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Karlstadt
Wenn aus 1000 Euro pro Festmeter 25 werden: "Neue" Käferarten befallen die Eichen im Wald bei Karlstadt
Trotz neuer forstwirtschaftlicher Herausforderungen konnte 2023 ein Rekordgewinn erzielt werden. Die Brennholzpreise sollen in diesem Jahr nicht steigen.
Eichenprachtkäfer bedrohen nicht nur in Karlstadt wertvolle Eichenwälder.
Foto: Stephan Thierfelder | Eichenprachtkäfer bedrohen nicht nur in Karlstadt wertvolle Eichenwälder.
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 09.03.2024 02:42 Uhr

Der Eichenprachtkäfer klingt eigentlich ganz nett. Wenn die Leiterin des Karlstadter Forstreviers, Claudia Stiglbrunner, aber im Bau-, Umwelt-, Land- und Forstwirtschaftsausschuss von ihm erzählt, vergeht dieser Eindruck schnell. Die absterbende Buche führt zu einem veränderten Bestandsklima im Karlstadter Wald. "Es wird wärmer und somit kommen neue Arten von Käfern zum Vorschein. Den Eichenprachtkäfer gibt es schon lange, aber jetzt kann er bei uns auch invasiv werden und unsere Eichenwälder bedrohen", erklärte Stiglbrunner dem Gremium am Dienstagabend.

Hinzu gesellt sich auch der Eichenkernkäfer, der sich dem Namen nach bis in den Kern des Baumes frisst und so das Holz entwertet. Stiglbrunner weiß, dass das Holz dann nicht mehr für Möbel oder Parkett verwendet werden kann. Bei einer gesunden, dicken Eiche könne der Festmeter über 1000 Euro wert sein. "Sobald dieser Käfer drin ist, sind es noch maximal 25 Euro pro Festmeter", verdeutlichte die Forstwirtin den Wertverlust. 

Eichenprachtkäfer ist Vorbote des Eichenkernkäfers

Da das Eichenholz aktuell gefragt ist wie nie, sollte der Eichenprachtkäfer möglichst früh erkannt und bekämpft werden, damit der Eichenkernkäfer gar nicht erst aufkommen kann. Auf den Einwand von Stadtratsmitglied Eugen Köhler (CSU), dass gerade die Privatwaldbesitzer nicht merken würden, wenn Bäume von den Käfern befallen sind, entgegnete Stiglbrunner, dass sie Leute anspreche, wenn sie Beobachtungen im Privatwald mache. "Wenn jemand Fragen hat, kann man auch jederzeit anrufen und einen Termin ausmachen", ergänzt sie.

Die Tragweite des Käferbefalls im Stadtwald verdeutlicht der Rückblick auf das Forstbetriebsjahr 2023. Durchschnittlich werden im Jahr 7500 Festmeter Holz von der Forstverwaltung als Holzeinschlagsmenge eingeplant. Für 2023 wurde auch wegen des Ukraine-Kriegs und der Unsicherheit beim Gas vorsorglich mit 10 000 Festmetern gerechnet. "Durch viele Trockenschäden, den Borkenkäfer und neuerdings den Eichenprachtkäfer sind wir sogar bei knapp 16 000 Festmetern gelandet", so Stiglbrunners Bilanz.

Die großen Holzmengen, die 2023 gemacht wurden, schlagen sich in finanzieller Hinsicht positiv nieder, nicht zuletzt wegen der Förderung für Klimaangepasstes Waldmanagement, die im September im Ausschuss beschlossen wurde. "Wir haben Einnahmen von über einer Million Euro und einen Gewinn von 640 000 Euro erwirtschaftet. Das ist trotz Trockenheit der mit Abstand höchste Gewinn, den wir jemals hatten", freute sich Stiglbrunner.

Gewinn von 640 000 Euro erzielt

Gerade bei den dickeren Bäumen habe es im vergangenen Jahr viele "zufällige Ereignisse" gegeben, also Störeinflüsse wie den Käferbefall. Die größte Kahlfläche im Stadtwald entstand gezwungenermaßen im Stettener Wald mit drei Hektar Kahlschlag. Stiglbrunner: "Das waren 1400 Festmeter Holz, die sich auch über das Jahr gesehen bemerkbar machen. Wir haben dort schon wieder aufgeforstet, größtenteils mit Eiche aber einen Teil auch versuchsweise mit einer klimaresistenten türkischen Weißtannenart".

