Die beiden städtischen Wohnblocks mit den Adressen Stationsweg 30 und 32 sollen abgerissen und durch neue ersetzt werden. So ausdrücklich hat es der Bauausschuss des Karlstadter Stadtrats zwar nicht beschlossen, aber das ist die logische Folge aus seinem Beschluss in der Sitzung vom Dienstagabend.
Einstimmig votierten die Stadträte dafür, dass "für die Ersatzneubauten ein gemeinsames VgV-Verfahren für die Architektenleistung" durchgeführt werden soll. Was ist ein VgV-Verfahren? VgV ist die Abkürzung für Vergabeverordnung. Da die Architektenleistung voraussichtlich den gesetzlich festgelegten Schwellenwert von 214 000 Euro schon alleine für einen der beiden Wohnblocks überschreitet, muss dieser Planungsauftrag der öffentlichen Hand öffentlich ausgeschrieben werden.
Ursprünglich wollte die Stadt Karlstadt die Wohnblocks im Stationsweg sanieren. Die Sanierungskosten für den Wohnblock im Stationsweg 32 hat das Planungsbüro Amthor mit 3,9 Millionen Euro berechnet. Abriss und Neubau dagegen würden nur 3,4 Millionen kosten und wären damit wirtschaftlicher. Zu dieser Kostenermittlung wurden die Daten vom derzeit im Bau befindlichen Wohnblock Stationsweg 28 herangezogen.
Neubau als "Blaupause"
Mit der Regierung von Unterfranken wurde besprochen, dass der Neubau von beiden Wohnblocks gemeinsam geplant werden soll. Damit werde man Planungskosten sparen, so die Stadtverwaltung. Das damit beauftragte Planungsbüro könne dann die Gesamtgestaltung und die versorgungsmäßige Anbindung der Neubauten in Einklang bringen.
Stadtrat Eugen Köhler fragte, auf welcher Grundlage der Kostenvergleich zwischen Sanierung und Neubau zustande gekommen sei. "Wurde da sauber gerechnet?" Bauabteilungsleiter Marco Amrhein bejahte dies. Hier sei solide gerechnet und das Ergebnis auch der Regierung von Unterfranken vorgelegt worden. Für den Neubau habe man mit dem Block im Stationsweg 28, der kurz vor der Vollendung steht, eine "Blaupause", kenne also die wirklichen Kosten sehr genau.
Stadtrat Horst Wittstadt befürchtet, dass Karlstadt mit den Neubauten billigen Wohnraum verliert. Bürgermeister Michael Hombach hielt dem entgegen, dass der günstige Mietpreis mit hohen Betriebskosten – sprich: Heizung – für die Mieter zusammenhängt. Die deutlich geringeren Nebenkosten in den Neubauten würden die höhere Miete zum großen Teil ausgleichen. Amrhein ergänzte, dass auch die Stadt bisher bei diesen beiden Gebäuden hohe Unterhaltskosten hat.
Alle Wohnungen barrierefrei
Vor der Sitzung hatten sich die Stadträte des Bauausschusses auf der Baustelle von Stationsweg 28 umgesehen. Planer Rüdiger Amthor sagte, Ende November werde der Bau fertig. Im oberen Stockwerk sind die Bäder bereits gefliest. Die zwölf Sozialwohnungen sind allesamt barrierefrei, also mit dem Aufzug zu erreichen und mit großen Bädern ausgestattet. Die Zweizimmerwohnungen haben 60, die Dreizimmerwohnungen 75 Quadratmeter.
Von den Laubengängen im Westen gelangt man jeweils über die Außentüren in die Wohnungen. Die Schlaf- und Wohnräume sowie die Balkone sind zum ruhigeren Osten hin orientiert. Die Wände bleiben roh, sodass die Mieter sie jeweils nach ihren Vorstellungen gestalten können. Energetisch erfüllt das Gebäude den KfW-Standard 55. Die Außenhülle besteht monolithisch aus Hochlochziegeln, also ohne zusätzlich aufgeklebte Dämmung. Ab einer gewissen Feuchtigkeit wird in den Bädern die Luft automatisch nach außen geblasen. Frische Luft strömt über Fensterfalzlüftungen nach. Beheizt wird das Gebäude mit Holzpellets. Die Heizung soll später auch das Nachbarblock mit heizen.
In der Bauausschusssitzung wurden die Tiefbauarbeiten für die Außenanlagen an die Firma Zöller-Bau (Lengfurt) vergeben. Sie war mit 107 000 Euro günstigster Anbieter.