheits- und Pflegekompetenzzentrums (RGPZ) mit einem Ärztehaus in privater Trägerschaft zu kombinieren. Das könne ein Pilotprojekt für Bayern und Deutschland werden, meinte er.
"Zu kurz gekommen" beim Masterplan für das Klinikum ist den Freien Wählern der Bereich Seniorenheime, "obwohl er sehr brisant ist." Kritik übte Fraktionssprecherin Brigitte Riedmann auch am Stellenplan. "Allein insgesamt 50 Mitarbeiter in der Zentralverwaltung halten wir für sehr üppig." Noch viel Klärungs- und Redebedarf sah Riedmann bei der beabsichtigten Überführung des Eigenbetriebs in ein Kommunalunternehmen. Das sei für die FW "inzwischen kein Selbstläufer mehr".
1,05 Millionen Euro an Rückforderungen in Karlstadt
Einen genaueren Blick auf die Nachnutzung der Krankenhausstandorte in Karlstadt und Marktheidenfeld warf Gerhard Kraft (Grüne). Was nach der Auflösung des Akutkrankenhauses in Karlstadt die staatliche Rückforderung von Fördermitteln anbelange, so herrsche nun Klarheit und es seien 1,05 Millionen Euro im Haushalt eingestellt. Kraft freute sich, dass der Umbau läuft, hoffte aber "dass dort am Ende etwas entsteht, das unseren Bemühungen mit dem Neubau Klinikum nicht entgegensteht".
Die Rückfordung von einst gewährten Förderungen müsse man auch in Marktheidenfeld im Blick haben, mahnte der Grünen-Sprecher. Als ersten Baustein einer sinnvollen Nachnutzung wertete er die Umsetzung eines RGPZ. Wie andere Redner forderte er Sondersitzungen zum Masterplan, der auch mit dem gesamten Personal des Eigenbetriebs kommuniziert werden müsse.
Ambulantes Operieren und Spiegelungen ermöglichen
Auf ein bis zwei Millionen Euro schätzte Gerhard Thumes (Freie Bürger) die staatlichen Rückforderungen auch für Marktheidenfeld. Zwei Forderungen formulierte Thumes bezüglich der Nachnutzung: Ambulantes Operieren in einem reaktivierten OP-Saal und das Ermöglichen von Magen- und Darmspiegelungen, um weitere Abwanderungen von Patienten nach Würzburg oder Wertheim zu verhindern.
Menig: Wie viele Leuchtturmprojekte verträgt der landkreis?
Dunkle Wolken an den Finanzhimmel des Landkreises malte UGM-Fraktionschef Christian Menig. Er sah angesichts der vielen Projekte "Schulden im dreistelligen Millionen-Bereich vorgezeichnet". So sei es "sehr, sehr mutig", was mit dem Klinikneubau in Lohr geplant sei. So habe der Kreis bereits sechs Millionen Euro allein für Planungen ausgegeben. Menig stellte die Frage, wieviele Leuchtturmprojekte der Landkreis überhaupt vertrage und sagte: "Daher sollte man wenigstens einen Plan B objektiv andenken." Zu deutsch: Lohr am alten Standort erweitern und Marktheidenfeld reaktivieren. Menig: "Das Schlimmste wäre, der Klinikneubau wächst uns über den Kopf und wir haben alle anderen Möglichkeiten vergeben."
AfD-Sprecher Kurt Schreck knüpfte da an und sprach davon, dass das auf inzwischen 156 Millionen Euro veranschlagte Klinikum erhebliche Risiken berge. Schreck bezweifelte, dass die bisher vorgestellten Pläne für Marktheidenfeld funktionieren; er forderte eine Wiederbelebung des Klinikbetriebes in Marktheidenfeld, auch um hohe Rückforderungen zu verhindern. Was ihn ärgert: "Seit sechs Jahren wird über die Nachnutzung diskutiert und es ist bis heute kein Stückweit vorangegangen."
Kurz machte es die fraktions- und parteilose Kreisrätin Michaela Schwab. Sie stimme den vorgelegten Plänen zu. "In solch schwierigen Zeiten muss man zusammenhalten." Jürgen Lippert (FW) monierte einmal mehr die "dürftigen Begründungen" für die Stellenmehrungen beim Klinikum. Es sei "sehr fraglich wie hier vorgegangen wird". Letztlich stimmte aber auch er für den Wirtschafts- und Stellenplan des Eigenbetriebs. Lediglich die zwei Kreisräte der AfD stimmten dagegen.
Aber einen Testballon kann man ja mal starten. Einige sind ja auch angesprungen!
Wenn man die gesamten Projektkosten betrachtet und die zukünftig zu erwartenden Kreishaushalte gegenüberstellt brauchen wir nicht nur Plan-B sondern auch Plan–C.
Und wird das ganze Projekt dann mit der bisherigen Geschwindigkeit und Kompetenz umgesetzt, sind wir bei Fertigstellung wahrscheinlich bei 0.2 Mrd. Euro!!!!!
Diese Zahlen sollten so manchen Schlafwandler in Klinikleitung, aber vor allem im Landratsamt und Kreistag im wahrsten Sinne die Augen öffnen.
Wer soll das bitte bezahlen? Aber doch bitte nicht die 2 Gemeinden aus dem südlichen Landkreis, die mit ihrer Kreisumlage die letzten Jahre immer wieder den Landkreis über Wasser gehalten haben. Und die anderen haben nix in der Tasche aber spucken gerne große Töne!!!
KAR bezahlt lediglich 7 Mio weniger als MAR, Lohr sogar nur 1,5. Wo soll da MAR der Zahlmeister sein? Soll das ein Argument sein ein Krankenhaus, noch dazu am denkbar ungünstigsten Standort, kostspielig aufrecht zu erhalten?
Anstatt jedem Kommentar hier sinnbefreit zu antworten sollten Sie diese erst richtig lesen oder noch besser... einfach mal schweigen!!
Nein, hier geht es letzlich um die Frage der Finanzierung und mögliche Alternativen, weil sich der Landkreis finanziell erheblich übernimmt.
Der Link und Ihre Erläuterung vergleicht Äpfel mit Birnen. Das ist der geplante Haushaltsentwurf für 2021 mit der dementsprechenden Kreisumlage. Ich spreche von der bisherigen Kreisumlage inkl. der Nachzahlungen vergangener Jahre!!!
Aber was passendes dazu ganz nebenbei... MAR wird 2022 alleine voraussichtlich 20-22 Mio. Euro an Kreisumlage zahlen, bin mal auf den Rest gespannt.... anscheinend dann doch irgendwie immer Zahlmeister :=)
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/marktheidenfelds-finanzen-die-talfahrt-ist-schon-abzusehen-art-10520832
140 Mio waren veranschlagt.
Bei 156 sind wir jetzt schon.
Und bis Fertigstellung sage ich mal um die 300 Mio voraus.
Auch die Bauzeit wird sich sicherlich um 1 bis 2 Jahre verlängern
Es spricht auch nichts gegen ein Toplösung , wenn sie da wäre und definitv nicht vor 2025 zu realisieren ist .
Man hat sich auf Beraterfirmen und Statistiken verlassen und nicht die Bürger befragt .
Diese hätten da sicherlich anders entschieden !
passende Alternative.
Nachdem sich die andere Parteien in dieser Hinsicht im Tiefschlaf befinden , keine eigene
Meinungen oder Lösungen vorstellen , gibt es mit der UGM wenigstens eine Partei , welche die Interessen der Bürger vertritt.