Das Geld floss und fließt weiterhin in Anschaffungen wie ein städtisches Fahrzeug (Caddy), in dem Forstwirte ihre Ausrüstung unterbringen können, eine neue Seilwinde oder eine geplante Halle für Ausrüstung.

Jungdurchforstung auf knapp 50 Hektar im Fokus 

Für 2024 rechnet Stiglbrunner mit knapp 6800 Festmetern Holz. Der Schwerpunkt soll dabei in der Jungdurchforstung auf eine Fläche von 48,3 Hektar liegen. "Wir wollen junge Bestände fit für die Zukunft machen, damit Mischbaumarten erhalten werden und wir klimatolerant wirtschaften können", fasste sie zusammen. Die Altdurchforstung ist im laufenden Jahr auf 31,4 Hektar und die Jungbestandspflege auf 13,2 Hektar angedacht.

Als größter Kostenpunkt werden für den Holzeinschlag, die Holzernte und sonstige Unternehmerkosten 150 000 Euro kalkuliert. Etwa 40 000 Euro sind für die Bestandsgründung, also Aufforstungen, Vorarbeiten und Pflanzungen eingeplant. 10 000 Euro könnten für Kulturpflege und Waldschutz und 20 000 Euro für den Wegebau, die Walderschließung und Instandsetzungen anfallen.  Weitere 12 000 Euro kommen durch sonstige Maßnahmen wie Verkehrssicherungen oder Abfallbeseitigung zustande. Der Ausschuss genehmigte die aktuelle Jahresbetriebsplanung für 2024 einstimmig.

Brennholz wird nicht teurer

Unverändert sollen die Brennholzpreise im kommenden Jahr bleiben. Wie Werner Winheim als Sachbearbeiter für Forstangelegenheiten dem Gremium und anwesenden Bürgerinnen und Bürgern mitteilte, soll das an Interessenten verkaufte Holz nicht teurer werden. Somit kostet der Ster Laubholz nach wie vor 49 Euro, der Ster Linde 35 Euro und der Ster Nadelholz 32 Euro.

Beim liegenden Derbholz (Losholz) bleibt das Hartlaubholz je nach Stärke zwischen 8 und 18 Euro pro Ster und im Hieb geschnitten zwischen 23 und 28 Euro pro Ster. Weichlaubholz und Nadelholz kosten jeweils 8 bis 12 Euro pro Ster. Bei allen genannten Preisen kommen noch sieben Prozent Mehrwertsteuer dazu.

Baldige Neuigkeiten zum Radweg am Riementaler Berg

Der Kreisel, der aktuell im Zuge der Wiesenfelder Ortsumgehung gebaut wird, soll nicht von der Stadt gestaltet werden. Das entgegenete Bürgermeister Michael Hombach, nachdem Theo Dittmaier (beide CSU) in seiner Anfrage darauf hinwies, dass die Stadt sowohl den Kreisel vor Karlburg als auch in der Eußenheimer Straße gestaltet. "Wir müssten dann auch die ständige Pflege übernehmen, das wäre zu kostspielig", so Hombach.

Außerdem wollte Dittmaier wissen, wann der im Rahmen des Radverkehrskonzepts angedachte Fahrradweg am Riementaler Berg umgesetzt werden soll. Marco Amrhein, Fachbereichsleiter für Bauwesen und Stadtentwicklung, erklärte, dass zwischenzeitlich ein Planungsbüro beauftragt wurde und zwei mögliche Varianten übersandt hat, die nun besprochen werden müssen. Der Bauausschuss werde sich im März oder April mit dem Thema auseinandersetzen.

Vernachlässigte Grünflächen in Stetten

Oberhalb des Riementaler Bergs vermisst Dittmaier aufgrund der häufigen Unfälle schon lange eine Linksabbiegespur von der Staatsstraße 2435 in die Kreisstraße MSP24. Amrhein versicherte, dass während der Sperrung für Bauarbeiten der Wiesenfelder Ortsumgehung ab Juli eine Abbiegespur gebaut wird.

Florian Burkard (CSU) bemängelte den Zustand der Grünflächen in der Stettener Ortsmitte: "Nachdem der Gärtnereibetrieb abgezogen ist, hat sich in den Folgejahren niemand mehr wirklich um die Bäume gekümmert, mindestens einer ist kaputtgegangen". Da sich Burkard bereits mit einigen Anwohnern über das Problem unterhalten habe, schlägt Hombach vor, zeitnah ein paar der Personen zu nennen, die sich um die Pflege kümmern könnten, um so eine Lösung auszuarbeiten.

 
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