"Die Gefährdung ist generell gerade sehr hoch, weil es einfach wahnsinnig trocken ist", sagt Wolfgang Grimm. Er leitet den Bereich Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt. Die Waldbrandgefahr hat inzwischen im ganzen Landkreis die höchste Warnstufe erreicht. Dennoch gibt es besonders gefährdete Stellen: Vor allem in lichten Nadelholzwäldern mit vielen Kiefern oder Fichten, durch die die Sonne hindurch scheint, liegt viel trockenes Holz, Reisig und Gras herum. Dort ist das Risiko für einen Brand laut Grimm deutlich erhöht, denn das verdörrte Gras entzünde sich extrem schnell, da reiche oft ein kleiner Funke.
In Main-Spessart gilt das vor allem für den südlichen Teil des Landkreises und die Fränkische Platte rund um Gemeinden wie Steinfeld oder Urspringen. "Besonders betroffen sind auch die südlichen und westlichen Waldränder, auf die die Sonne fast den ganzen Tag hinbrennt", so Grimm.
Etwas weniger angespannt ist die Lage hingegen im nördlichen Landkreis Richtung Sinntal und in den Buchenwäldern des Hochspessarts. Die Baumkronen sind hier dichter, sodass die Sonneneinstrahlung geringer ist und der Boden sich nicht so stark aufheizt, erklärt Grimm. Zwar gibt es auch in den Spessartwäldern vereinzelt Flächen mit Kiefern, aber der Großteil seien Buchen und Eichen. Doch auch hier könne es durch die derzeitige Trockenheit natürlich schnell zu einem Brand kommen, so Grimm. Erst am Dienstagabend gab es einen kleinen Waldbrand zwischen Mühlbach und Stadelhofen, in dem vornehmlich Eichen und Buchen stehen.
Angesichts der anhaltenden Hitze und dem ausbleibenden Regen stellt man sich beim AELF auch in diesem Jahr bereits auf große Dürreschäden in den Wäldern des Landkreises ein. "Der Wasservorrat ist noch nicht ganz am Ende, aber die Bäume fangen langsam an, Durst zu leiden", erklärt Grimm. Das große Problem liege darin, dass die Natur in den vergangenen Jahren immer mit einem Wasserdefizit in die warme Jahreszeit gestartet sei. "2018 war es am schlimmsten, aber auch das vergangene Jahr war nur eine kurze Verschnaufpause", so Grimm.
Der Forstexperte hebt allerdings hervor, dass der Landkreis Main-Spessart angesichts der hohen Waldbrandgefahr generell gut aufgestellt sei: "Wir haben hier mit den Freiwilligen Feuerwehren noch ein gut funktionierendes System." Vor allem im Vergleich zu Südeuropa, wo derzeit eine Hitzewelle und viele Brände wüten, sei das ein großer Vorteil. Dort seien die Brandbekämpfer nicht so gut ausgerüstet. Außerdem sind Grimm zufolge die meisten unserer Wälder sehr gut erschlossen und über breite, gut befestigte Wege zugänglich. "So können die Feuerwehrfahrzeuge den Wald auch gut erreichen", so Grimm.
Aktion "Red Farmer" setzt auf die Landwirte als schnelle Hilfe bei der Brandbekämpfung
Das bestätigt auch Benedict Rottmann vom Kreisfeuerwehrverband Main-Spessart: "Die Feuerwehren sind einsatzbereit, spezielle Vorkehrungen werden nicht getroffen." Um im Ernstfall schnell an genügend Wasser zum Löschen zu gelangen, hat der Feuerwehrverband vor kurzem die Aktion "Red Farmer" ins Leben gerufen. Landwirtschaftliche Betriebe können dabei ihre Wasser-Güllefässer online registrieren, damit diese bei einem Brand in der Nähe schnell angefordert werden können. Denn die Wasservorräte, die die Feuerwehrleute bei sich haben, sind begrenzt und die schnelle Verfügbarkeit im Notfall entscheidend.
Nicht nur die Waldbrandgefahr beschäftigt die Feuerwehren derzeit, auch auf den Feldern ist die Lage angespannt. Die Erntezeit ist in vollem Gange und in den vergangenen Tagen sind bereits auf einigen Feldern kleine Brände ausgebrochen, unter anderem bei Ansbach. Dort liegt das Problem vor allem bei den Erntemaschinen, die zum Beispiel an einem Stein hängen bleiben und durch einen Funken die trockenen Felder in Brand setzen. "So ein Feldbrand breitet sich dann in Sekunden aus", sagt Rottmann.
Die größte Gefahr geht momentan jedoch von den Menschen selbst aus. "Ein Waldbrand entsteht nicht von alleine", sagt Rottmann. In den meisten Fällen sei der Mensch der Auslöser, der unbedacht zum Beispiel einen Zigarettenstummel ins Gras werfe oder sein Auto mit heißem Motor auf trockenem Untergrund parke. "Jede Zigarette kann ein Inferno auslösen", warnt der Kreisbrandmeister und appelliert eindringlich an alle Menschen, in diesen Tagen besondere Vorsicht walten zu lassen.
Richtiges Verhalten bei hoher Waldbrandgefahr
- Das Rauchen ist zwischen März und Oktober im Wald grundsätzlich verboten
- Keinerlei Feuer im Wald oder auf Wiesen entzünden
- Glasflaschen, Scherben oder anderen Müll wie Folien oder Dosen nicht herumliegen lassen
- Heißgelaufene Fahrzeuge nicht auf verdörrtem Gras parken