Ein möglichst klimaresistenter Stadtwald gilt schon lange als Ziel des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt. Die Maßnahmen der Vergangenheit rund um das Team von Forstdirektor Christoph Kirchner und Stadtförsterin Claudia Stiglbrunner könnten sich jetzt nicht nur ökologisch, sondern auch monetär bezahlt machen. Im Bau-, Umwelt-, Land- und Forstwirtschaftsausschuss wurde am Dienstag die Bewerbung für das Bundesförderungsprogramm "Klimaangepasstes Waldmanagement" einstimmig beschlossen.
Die Förderung soll Waldbesitzenden dabei helfen, nachhaltig zu bewirtschaften, um durch eine erhöhte Biodiversität einen klimaresistenten Wald zu schaffen und zu sichern. Dafür sei laut Kirchner eine umfangreiche Planung und Vorbereitung des klimaangepassten Waldmanagements nötig. Eine Liste mit zwölf Voraussetzungen steht aktuell zwischen dem Karlstadter Amt und dem Fördertopf. Ein Großteil davon soll allerdings schon heute erfüllt sein oder kein Hindernis darstellen.
Drei der zwölf Fördervoraussetzungen erfordern baldige Anpassungen im Stadtwald
"Das Programm ist zugegebenermaßen sehr lukrativ, weshalb wir uns damit beschäftigen müssen", stellte Kirchner fest, bevor er dem Gremium die einzelnen Fördervoraussetzungen Punkt für Punkt darlegte. Einige Bedingungen, wie die Verwendung standortsheimischer Baumarten bei Pflanzungen oder die Einbringung von Mischbaumarten, bildeten seit langem Grundsätze der Arbeit des AELF. Andere Punkte erforderten in Zukunft lediglich minimale Anpassungen.
Die Umsetzung von drei Fördervoraussetzungen könnte sich aber wohl doch etwas schwieriger gestalten. Die Erhöhung der Diversität von Totholz – das unter anderem als Unterschlupf für Insekten und andere Tiere dient – werde beispielsweise eine weniger leichte Aufgabe. "Wir haben eine sehr starke Brennholznutzung und gleichzeitig wird immer wieder der Wunsch der Bürger nach einem möglichst sauberen Stadtwald deutlich. Das für uns kein neues Problem. Das werden wir angehen", so Kirchner.
Erhalt von fünf Habitatbäumen pro Hektar ist umfangreiche Aufgabe
Ebenfalls zu bewerkstelligen, aber mit der Einstellung einer zusätzlichen Arbeitskraft verbunden, ist der Erhalt von mindestens fünf Habitatbäumen pro Hektar Waldfläche. Diese Bäume, die anderen Lebewesen besondere Lebensräume bieten, sollen bis zur Zersetzung stehen bleiben und bis spätestens zwei Jahre nach Antragstellung ausgewiesen sein. Kirchner sehe darin eine "umfangreiche Aufgabe", betonte aber, dass auch die Kosten der zusätzlichen Arbeitskraft "im Rahmen des Fördersatzes leicht geleistet" werden könnten.
Den letzten Absatz des Zwölf-Punkte-Programms bezeichnete der Forstdirektor schließlich als "knackigsten Punkt". Gefordert wird eine Stilllegung von fünf Prozent der Waldfläche. Bei einer gesamten Stadtwaldfläche von 1771 Hektar bedeute das, 88,5 Hektar davon künftig nicht zu nutzen. Wie Kirchner erklärte, erstrecke sich der Nutzungsverzicht somit auch auf Flächen, die aktuell noch bewirtschaftet werden. "Wir werden hier gucken, was naturschutzfachlich Sinn ergibt". Die Abstriche werde es demnach nicht in Bereichen mit Wertholzbeständen geben.
In den ersten zehn Jahren 145 000 Euro jährliche Fördersumme
Unterm Strich sei man bei der AELF guter Dinge, auch die weniger selbstverständlichen Punkte im Sinne der Förderung umsetzen zu können. "Wir hätten ohne das Programm vom Bund nicht alles genauso gemacht, aber nur so gibt es das Fördergeld. Also haben wir einen neuen und guten Grund, diese Punkte anzugehen", fasste Kirchner zusammen. Der "neue und gute Grund": In den ersten zehn Jahren stünde eine jährliche Förderung von 145 000 Euro in Aussicht. In den Jahren elf bis 20 wären es noch 8800 Euro im Jahr, da dann lediglich das Kriterium der Stilllegung auf fünf Prozent der Waldfläche zu erfüllen ist.