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Marktheidenfeld
Dekan Hermann Becker: Den Blick auch auf das Positive richten
Die Gotteshäuser in der Region stehen zum stillen Gebet zur Verfügung. Auch "Nahrung für die Seele" ist ein Grundbedürfnis des Menschen, sagt Pfarrer Alexander Eckert.
Pfarrer Hermann Becker, katholischer Dekan im Dekanat Lohr.
Foto: Klaus Gimmler | Pfarrer Hermann Becker, katholischer Dekan im Dekanat Lohr.
Dorothee May
 |  aktualisiert: 28.03.2020 02:11 Uhr

Alle Personen und Institutionen müssen in diesen Tagen erst lernen, mit einer Pandemie wie Corona umzugehen. Niemand kann hier auf Erfahrungen zurückgreifen und sucht jeweils für sich selbst nach einem Weg. Schwieriger ist es bei Institutionen wie beispielsweise der Kirche, die vom Austausch mit den Menschen lebt. Gerade in so schweren Zeiten kann der Glauben eine wichtige Stütze für den Einzelnen sein. Doch der Rahmen ist eng gesteckt, es müssen neue Wege gefunden werden.

Natürlich gibt es eine Weisung der Bischöfe, an die sich die örtlichen Kirchen halten sollen. Aber wie sieht es an der Basis tatsächlich aus? Wie gehen die Pfarreien in Marktheidenfeld und Umgebung damit um? Laut bischöflichem Dekret sind alle öffentlichen Gottesdienste in den Kirchen bis 19. April untersagt. Außerdem sind Tauffeiern und Requien in Todesfällen bis zu diesem Datum verboten. Pfarrer Hermann Becker aus Marktheidenfeld, Dekan des katholiscvhen Dekanats Lohr, sieht sich der Situation etwas hilflos gegenüber.

Aktuell sind acht Beerdigungen zu betreuen

Natürlich hält er sich an alle Vorgaben, hat aber zur Zeit auch acht Beerdigungen zu betreuen. Die Trauergespräche finden selbstverständlich statt – mit dem nötigen Abstand zueinander. Auf der Beerdigung selbst soll aber nur der engste Familienkreis anwesend sein und die Requien werden dann vermutlich zusammen als ein gemeinsames Requiem gefeiert. "Es macht einen hilflos. Diese Situation gab es noch nie und sie betrifft die ganze Welt. Deshalb ist es wichtig, einen klaren Kopf zu behalten und den Blick auch auf das Positive zu richten", so Becker.

Der Geistliche betont, dass sich Organisationen bilden und somit eine Solidargemeinschaft entstehe, die sehr positiv sei. Außerdem seien die Gotteshäuser selbstverständlich tagsüber geöffnet und laden so zum stillen Gebet ein. Auch die Glocken läuten natürlich zu den bestimmten Tageszeiten. In der Laurentius Kirche findet jeden Sonntag von 10 bis 17 Uhr eine eucharistische Anbetung mit Aussetzung des Allerheiligsten statt. Es wird also auch hier versucht, den Gläubigen einen Ort anzubieten, an dem sie in gewohnter Atmosphäre beten können.

Pfarrer Alexander Eckert aus Esselbach.
Foto: Lucia Lenzen | Pfarrer Alexander Eckert aus Esselbach.

Angst auf der einen, Gottvertrauen auf der anderen Seite

Der Esselbacher Pfarrer Alexander Eckert erlebt die Menschen in Zeiten von Corona zwiegespalten. Einerseits begegnen ihm viele Leute, die Angst haben; aber auch Hoffnung und Gottvertrauen scheint die Gläubigen umzutreiben. "Ich selbst habe wirklich überhaupt keine Angst vor Corona. Einerseits, weil ich Realist bin und andererseits weil ich das Gottvertrauen habe", so der Geistliche.

In der Esselbacher Kirche brennt jetzt eine geweihte 'Corona-Kerze'.
Foto: Iris Schreck | In der Esselbacher Kirche brennt jetzt eine geweihte "Corona-Kerze".

Ihn beschäftigt auch eine ethische Frage in diesen Tagen: War es die vergangenen Jahre egal, so viele Grippetote zu haben? Zählten hier die Toten nicht so viel? Natürlich stehen auch in Esselbach die Türen der Kirche den Gläubigen tagsüber jederzeit offen. Für den sonntäglichen Gottesdienstbesuch empfiehlt Pfarrer Eckert die Fernsehandacht. Er selbst und Diakon Tobias Eckert feiern jeden Sonntag die Heilige Messe im Pfarrhaus. 

"Corona-Kerze" ruft zum Gebet

In der Pfarrkirche in Esselbach hat Pfarrer Eckert eine spezielle "Corona-Kerze" angezündet. Die Gläubigen ruft er auf, täglich gemeinsam um 21 Uhr ein "Herr, bleibe bei uns" sowie anschließend ein Vaterunser und ein Ave Maria zu beten. Drei Minuten lang werden derweil in der Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Hl. Geist im Spessartgrund die großen Glocken läuten. Pfarrer Eckert selbst, so ist dem Pfarrbrief zu entnehmen, wird zeitgleich den Segen mit dem Allerheiligsten spenden.

Eckert sieht auch die positive Seite dieser Krise. Es sei eine Chance für uns Menschen, sich auf das Wesentliche zu besinnen. "Wenn wir aus dieser Krise damit herausgehen, dass wir auch unsere zwischenmenschlichen Krisen einzudämmen wissen – so wie den Virus –, dann hat doch alles einen tieferen Sinn gehabt", ist sich der Esselbacher Pfarrer sicher.

 
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