"Die Ausgaben steigen schneller als die Einnahmen", erklärte der Karlstadter Kämmerer Ralf Liebl zur Entwicklung der städtischen Finanzen. Die Verschuldung der Stadt könnte sich in den kommenden Jahren von derzeit rund fünf Millionen auf knapp acht Millionen Euro im Jahr 2025 erhöhen, skizzierte er in der Sitzung des Bauausschusses den "worst case", also den schlimmsten Fall.
Daran seien aber nicht nur die Preissteigerungen bei Strom, Versicherungen und Kreisumlage schuld, sondern auch die umfangreichen Vorhaben der Stadt. Der Kämmerer nannte als Beispiel den an der Eußenheimer Straße vorgesehenen Kindergartenneubau. Statt von ursprünglich drei bis vier Millionen Euro Kosten gehe man jetzt von insgesamt rund acht Millionen aus. In der Summe enthalten ist auch der Umbau der Eußenheimer Straße, der wohl mit fast einer Million Euro zu Buche schlagen wird und für den es keinen Zuschuss geben wird. Bürgermeister Michael Hombach erklärte, zwischen den beiden Kreiseln werde die Eußenheimer Straße für den Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr ausgebaut. Für die Kindertagesstätte selbst werden gut vier Millionen Euro Förderung erwartet.
Restliche Altstadtgassen werden angegangen
Eine weitere Großinvestition ist der Wohnungsbau im Stationsweg. Wenn die beiden in den 1960er Jahren errichteten Wohnblocks abgerissen und durch neue ersetzt sind, werde die Stadt knapp zehn Millionen Euro in den Wohnungsbau gesteckt haben, nachdem sie auf diesem Gebiet jahrzehntelange nichts investiert hatte. Die Förderung liegt bei 3,2 Millionen Euro. Der Abriss ist allerdings noch nicht beschlossen.
Dringendst, so Hombach, seien auch die Gassen im letzte Altstadtquartier endlich zu sanieren – ehe man sich schon wieder um die zuerst sanierten Gebiete kümmern muss. Für die nordöstliche Altstadt sind heuer 120 000 Euro und in den Folgejahren jeweils 400 000 beziehungsweise 300 000 Euro vorgesehen.
Es werde aber auch auf manches verzichtet, was wünschenswert wäre, so der Bürgermeister. So könnte der Katzenturm mal wieder einen neuen Anstrich vertragen, weil sich an der Fassade "rote Nasen" gebildet haben. Das aber würde 80 000 Euro kosten. Das Foyer des neuen Rathauses bietet genug Platz, um dort vier Büros einzubauen. Indem dann bisher extern angemietet Büroräume nicht mehr nötig sind, wird die Stadt diese Miete sparen.
Die Sirenen werden umgerüstet
Schlaglichtartig ging der Kämmerer auf weitere Investitionen ein, darunter die für die Feuerwehren. In den mehr als 400 000 Euro, die heuer für die Feuerwehren eingeplant werden, sind 325 000 Euro für das neue Löschgruppenfahrzeug der Stettener Wehr enthalten. Für Karlburg und Karlstadt sind in den kommenden beiden Jahren Mannschaftstransportwagen vorgesehen, danach für Stadelhofen ein Tragkraftspritzenfahrzeug.
255 000 Euro werden heuer für die Umrüstung der Sirenen anfallen. Diese werden nicht mehr mechanisch funktionieren, sondern per Lautsprecher, mit denen dann auch Ansagen übertragen werden können. Stadtrat Edgar Ehrenfels monierte, die neuen Sirenen seien mit einem Schlag sehr laut, während die mechanischen erst anlaufen mussten. Dies lasse sich nicht ändern, lautete die Auskunft aus der Stadtverwaltung.
Karlstadt soll "smart" werden. Dazu zählt die Einrichtung digitaler "Schaukästen" der Stadt. Damit werden Wege und Zeit gespart, denn es muss niemand mehr Zettel im gesamten Stadtgebiet aushängen. 80 000 Euro sind für die elektronischen Schaukästen angesetzt.
Ortsumgehung Wiesenfeld hoch bezuschusst
Einen kurzen Widerspruch provozierte der Kämmerer mit seiner Feststellung, der Bau der Umgehungsstraße von Wiesenfeld sei aufgrund der hohen Zuschüsse "weitgehend kostenneutral". Bei Gesamtkosten von 12,7 Millionen Euro wird die Förderung 11,35 Millionen Euro betragen. Stadtrat Eugen Köhler wandte ein, dabei sei korrekterweise zu berücksichtigen, dass die Stadt für die Umgehung rund 20 Hektar Fläche im Wert von knapp 900 000 Euro zur Verfügung stellt.
Die Veränderungen kommen allerdings auch aus der zukünftigen globalen Wirtschaftausrichtung. Produkte und Lieferketten innerhalb Europas haben einfach ein anderes Preisschild als "Made in China." Daran muss sich jeder gewöhnen.