
Auf dem Boden liegt eine zerbrochene Vase. Das entspreche der Stimmung der Kunst- und Kulturschaffenden im Corona-Lockdown, erklären die beiden Würzburger Künstler Christian Schlosser und Simon Schacht ihre Bildsprache: "Dies spiegelt die erschwerten Bedingungen wider, denen die Kulturszene derzeit ausgesetzt ist."
Ihre fünf Meter hohe "illustrative Installation auf drei Ebenen" steht derzeit in der Marktheidenfelder Kirche St. Josef. Für Pfarrer Hermann Becker, Leiter der Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius am Spessart, sind Kunst und Religion verbunden: "Beide haben keinen leichten Stand in der Coronazeit und ringen um Aufmerksamkeit, denn beide haben den Menschen etwas zu sagen."
Kirche als geeigneter Ort, um Kunst zu zeigen
Da Ausstellungsräume, in denen Kunst gezeigt werden könnte, geschlossen seien und in der weiterhin geöffneten Marktheidenfelder Kirche zuweilen auch Kunst ausgestellt werde, sei sie ein geeigneter Ort, um das Kunstwerk ein weiteres Mal zu zeigen. Denn "Kultura", so der Name, stand bereits in der Johanniskirche in Würzburg. Die Stadt hatte die Künstler mit einem Corona-Kulturförderprogramm unterstützt, was deren Materialkosten deckte.
Zwar hätten die Künstler die Installation nach der Weihnachtszeit wieder in der Würzburger Kirche aufstellen können, doch wäre es für sie schwierig gewesen, die einzelnen Teile zu transportieren und zwischenzulagern. "Wenn wir das Werk selbst irgendwo eingelagert hätten, wäre es wahrscheinlich nie mehr aufgebaut worden", vermutet Schlosser.
Der gebürtige Marktheidenfelder lebt heute in Würzburg, wo er an der Hochschule Kommunikationsdesign studierte. Dabei lernte er Simon Schacht kennen und seitdem arbeiten die beiden 32-Jährigen zusammen. Als Künstlerduo nennen sie sich "Ate" nach der Göttin des Unheils und der Verblendung in der griechischen Mythologie.
Kunstwerk soll in der Krise Hoffnung machen
Als klar war, dass "Kultura" nach drei Wochen in Würzburg abgebaut werden muss, sprachen Schlossers Eltern den Marktheidenfelder Pfarrer an und er war einverstanden, es in St. Josef zu zeigen. "Mitglieder der Kirchengemeinde haben das Kunstwerk dann gleich abgeholt und so lange bei sich zwischengelagert, bis wir es aufbauen konnten", sagt Schlosser.

Die Künstler wollen zeigen, dass es trotz aller Rückschläge und Einschränkungen während Corona Hoffnung gebe. Aus den Scherben der zerbrochenen Vase lassen sie Blumen wachsen. Dass die Kultur, dargestellt als Frau, kreativ und vielfältig ist, deuten Schallplatte, Buch und Pinsel an. Kunst und Kultur müssten trotz Corona stattfinden, denn sie seien "für eine gebildete und zivilisierte Gesellschaft absolut wichtig", sagt Schacht.
Die Corona-Krise schränkt derzeit auch die beiden ein. Aktionen im freien Raum, Veranstaltungen, Workshops für Kinder und Jugendliche oder Kunstfestivals fielen im vergangenen Jahr aus. Schlosser gibt freilich zu: "Was die Arbeit angeht, ist der Einschnitt glücklicherweise für uns nicht allzu stark. Wir sind nicht nur als freie Künstler tätig, sondern nehmen auch Aufträge im grafischen Bereich an und arbeiten dabei oft digital."
Künstlerduo hat Wände in Würzburg gestaltet
So entwarfen sie unter anderem T-Shirts, Visitenkarten, Plattencover oder Etiketten für Craftbier und ließen in Würzburg große Wandgemälde, sogenannte Murals, entstehen. Sie sind an der Sporthalle des Dag-Hammarskjöld-Gymnasiums im Stadtteil Frauenland und am Siebold-Gymnasium in der Altstadt zu sehen.
An diesem Sonntag um 17 Uhr lädt Pfarrer Hermann Becker zum Abendgebet in die Marktheidenfelder Josefskirche ein. Dabei gehe es auch um Gedanken und Impulse zum Kunstwerk. Zu sehen ist es dort noch bis zum 7. Februar.
Mehr Informationen zu den Künstlern Christian Schlosser und Simon Schacht, zusammen "Ate", und ihren Arbeiten auf ihrer Webseite unter www.ate-crew.de